Auf fremden Pfaden. Karl May

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Auf fremden Pfaden - Karl May

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außer den andern, die sie begleiten.«

      »Da wären ja die Hauptleute vollständig beisammen. Wie steht es mit Freed up Zoom?«

      »Es kam die Nachricht, daß er vielleicht eintreffen werde. Das soll ich Euch ganz besonders mitteilen.«

      »Wirklich?« fragte er schnell. »Dann bringt er auch den Mann mit, welchen wir brauchen, um Sikukuni unschädlich zu machen, und ich darf diese Zusammenkunft unmöglich versäumen. Wie lange wollen sie auf mich warten?«

      »Vier Tage, von heut an.«

      »Das genügt. Ihr müßt nämlich wissen, Mynheer,« wandte er sich zu mir, »daß wir einen entscheidenden Schlag gegen die Kaffern beabsichtigen. Wir haben zwar Frieden mit ihnen geschlossen, Sikukuni aber ist zu unruhig und blutdürstig; er hält den Vertrag nicht, überfällt einen Ansiedler nach dem andern, verheert das Land mit seinen Horden und wird darin von den Engländern unterstützt, welche ihm Waffen und Munition liefern und gar nicht bedenken, daß sie damit ein Raubtier stärken, welches sich früher oder später auf sie selbst stürzen wird. Wollt Ihr mit zu der Zusammenkunft? Ihr werdet nur echte Afrikander treffen und vielleicht auch einen Kaffernhäuptling, welcher einst so berühmt sein wird, wie Sikukuni, der da unten hinter den Bergen seine Zulus zusammenzieht, um einen großen Kriegszug gegen die Boers zu unternehmen, wie ich berichtet worden bin.«

      Das war mir allerdings eine sehr willkommene Einladung, doch mußte ich sie aus Rücksicht für Jeffrouw Soof je ablehnen.

      »Wann reitet Ihr?« fragte ich also.

      »Sobald ich hier gegessen habe.«

      »Dann kann ich mich Euch leider nicht anschließen. Wir haben Jeffrouw einen Arzt versprochen und müssen Wort halten, Mynheer.«

      Er mußte diese Ansicht billigen und machte sich dann höchst eingehend und mit jener Behaglichkeit, welche den wahren Esser kennzeichnet, über die aufgetragenen Speisen her, welche zwischen seinen glänzenden Zähnen in solcher Menge verschwanden, daß ich an seiner Stelle mir unbedingt den Tod geholt hätte.

      Unterdessen wurde der Brief geöffnet und von Mietje vorgelesen. Das Mädchen hatte sicher keine andern Lehrer als ihre Pflegeeltern gehabt; ich erstaunte daher über ihre Fertigkeit, den sehr undeutlich geschriebenen Brief zu entziffern, und Jeffrouw Soofje bemerkte diesen günstigen Eindruck, welchen die Leserin auf mich machte.

      »Ja,« meinte sie daher nach vollendeter Lektüre, »das Mietje liest besser als Jan, und der ist doch vier Jahre älter und noch dazu der Adjutant von Baas Uys! Das hat sie vom seligen Boer gelernt, der ein gar kluger Mann war in allem, was der Mensch können und wissen muß. Seit ihn die Kaffern getötet haben, giebt es nicht eher Ruhe für mich und Jan, als bis Sikukuni gestraft ist.«

      Als Kees Uys seine Mahlzeit beendet hatte, erhob er sich und griff zum Roer.

      »Jetzt wird es fortgehen, Jeffrouw. Dank will ich Euch erst später sagen, denn es versteht sich ganz von selbst, daß ich Jan begleite, wenn er zurückkehrt. Und wir, Mynheer, brauchen wohl auch nicht Abschied zu nehmen, denn ich denke, Euch hier noch vorzufinden!«

      »Mynheer wird nicht so schnell fortgehen,« versicherte und bat die Frau, halb zu mir und halb zu ihm gewendet. »Lebt wohl, Baas Uys, und laßt uns bald hören, daß ihr mit Sikukuni fertig seid!«

      Sie reichte ihm die Hand, und er that mit Mietje und mir, die wir ihn dann hinausbegleiteten, dasselbe. Das Mädchen blieb im Hofe; ich kehrte allein in die Stube zurück.

      Hier mußte mir Jeffrouw Soofje von ihrem Leiden erzählen, und ich kam zu der Überzeugung, daß dasselbe nur in einem schlecht behandelten Katarrh bestehe, welcher allerdings bereits begonnen hatte, einen gefährlichen Verlauf zu nehmen. Glücklicherweise enthielt meine kleine Reiseapotheke das geeignete Mittel, welches ich der Patientin verabreichte, bevor ich ihr gebot, das Bett aufzusuchen. Um das letztere zu thun, bedurfte die schwere Frau der Hilfe, und ich ging daher, um Mietje zu holen. Sie war im Hofraume nicht zu treffen. Ich fragte einen aus dem Stalle kommenden Hottentotten nach ihr. Er zeigte mit dem Finger hinter das Haus.

      »Mietje sein dort und geb' Schul' klein' Kind,« antwortete er.

      »Schule?« fragte ich überrascht.

      »Schul'!« antwortete er stolz. »Klein' Kind und groß' Khwekhwena (wie sich die östlichen Hottentotten nennen) lern' viel, groß viel in Schul – lern' zähl', lern les', lern' schreib' und lern' bet'. Mietje sein gut, groß gut in Schul'!«

      Ich ging der bezeichneten Richtung nach und hörte bald ein lautes Sprechen. Inmitten eines kleinen, von Buschwerk eingerahmten freien Grasplatzes saß das Mädchen, umgeben von Kindern beiderlei Geschlechtes, welche in zwei Abteilungen getrennt waren. Die Abteilung hatte jedenfalls ihren sprachlichen Grund, denn ich erkannte sowohl an der Farbe als auch an den Gesichtszügen, daß die eine Hälfte aus Hottentottenkindern, die andere aber aus Abkömmlingen von Kaffern bestand. Mietje beschäftigte sich soeben mit den ersteren, und ich bemerkte, daß der gegenwärtige Unterricht ein religiöser sei.

      »Nun wird gebetet. Faltet die Hände!« gebot sie, diesem Befehle durch ihr eigenes Beispiel folgend.

      Die kleinen, gelbbraunen Händchen der Kinder legten sich zusammen.

      »Jetzt!«

      Sie erhob ihre gefalteten Hände zum Zeichen, und nun erklang es im Chore:

      »Sida tib, hommi na-hab, sa ons anu-annuhe!«

      Die Kleinen beteten das Vaterunser in rührender Andacht zu Ende. Dann wandte sie sich an die Kaffernkinder:

      »Und nun auch ihr!«

      Die Händchen wurden auch von dieser Abteilung gefaltet; dann gebot sie wie vorher:

      »Jetzt!«

      Der kindliche Chor begann:

      »Bawo wetu o sezulwini, malipatwe ngobungcwele igama lako

      »So!« lobte sie die Gelehrigkeit und Andacht der Kleinen. »Und nun wollen wir beten, wie wir des Abends und des Morgens drin bei Jeffrouw Soofje beten müssen. Alle zusammen – jetzt!«

      Sowohl die Kaffern als auch die Hottentotten begannen jetzt niederländisch:

      »Onze vader, die in de hemelen ziit, uw naam worde geheiligt

      Ich sah und hörte, daß ich in ein frommes, gottesfürchtiges Haus gekommen sei, und es that mir leid, den Unterricht stören zu müssen. Mietje hatte mein Kommen nicht bemerkt und wurde einigermaßen verlegen, als ich zwischen den Sträuchern hervortrat, um sie zu bitten, zur Mutter zu gehen.

      Ich begleitete sie, nachdem sie die Kinder entlassen hatte. An der Giebelseite des Hauptgebäudes bemerkte ich zwei Wildkatzenfelle, welche ausgespannt unter einem der Fenster hingen.

      »Diese Tiere scheinen hier häufig vorzukommen.« bemerkte ich.

      Sie nickte:

      »Da droben im Walde begegnet man ihnen sehr oft, Mynheer, und es ist nicht ganz ohne Gefahr, sie anzuschießen. Die erste, welche ich traf, hat mich gar arg zugerichtet, weil ich sie bloß verwundete, und hätte ich mein Messer nicht mitgehabt, so lebte ich jetzt vielleicht nicht mehr.«

      Ich blickte sie verwundert an.

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