Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

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Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

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Ohren, sie alle hörten jedes Wort, welches die Nachbarhenne sagte; und sie rollten mit den Augen, und die Eulenmutter schlug mit den Flügeln und sprach: »Hört nur nicht darauf! Aber Ihr hörtet es wohl, was dort gesagt wurde? Ich hörte es mit meinen eigenen Ohren, und man muß viel hören, ehe sie Einem abfallen! Da ist eine unter den Hühnern, welche in solchem Grade vergessen hat, was sich für eine Henne schickt, daß sie sich alle Federn ausrupft, und es den Hahn sehen läßt!«

      » Prenez garde aux enfants!« sagte der Eulenvater, »das ist Nichts für die Kinder!«

      »Ich will es doch der Nachbareule erzählen; das ist eine sehr achtbare Eule im Umgange!« und darauf flog sie davon.

      »Hu, hu! uhuh!« heulten sie Beide in den Taubenschlag des Nachbars zu den Tauben hinein. »Habt Ihr's gehört? Habt Ihr's gehört? Uhuh! Eine Henne ist da, welche sich des Hahns wegen alle Federn ausgerupft hat; sie wird erfrieren, wenn sie nicht schon erfroren ist. Uhuh!«

      »Wo? wo?« girrten die Tauben.

      »Im Hofe des Nachbars! ich habe es so gut wie selbst gesehen! Es ist beinahe unpassend, die Geschichte zu erzählen. Es ist ganz gewiß!«

      »Glaubt, glaubt jedes einzelne Wort!« sagten die Tauben, und girrten in ihren Hühnerhof hinunter: »Eine Henne ist da, ja, einige sagen, daß ihrer zwei da sind, welche sich alle Federn ausgerupft haben, um nicht so wie die anderen auszusehen, und um die Aufmerksamkeit des Hahnes zu erwecken. Das ist ein gewagtes Spiel, man kann sich erkälten und am Fieber sterben, und sie sind Beide gestorben!«

      »Wacht auf! wacht auf!« krähte der Hahn, und flog auf die Planke; der Schlaf saß ihm noch in den Augen, aber er krähte dennoch: »Drei Hennen sind vor unglücklicher Liebe zu einem Hahne gestorben! Sie hatten sich alle Federn ausgerupft! Das ist eine häßliche Geschichte; ich will sie nicht für mich behalten, sie mag weiter gehen!«

      »Laßt sie weiter gehen!« pfiffen die Fledermäuse, und die Hühner gluckten und die Hähne krähten: »Laßt sie weiter gehen! Laßt sie weiter gehen!« und so ging die Geschichte von Hühnerhaus zu Hühnerhaus, und kam zuletzt an die Stelle zurück, von welcher sie eigentlich ausgegangen war.

      »Fünf Hühner,« hieß es, »haben sich alle Federn ausgerupft, um zu zeigen, welche von ihnen aus Liebesgram für den Hahn am magersten geworden sei, – und dann hackten sie sich gegenseitig blutig und stürzten todt nieder, zum Spott und zur Schande für ihre Familie, und zum großen Verluste des Besitzers!«

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      Die Henne, welche die lose, kleine Feder verloren hatte, kannte natürlich ihre eigene Geschichte nicht wieder, und da sie eine respectable Henne war, so sagte sie: »Ich verachte jene Hühner; aber es giebt mehrere der Art! So etwas soll man nicht verschweigen, und ich werde das Meinige dazu thun, daß die Geschichte in die Zeitung kommt, dann verbreitet sie sich durch das ganze Land; das haben die Hühner verdient, und ihre Familie auch.«

      Es kam in die Zeitung, es wurde gedruckt, und es ist ganz gewiß: eine kleine Feder kann wohl zu fünf Hühnern werden!

      Nun höre einmal! –

      Draußen auf dem Lande, dicht am Wege lag ein Landhaus; Du hast es gewiß selbst einmal gesehen. Vor demselben ist ein kleiner Garten mit Blumen und einem Stackete, welches angestrichen ist; dicht dabei am Graben, mitten in dem schönsten, grünen Grase, wuchs eine kleine Gänseblume; die Sonne beschien sie eben so warm und schön, wie die großen, schönen Prachtblumen im Garten, und deshalb wuchs sie von Stunde zu Stunde. Eines Morgens stand sie, mit ihren kleinen, blendend weißen Blättern, die wie Strahlen um die gelbe Sonne in der Mitte ringsherum sitzen, ganz entfaltet da. Sie dachte nicht daran, daß kein Mensch sie dort im Grase sähe, und daß sie eine arme, verachtete Blume sei; nein, sie war sehr vergnügt, sie wendete sich nach der warmen Sonne hin, sah zu ihr auf und horchte auf die Lerche, die in der Luft sang.

      Die kleine Gänseblume war so glücklich, als ob es ein großer Festtag wäre, und es war doch nur ein Montag. Alle Kinder waren in der Schule; während die auf ihren Bänken saßen und lernten, saß sie auf ihrem kleinen, grünen Stengel und lernte auch von der warmen Sonne und Allem rings umher, wie gut Gott ist; und es gefiel ihr recht, daß die kleine Lerche Alles, was sie in der Stille fühlte, so deutlich und schön sang. Und die Gänseblume blickte mit einer Art Ehrfurcht zu dem glücklichen Vogel, der singen und fliegen konnte, empor, war aber nicht betrübt, daß sie es selbst nicht konnte. »Ich sehe und höre ja!« dachte sie; »die Sonne bescheint mich und der Wald küßt mich! O, wie reich bin ich doch begabt!«

      Innerhalb des Stacketes standen viele steife, vornehme Blumen; je weniger Duft sie hatten, um so mehr prunkten sie. Die Päonien bliesen sich auf, um größer als eine Rose zu sein; aber die Größe macht es nicht! Die Tulpen hatten die allerschönsten Farben, und das wußten sie wohl und hielten sich kerzengerade, damit man sie besser sehen möchte. Sie beachteten die kleine Gänseblume da draußen nicht, aber diese sah desto mehr nach ihnen und dachte: »Wie sind die reich und schön! Ja, zu ihnen fliegt sicher der prächtige Vogel hernieder und besucht sie! Gott sei dank, daß ich so nahe dabeistehe, da kann ich doch die Pracht zu sehen bekommen!« Und so wie sie das dachte: »Quivit!« da kam die Lerche geflogen; aber nicht zu den Päonien und Tulpen herunter – nein, nieder ins Gras zu der armen Gänseblume. Die erschrack vor Freude so, daß sie nicht wußte, was sie denken sollte.

      Der kleine Vogel tanzte rings um sie her und sang: »Nein, wie ist doch das Gras so weich. Und sieh, welch eine liebliche, kleine Blume mit Gold im Herzen und Silber auf dem Kleide!« Der gelbe Punkt in der Gänseblume sah ja auch aus wie Gold, und die kleinen Blätter rings herum erglänzten silberweiß.

      Wie glücklich die kleine Gänseblume war – nein, das kann Niemand begreifen! Der Vogel küßte sie mit seinem Schnabel, sang ihr vor und flog dann wieder in die blaue Luft hinauf. Es währte sicher eine Viertelstunde, bevor das Gänseblümchen sich erholen konnte. Halb verschämt und doch innerlich erfreut, sah es nach den andern Blumen im Garten; sie hatten ja die Ehre und das Glück, das ihm widerfahren war, gesehen; sie mußten ja begreifen, welche Freude es war. Aber die Tulpen standen noch einmal so steif, wie früher; und dann waren sie spitz im Gesichte und roth, denn sie hatten sich geärgert. Die Päonien waren dickköpfig; es war gut, daß sie nicht sprechen konnten, sonst hätte die Gänseblume eine ordentliche Zurechtweisung bekommen. Die arme, kleine Blume konnte wohl sehen, daß sie nicht bei guter Laune waren, und das that ihr recht herzlich wehe. Zur selben Zeit kam ein Mädchen mit einem großen, scharfen und glänzenden Messer in den Garten; es ging durch die Tulpen hin und schnitt eine nach der andern ab. »Uh!« seufzte die kleine Gänseblume; »das ist ja schrecklich: nun ist es mit ihnen aus!« Dann ging das Mädchen mit den Tulpen fort. Das Gänseblümchen war froh darüber, daß es draußen im Grase stand und eine kleine Blume war; es fühlte sich sehr dankbar, und als die Sonne unterging, faltete es seine Blätter, schlief ein und träumte die ganze Nacht von der Sonne und dem kleinen Vogel.

      Am nächsten Morgen, als die Blume wieder glücklich alle ihre weißen Blätter wie kleine Arme gegen Luft und Licht ausstreckte, erkannte sie des Vogels Stimme: aber es klang traurig, was er sang. Ja, die arme Lerche hatte guten Grund dazu; sie war gefangen und saß nun in einem Käfige, dicht bei dem offenen Fenster. Sie besang das freie und glückliche Umherfliegen, sang von dem jungen, grünen Korn auf dem Felde und von der herrlichen Reise, die sie auf ihren Flügeln hoch in die Luft hinauf machen konnte. Die arme Lerche war nicht bei guter Laune; gefangen saß sie da im Käfige.

      Die kleine Gänseblume wünschte gar sehr zu helfen. Aber wie sollte sie das anfangen? Ja, es war schwer zu erdenken. Sie vergaß völlig, wie schön Alles ringsumher stand, wie warm die Sonne schien, und wie prächtig weiß ihre Blätter aussahen. Ach,

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