Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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style="font-size:15px;">      „Tim?“

      „Musste das sein? Ein Stopp hätte gereicht“, brummt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

      Nah, das glaube ich nicht. Aber ich will nicht mit ihm diskutieren.

      „Ich konnte nicht schlafen“, murmelt er, als wolle er sein Handeln erklären. „Ich wusste, dass du nur ein Stockwerk über mir liegst und wollte dich eigentlich nur sehen. Aber dann hast du dich so in deine Decke gekuschelt und ich dachte, dass du mich gehört hast“, raunt er leise. „Es ist unglaublich!“, redet er in einem Wortschwall weiter. „Wenn ich bei dir bin werde ich echt zum Tier.“ Er grinst wohl, denn ich sehe eine weiße Zahnreihe aufblitzen und ich bin froh, dass er sich von dem Sturz wieder erholt hat und auch noch witzig sein will.

      „Siehste, das meine ich doch. Das ist alles nur dunkler Zauber“, mahne ich und weiß nur zu gut, was er meint. Aber mir wird auch klar, dass ich besser dagegen ankomme als er. Vielleicht liegt das an Marcel? Dass ich Tim und dem Fluch des Alchemisten nicht nachgebe, ist vielleicht wirklich sein Verdienst.

      Tim setzt sich schwerfällig auf. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfallen. Und meine Rippen waren auch dagegen, das kannst du mir glauben. Aber du machst mich echt rasend! Und ich war mir sicher, dass du es auch willst.“ Wieder grinst er mich entschuldigend an. „Und dass du mich einfach aus dem Bett schmeißt … Ich hätte mir etwas abbrechen können“, versucht er das Ganze ins Scherzhafte zu ziehen.

      Draußen im Gang hören wir Stimmen und die Schwestern, die hin und her laufen. Ich hoffe nur, sie kommen nicht rein.

      „Geht’s denn wieder?“, frage ich und bekomme nur schwer die Gefühle aus dem Kopf, die er in mir entfacht hatte. Beinahe hätten wir miteinander geschlafen.

      Meine Gefühle diesbezüglich sind schrecklich gegensätzlich. Fast bereue ich mein Eingreifen. Hätte ich nicht noch einen Augenblick den Glauben an einen Traum aufrechterhalten können? Wenn Tim nichts gesagt hätte …

      Aber mir ist auch klar, was ich verhinderte. Wenn doch nur alles ein alchemistischer Fluch ist, hätte ich schnell so enden können, wie alle Frauen in den Generationen vor mir.

      „Willste nachsehen?“, fragt Tim frech grinsend und greift nach dem Bund seiner Schlafanzughose.

      „Vergiss es“, raune ich mit belegter Stimme. Tim ist so ein Spinner und es scheint ihm überhaupt nicht peinlich zu sein, was er mit mir anstellte. Ich spüre immer noch das Kribbeln dort, wo er seinen Finger in mich geschoben hatte und bin mir gar nicht sicher, ob ich ihn nicht doch noch in mein Bett zerre, wenn er nicht bald geht.

      Plötzlich klingelt es ohrenbetäubend in der Dunkelheit und wir schrecken beide zusammen.

      Es ist mein Telefon, das auf meinem Nachttisch steht.

      Schnell reiße ich den Hörer herunter, in der Hoffnung, dass der Krach aufhört. Dabei starre ich auf den Hörer, als wüsste ich gar nicht, was man mit so einem Teil macht.

      Tim lässt das Licht an meinem Bett anspringen und sieht mich aus seinen dunkel funkelnden Augen fragend an.

      Eine Stimme am anderen Ende ruft: „Hallo … Hallo Carolin? Bis du da? Hallo?“

      Ich reiße den Hörer an mein Ohr und Tim schüttelt den Kopf und lacht leise darüber, wie durcheinander ich bin. Genugtuung huscht über sein Gesicht.

      Ich bin der ganzen Situation gar nicht mehr gewachsen. „Ja!“, hauche ich in den Hörer.

      „Entschuldige, Schatz. Aber ich konnte dich auf deinem Handy nicht erreichen. Da habe ich gedacht, ich rufe dich auf dem Krankenhaustelefon an. Ich habe einfach die normale Nummer des Krankenhauses mit deiner Zimmernummer versucht und es geht tatsächlich“, sprudelt Marcels dunkle Stimme mir entgegen. „Ich hätte nicht einschlafen können, ohne dir vorher eine gute Nacht zu wünschen. Wegen Christiane und der dummen Krankenschwester hatte ich das Gefühl heute viel zu kurz gekommen zu sein.“

      „Das tut mir leid“, stammele ich und weiß gar nicht so richtig den Zusammenhang. Ich sehe nur in Tims dunkle Augen, die sich verdrossen zu Schlitzen verengen.

      „Du fehlst mir so“, höre ich und bin mir mit aufsteigendem Unmut bewusst, dass ich nun auch antworten muss.

      „Du mir auch“, murmele ich, und habe nicht das Gefühl, dass das ehrlich klingt.

      Ich sehe Tim vorsichtig an, dessen Gesichtsausdruck einen harten Zug annimmt. Nur mit Lippenbewegung fragt er: „MARCEL?“

      Ich nicke und seine Augen funkeln wütend auf. Er streckt seine Hand aus und streichelt über meinen Arm, der den Hörer hält. Ich greife schnell danach und schiebe sie weg, die Gänsehaut ignorierend, die seine Berührung auslöst, weil die Spannung zwischen uns, mit Marcel am Telefon, unerträglich wird.

      „Ich werde morgen versuchen früher zu kommen. Versprochen. Und wenn ich dich abholen kann, gehe ich so schnell nicht wieder“, stammelt Marcel wie ein kleiner Junge, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Er ist wirklich süß. Aber Tim schiebt sich dicht an mich heran und knöpft einen Knopf nach dem anderen von meiner Pyjamajacke auf.

      Ich schlage ihm auf die Finger, dass es laut klatscht. Erschrocken verdrehe ich die Augen und Tim grinst, ohne dass seine Augen den grimmigen Ausdruck verlieren. Er scheint es ernsthaft darauf anzulegen, dass Marcel von seiner Anwesenheit in meinem Zimmer erfährt. Was soll ich nur tun?

      „Das brauchst du dann auch nicht“, versuche ich Marcel sinnvoll zu antworten. Aber mein Kopf ist nicht bei der Sache.

      „Kann ich dann wirklich bei dir bleiben?“, fragt Marcel mit hoffnungsvoller Stimme. „Bis zum Wochenende?“

      Ich will ihm einfach schnell antworten und schnell das Gespräch beenden. Tim hat sich mittlerweile noch dichter an mich herangeschoben und drängt sein Ohr dicht an den Hörer.

      Ich drehe den Kopf weg, um ihm das Mithören zu erschweren. Ich will Marcel schnell antworten und brumme gerade ein „Ja“, als Tim mit einer Hand mein Kinn packt und mir einen Kuss auf den Mund drückt. Ich sehe ihn verdattert an und wage keinen Mucks zu machen, schiebe aber seine Hand energisch beiseite.

      „Jetzt werde ich erst recht nicht mehr schlafen können. Hoffentlich kann ich dich morgen abholen“, höre ich Marcel sagen.

      „Das wäre schön“, murmele ich und starre Tim aufgebracht entgegen, der über meine Beine steigt und sich auf meine Oberschenkel setzt. Seine Lippen legen sich wieder auf meine und er schiebt seine Zunge in meinen Mund, während seine Hände sich in mein Haar schieben.

      Das geht entschieden zu weit. Ich gebe ihm mit der freien Hand einen Stoß vor die Brust, was ihn mit den Armen nach Halt rudern lässt. Dabei verheddert er sich in dem Telefonkabel und reißt mir fast den Hörer aus der Hand. Es scheppert laut, weil die Vase auf meinem Tisch davon umgerissen wird. Ich höre plätschernd das Wasser auf den Fußboden laufen.

      Tim fängt sich nur mit Mühe, mich entrüstet anstarrend.

      „Verdammt!“, fauche ich wütend.

      Tim streicht sich über den Verband und verzieht wehleidig das Gesicht. Missmutig steigt er aus dem Bett und mustert mich mürrisch.

      „Was ist bei dir los?“, höre ich Marcel fragen: „Ist alles okay?“

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