Morgentod. Ole R. Börgdahl

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Morgentod - Ole R. Börgdahl Tillman-Halls-Reihe

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feierte. Eigentlich hatte er mich nicht überredet, und wenn doch, dann hatte er es sehr leicht. Ich folgte seinem roten Ford durch zwei Querstraßen und ein ganzes Stück am Elbufer entlang. Die Straße machte schließlich einen Knick, führte an einer weißen Mauer entlang, bis wir ein hohes gusseisernes Tor erreichten, das weit offenstand. Bruckner befuhr das Grundstück, ich folgte ihm mit meinem Century. Die Kiesauffahrt verlief in einem weiten Bogen bis hin zu der weißgetünchten Stadtvilla. Auf dem Grundstück gab es noch einen Garagentrakt und zwei Nebengebäude, die etwas von der Villa entfernt standen. Die Wege zwischen den Gebäuden waren ebenfalls mit Kies aufgeschüttet, mit weißem Kies. Weiße Gebäude mit roten Ziegeldächern. Der Garagentrakt hatte ein Flachdach. Bruckner verließ den Kiesweg, fuhr auf eine Rasenfläche und parkte dort, wo bereits zwei Streifenwagen und vier weitere Fahrzeuge standen. Die Nummernschilder verrieten die Polizeiwagen. Ein Transporter und zwei dunkelblaue Ford Mondeos. Der vierte Wagen hatte ebenfalls ein Hamburger Nummernschild. Es war ein wuchtiger Audi A8 ABT-Tuning in Silber mit Zwanzig-Zoll-Sportfelgen und verdunkelten Seitenscheiben. Der Wagen war rückwärts eingeparkt und so sah ich, dass in der Windschutzscheibe ein Aufkleber mit dem Äskulapstab haftete. Ich wunderte mich kurz über den protzigen Auftritt des Gerichtsmediziners. Ich fuhr an dem Audi vorbei und stellte meinen Century gleich hinter Bruckners Ford ab. Wir stiegen aus. Bruckner und ich sahen uns um. Der Park war riesig. Ich rechnete, begann im Kopf eine Aufteilung des Grundstücks, gab es aber auf. Einerseits war es Verschwendung, andererseits wäre es eine Sünde gewesen, eine solche Fläche auseinanderzureißen. Bruckner stieß mich an. Wir machten uns über den weißen Kies auf den Weg zur Eingangstreppe. Das Portal war nicht überfrachtet. Ein Vordach getragen von zwei Säulen, das ganze vier, fünf Meter hoch. Oben auf dem Vordach war die Balustrade eines Balkons zu sehen. Dahinter eine Reihe von bodentiefen Fenstern oder Türen mit weißen Holzrahmen und Sprossenscheiben. Das gesamte Gebäude hatte in den Fenstern diese Sprossenscheiben, die zum Stil passten. Vor zwei Jahren hätte ich die Bauausführung noch nicht unterscheiden können, doch jetzt war ich sicher, dass die Villa zum größten Teil im Jugendstil gehalten war. Die Treppe zum Portal hatte links und rechts eine geschwungene Balustrade, die mich an den Barkenhof in Worpswede bei Bremen erinnerte. Das Ganze war nur etwas mächtiger und größer und die beiden Säulen oben am Ende der Treppe fehlten dem Barkenhof natürlich. Gustav hatte im letzten Jahr tatsächlich ein Objekt in der ehemaligen Künstlerkolonie in Worpswede angeboten bekommen. Es gab einige Hamburger Interessenten. Am Ende hatte ein ehemaliger Kölner Sparkassenfilialleiter den Zuschlag für den sanierten Resthof am Ortsrand von Worpswede erhalten. In der Zeit nach dem Deal hatte ich mich dann etwas mehr mit dem Jugendstil beschäftigt.

      Bruckner und ich stiegen die Treppe hinauf und ich erwartete im Haus weitere Merkmale des Jugendstils zu finden. Wir hatten kaum die Tür erreicht, als uns auch schon ein Uniformierter mit aufgeregtem Gesichtsausdruck entgegenkam. Bevor der Mann etwas sagen konnte, hatte Bruckner seine Dienstmarke aufblitzen lassen und wir durften ohne weitere Aufregung passieren. Meine Vermutung, was den Jugendstil betraf, schien sich zu bestätigen. In der großzügigen Diele standen zwei Stühle und ein schwarzes, gusseisernes Kaminbesteck. Die langen Griffe des Schürhakens, der Schaufel, des Besens und der Kaminzange wiesen die typischen Rundungen auf. Der Durchgang von der Diele zur Eingangshalle bestand aus einer Buntglaswand mit einer zweiflügeligen Glastür. Auf alles traf die Stilbeschreibung zu, die mir spontan wieder einfiel: dekorativ geschwungene Linien mit flächenhaften floralen Ornamenten. Eine schöne Umschreibung. Bruckner hatte hierfür keinen Blick. Er wandte sich an den Uniformierten, der ein kleinwenig strammzustehen schien, als er angesprochen wurde.

      »Wo ist der Dauerdienst?«

      Ich musste selbst überlegen, was Bruckner damit meinte. Der Uniformierte schien aber überhaupt keine Vorstellung zu haben, wonach er gefragt wurde. Der Mann war wirklich sehr jung. Bei einer anderen Gelegenheit hatte Bruckner einmal über seine jungen Kollegen gesagt, dass er nicht verstehe, warum man sie so früh aus der Kaserne der Bereitschaftspolizei herausließe.

      »Ich ..., äh ..., meinen Sie die anderen Herren?«, war die durchaus berechtigte Gegenfrage des Polizisten.

      Bruckner schüttelte den Kopf. »Wo müssen wir hin?«

      Der junge Uniformierte hatte sich wieder gefangen. »Ich bringe Sie.«

      Bruckner hatte nichts einzuwenden und wir folgten dem Mann. Er hielt uns einen Flügel der Glastür geöffnet und wir betraten die Eingangshalle. Es war so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein großer, halbrunder Raum, der nach oben die erste Etage durchbrach und in seinem Zentrum durch einen ausladenden Kronleuchter beschirmt wurde. Es gab eine breite, geschwungene Treppe, die sich auf halbem Wege nach oben verjüngte, um dann auf dem Rest des Weges hinauf zur Galerie wieder breiter zu werden. Das Treppengeländer zog sich ebenfalls in einem eleganten, jugendstilhaften Schwung nach oben und wurde schließlich in die Balustrade der halbkreisförmigen Galerie aufgenommen. Ich hoffe diese Beschreibung gibt einen Eindruck der Schönheit.

      Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann war mir wieder bewusst, dass ich nicht zu einer Objektbesichtigung hier war. Rechts von uns öffnete sich eine Tür. Drei Herren stürmten heraus und traten zu uns. Hartmann war mir noch bekannt. Der zweite Polizist in zivil wurde mir als Hermann Seitz vom Kriminaldauerdienst vorgestellt. Hinter ihm stand der dritte Mann. Mir fiel sofort der klassische Arztkoffer auf, den er in der rechten Hand hielt. Es war heutzutage nicht mehr praktisch mit diesen Taschen herumzulaufen, es sei denn, man war kein Arzt. Braunes, glattes Leder mit goldenen Beschlägen. Die Tasche und die gesamte Aufmachung des Mannes passten zu dem Audi, der draußen parkte. Bruckner wandte sich an Hartmann, der sofort mit seinem Bericht begann.

      »Die Tote liegt in der Bibliothek. Die Leute aus dem Haus warten im Salon. Udo passt auf.«

      Mit Udo meinte Hartmann seinen Kollegen Udo Galler, der ebenfalls beim Erkennungsdienst arbeitete. Hartmann selbst hatte, seitdem ich ihn kannte, immer eine Doppelfunktion gehabt. Bruckner setzte ihn als eine Art Assistenten ein. So war es schon vor ein paar Monaten, als ich das erste Mal mit Bruckner zusammengearbeitet hatte.

      »Wie viele sind es?«, fragte Bruckner.

      »Im Salon warten vier. Ich habe die Personalien bereits aufgenommen. Und auch schon ans Präsidium weitergegeben.«

      »Wer sind die Leute?«

      »Drei Hausangestellte und der Hausherr. Frau von Treibnitz ist auf ihrem Zimmer, der Doktor hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben.«

      Hartmann deutete auf den Mann mit dem Arztkoffer, der jetzt vortrat und Bruckner die Hand reichte.

      »Dr. Loos«, stellte er sich vor.

      Bruckner musterte ihn ein, zwei Sekunden. »Sind Sie der Hausarzt derer von Treibnitz?«

      »Bitte?«, fragte Dr. Loos und er schien wirklich nicht verstanden zu haben.

      »Ob Frau von Treibnitz Ihre Patientin ist, sind Sie deswegen hier?« Bruckner sprach bewusst langsam.

      »Nein, nein, ich bin wegen der Leichenschau gekommen«, erklärte der Arzt.

      Hartmann griff ein. »Der Doktor ist von einer der Angestellten gerufen worden.«

      »Ja, das stimmt«, bestätigte Dr. Loos. »Die Köchin, Frau Salbert hat mich angerufen. Ich wohne hier in der Gegend. Frau Salbert und ich kennen uns. Ich sollte Erste Hilfe leisten, aber ich muss sagen, es war natürlich schon zu spät.«

      »Dr. Loos hat den Tod der Toten festgestellt«, erklärte Hartmann. »Also die erste Leichenschau vorgenommen.«

      »Das alles ist mir etwas unangenehm«, stammelte der Doktor. »Ich bin Hals-Nasen-Ohren-Arzt, leite eine Privatklinik. Das, was da mit der Frau geschehen ist, gehört sozusagen nicht in mein Fachgebiet.«

      »Aber

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