Leiche an Bord. Ole R. Börgdahl
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»Aber allerhöchstens.« Ich zögerte. »Was haben Sie denn mit mir vor?«
»Eine kleine Expedition«, sagte Bruckner grinsend. »Eigentlich spielt sich mein Lehrgang fast ausschließlich im Seminarraum ab, aber mit diesem Fall hier«, er hielt die rote Mappe hoch, »gehen wir ins Feld oder besser gesagt ans Meer.«
»Bei diesem Wetter«, sagte ich lachend und schaute hoch zum Blau des Himmels, »kann ich bestimmt noch etwas Zeit erübrigen.«
*
Wir wechselten noch einmal das Thema, aßen in Ruhe zu Ende und nahmen uns auch noch die Zeit für einen abschließenden Kaffee. Dann fuhren wir in meinem Century. Es war ein Katzensprung von zehn Minuten. Der neue Fährhafen lag etwas außerhalb und hatte nichts von der Beschaulichkeit, des maritimen Sassnitz. Nüchterne Zweckbauten rund um die Fähranleger, mehrspurige Autorampen, ein Parkhaus, Verwaltungsgebäude und sogar Eisenbahnschienen. Bruckner erklärte mir, dass der Eisenbahnverkehr nach Schweden im Juni dieses Jahres eingestellt werden soll. Er dirigierte mich näher ans Hafenbecken. Es gab sogar eine Station der Wasserschutzpolizei, die sich einen hässlichen Stahlbetonklotz mit dem Zoll teilte. Ich durfte direkt vor dem Gebäude auf einem Parkplatz für Einsatzfahrzeuge halten.
Bruckner zückte eine Plakette aus seiner Jackentasche und schob sie zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe meines Centurys.
»So, damit die Kollegen nicht auf dumme Gedanken kommen.«
Wir stiegen aus. Ich folgte Bruckner um das Gebäude herum. Wir steuerten auf eine Gruppe von zwei Frauen und einem Mann zu, die wie brave Schüler ihre Zigaretten auf dem Boden austraten, als wir uns näherten. Bruckner wurde gleich von dem Mann begrüßt, ein sportlich schlanker Typ, Ende dreißig, mit gegelten, zurückgekämmten Haaren.
»Na Kurt, bringst du uns Ersatz für Manuel?«
Bruckner stutzte. »Wieso, was ist denn mit ihm?«
»Dem ist die Scholle nicht bekommen.«
Eine der beiden Frauen schüttelte den Kopf. »Klaus erzählt Mist. Manuel war heute Morgen schon nicht richtig fit. Er hat sich ins Hotel aufs Zimmer gelegt und lässt sich entschuldigen.«
»Danke Gisela, hätte er mir aber auch selbst sagen können, na egal.« Bruckner überlegte. »Den Ersatzmann habe ich allerdings nicht mitgebracht.« Er wandte sich kurz an mich. »Das ist Mr. Tillman Halls, ein amerikanischer Kollege, oder besser gesagt, ein Ex-Kollege, ein Ex-Cop.«
Schlechter konnte Bruckner mich nicht vorstellen, dachte ich sofort. Er war aber noch nicht fertig.
»Mr. Halls hat mich bei einigen interessanten Fällen der letzten Jahre unterstützt und er ist in gewisser Weise dafür verantwortlich, dass es unseren Profilerkurs überhaupt gibt.«
Das war mir neu. Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt übertreiben Sie bitte nicht, Herr Oberkommissar.« Ich lachte und die zweite Dame in der Runde, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat vor und reichte mir die Hand.
»Hallo, ich bin die Ute. Wir duzen uns hier alle, ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dich Tillman nenne.«
»Freut mich Ute«, antwortete ich mit einem Nicken. Dann gaben auch Gisela und Klaus mir die Hand.
Bruckner räusperte sich. »Na, dann haben wir das ja geklärt.« Er wandte sich wieder an mich. »Der Kurs hat ja eigentlich fünf Teilnehmer. Außer Manuel haben wir einen weiteren Abgang. Ein Kommissar aus Berlin hat den halben Kurs bereits vor einem Monat absolviert und sich entschieden, den Teil, den er schon kennt, auszulassen.«
»Kurt spricht von Mr. Wichtig«, kommentierte Ute und sah mich lächelnd an.
Gisela nickte. »Wir haben hier eine Regel: keine Handys. Aber der Typ war immer auf Sendung, hat irgendwie genervt.«
»Ich mache es gleich aus«, sagte ich lachend. »Bin jetzt sowieso privat hier.«
»Nein, nein nicht nötig«, sagte Bruckner. »Das gilt nur für die Kursteilnehmer.«
»Schon geschehen«, sagte ich und steckte mein Smartphone wieder in die Jackentasche. Ich sah mich um. »Und jetzt möchte ich die Show sehen, bin ganz gespannt.«
»Stimmt!«, sagte Bruckner und sah auf seine Armbanduhr. »Wir müssen tatsächlich ein wenig auf die Zeit achten, sonst ist unser Tatort wieder auf See.«
Bruckner deutete zum Fähranleger. Alle drehten sich zu dem Schiff um, das dort direkt vor den Autorampen angedockt lag. Die MS Dargast erschien mir nicht sehr groß.
»Wir sind angemeldet und müssen uns wirklich beeilen.« Bruckner und Klaus schritten voran.
Ute ging neben mir. »Bist du wirklich ein Ami? Ich meine, dein Akzent verrät dich nicht gerade?«
Ich nickte. »New York, aber wir haben zu Hause viel Deutsch gesprochen. Meine Großeltern. Darum habe ich wohl auch gleich noch eine Deutsche geheiratet. Jetzt leben wir in Hamburg.«
»Ach!«, sagte Ute. »Ich komme aus Bremen.«
»New York!« Gisela ging jetzt auch neben mir. »Dann stimmt das mit dem Cop.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte ich. »NYPD, aber das ist wirklich nichts Besonderes. Ich bin schon ein paar Jahre in anderen Geschäften unterwegs. Darum lebe ich auch in Hamburg.«
»Was sind das für Geschäfte?«, fragte Ute.
»Immobilien, ich bin Makler. Häuser, Wohnungen, Grundstücke, Vermietungen, das ganze Repertoire.«
»Immobilien! Wie passt das denn zum NYPD?«
»Gar nicht! Meinem Schwiegervater gehört das Geschäft. Ich habe eingeheiratet. Sagt man das hier so?«
Ute nickte. »Klingt lustig, eingeheiratet, ein gezähmter Bulle.«
»Hey, ich suche wirklich eine neue Wohnung«, rief Gisela. »Da könnte ich ein paar Tipps gebrauchen.« Sie lachte. »Das sind ja manchmal Schweinehunde, diese Makler.« Sie räusperte sich. »Anwesende natürlich ausgenommen.«
Ute ließ sich nicht vom Thema abbringen. »Und dann konntest du deine Polizeimarke einfach so an den Nagel hängen?«
Ich schüttelte den Kopf. »So einfach war das tatsächlich nicht. Wären wir in New York geblieben, dann hätte ich es nicht gekonnt. Das mit Hamburg war schon entscheidend. Ich habe nur einen Fehler gemacht.«
»Und welchen?« Ute sah mich von der Seite an.
»Als wir damals nach Hamburg gezogen sind, konnte ich es nicht lassen und habe ein Internetformular des BKA ausgefüllt und meine Profilerkenntnisse großzügig angepriesen. Ja und da hat mich der Herr Kriminaloberkommissar ausgegraben.«
»Und da hat er dich bequatscht?«, sagt Ute spöttisch. »Und du hast natürlich einen riesen Vorsprung mit diesem ganzen Profilerkram, wenn du aus den Staaten kommst.«
»Ja, das hat Bruckner auch gehofft«, sagte ich lachend. Ich dachte