Auf fremden Pfaden. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Auf fremden Pfaden - Karl May страница 21

Автор:
Серия:
Издательство:
Auf fremden Pfaden - Karl May

Скачать книгу

unterlief. Er gab einen kurzen, mir unverständlichen Befehl in der Zulusprache, dessen Bedeutung ich jedoch sogleich erkannte, denn die beiden andern erhoben ihre Messer. Ich hatte bereits die Büchse emporgenommen; meine beiden Schüsse krachten rasch hintereinander, und ein dreifacher Schrei erscholl in dem Zimmer. Durch den Rauch vordringend, erhob ich den Kolben gegen Sikukuni. Er stand, das Mädchen noch immer mit der Linken haltend, mit blitzenden Augen vor mir; eine Binde von Otternfell und Ohrdecken von Leopardenfell schmückten sein Haupt, von welchem fünf Straußenfedern und eine Kaffernfinkenfeder wehten. Seine herkulischen Glieder waren außer einem aus Straußflaum gefertigten Lendenschurze unbekleidet, und von den breiten Schultern hing ein Mäntelchen von zusammengenähten, weißen Kuhschwänzen. Ich wußte, daß der Schlag meines Kolbens stets tödlich gewesen war, hatte aber die geringe Höhe der Zimmerdecke nicht in Rechnung gezogen. Ich blieb im Ausholen an einem der Balken hängen und gab dadurch eine Blöße, welche der Kaffernkönig blitzschnell benützte. Seine kurze Keule schwingend, versetzte er mir auf den Kopf einen Hieb, unter welchem ich augenblicklich zusammenbrach.

      Glücklicherweise blieb ich, wie sich gleich herausstellte, nur einige Sekunden besinnungslos. Von dem Gedanken an die Gefahr, welche den Frauen drohte, elektrisiert, raffte ich mich auf. Ein Blick auf die Umgebung zeigte mir, daß Sikukuni und Mietje fort seien; die beiden Kaffern lagen mit zerschossenen Schädeln am Boden neben Jeffrouw Soofje, welche dagegen unverletzt schien und wohl nur infolge des Schreckens das Bewußtsein verloren hatte.

      Den dumpfen Schmerz nicht achtend, welcher mein Gehirn zusammenpreßte, ergriff ich die neben mir liegende Büchse und sprang hinaus in den Hof. Dort empfing mich ein gellendes Angst- und Wutgeheul der Hottentotten.

      »Mietje fort, fort mit Kaffer!« schrie es mir entgegen. »Häuptling nehm'mit arm' Mietje, oh, oh!«

      »Wo sind sie hin?« fragte ich erschrocken.

      »Da – da reit' Häuptling!«

      Sie zeigten nach der Ecke des Gebäudes. Ich eilte nach derselben hin und sah, was mit der Schnelligkeit des Gedankens vorgegangen war. Sikukuni hatte Mietje hinaus in den Hof gerissen und da das Pferd des langen Engländers bemerkt, welches unterdessen aus dem Garten nach vorne gekommen war. Sich mit dem Mädchen hinaufschwingend, war er durch das Thor entkommen und strebte nun, von außen um die Ecke des Hofes biegend, der Höhe zu, von welcher ich vorhin herabgekommen war.

      Ich maß die Entfernung zwischen ihm und mir und griff nach zwei Patronen.

      »Meine Pferde – schnell, schnell!«

      »Pferd für Mynheer – schnell – rasch – mach' schnell!« rief, schrie, brüllte und heulte es, und so viele Menschen, als da waren, stürzten, drängten, eilten und warfen sich nach dem Stalle.

      Nie im ganzen Leben habe ich so rasch geladen wie jetzt; jede Fiber in mir war angespannt, und doch durfte ich nicht das leiseste Zittern aufkommen lassen, denn von meinem Schuß hing ja alles ab. Ich war stets meines Schusses sicher gewesen, jetzt aber legte ich in Anbetracht meiner Aufregung und der Schmerzen meines Kopfes den Lauf auf die Querblanke des Zaunes. Das Pferd mußte doch durch den Fall etwas gelitten haben, denn seine Schnelligkeit war trotz der Anstrengung des Häuptlings eine sehr geringe. Allerdings durfte ich nicht zaudern, da sich der Flüchtling in wenigen Augenblicken außerhalb des Bereiches meiner Büchse befinden mußte. Mein Kopf war wie zusammengeschraubt; ich zielte, aber es flimmerte mir vor den Augen; ich sah, daß Mietje sich gegen die Umschlingung Sikukunis nach Kräften aber vergeblich wehrte; ich durfte sie nicht treffen; ich durfte nur auf das Pferd zielen, und dieses mußte so getroffen werden, daß es augenblicklich zusammenstürzte. Da – da wurde mein Auge für einen kurzen Moment hell, und zu gleicher Zeit drehte das Pferd des langen Engländers den Kopf ein wenig zur Seite, so daß ich das Ohr und den daran grenzenden Schädelteil desselben an der Gestalt Sikukunis vorüber bemerkte; es war ein schweres und ungemein gefährliches Ziel, diese vier oder fünf Quadratzoll Pferdekopf auf eine solche Entfernung, aber noch einige Sprünge, und ich konnte das Tier mit meiner Kugel nicht mehr erreichen. Ich drückte los und – da, da sah ich sie stürzen – ich hatte getroffen.

      »Heraus, heraus mit den Pferden!« rief ich, da die aufgeregten Leute vor lauter Eifer nicht damit zustande kamen.

      »Mynheer hab' schieß' tot Kaffer, oh, oh, schau!« brüllte einer, indem er zu dem Zaune rannte und nach der Höhe deutete.

      Sofort waren die andern hinter ihm her, und so wurde Platz für die Pferde, welche jetzt ungesattelt aus dem Stalle getrabt kamen. Ich schob eine neue Patrone in den abgeschossenen Lauf, sprang auf und nahm den Brabanter Quimbos beim Zügel. Ich hatte den letzteren mit seiner Last oben über die Höhe kommen sehen und darauf meinen Plan gebaut.

      »Geht zu Jeffrouw; sie liegt in der Stube!« gebot ich den Kaffern und Hottentotten und eilte dann im Galopp zum Thore hinaus und um die Farm herum.

      Hatte ich mich schon vorhin im Walde über den Mut gewundert, mit welchem Quimbo es mit dem wütenden Eber aufgenommen hatte, so sollte ich jetzt ein gleiches Beispiel seiner Mannhaftigkeit bemerken. Es schien, als komme bei ihm der Mut erst bei der Gelegenheit, ihn zu beweisen.

      Von oben herabkommend, hatte er meinen Schuß gehört, das stürzende Pferd und den Kaffer gesehen und auch Mietje erkannt; im ersten Augenblick hatte er über das alles gestutzt; jetzt aber sah er mich um die Ecke des Hofes biegen und verstand auch die Geste, mit welcher ich ihm befahl, Sikukuni aufzuhalten. Er ließ augenblicklich von seiner Last und sprang auf den Häuptling zu, der sich wieder aufgerafft hatte und nun, da das Pferd tot war, zu Fuße mit dem Mädchen zu entkommen suchte.

      Es gelang ihm nicht. Er bemerkte den neuen Feind und sah auch mich, der ich in einer Minute bei ihm sein mußte. Er erkannte, daß er das Mädchen nicht mit fortbringen könne, und erhob die Keule, um es zu töten. Da hielt Quimbo im Laufe inne, schwang und warf den Wurfspieß mit solcher Sicherheit, daß dieser in den Arm Sikukunis fuhr. Dieser brüllte vor Wut laut auf, warf noch einen Blick auf mich, ließ Mietje los und schnellte mit den Sätzen eines Panthers davon.

      Er hätte mir nicht entgehen können, aber da fiel es dem so unvorbereitet aus seiner Stallruhe aufgestörten Brabanter ein, plötzlich obstinat zu werden, und ehe ich ihn beruhigte, war der Kaffer bereits jenseits der Höhe verschwunden.

      »Eilt zu Jeffrouw,« riet ich, bei Mietje angekommen. »Sie liegt besinnungslos in der Stube!«

      »Aber Sikukuni!« gab das wackere Mädchen zur Antwort, während eine andere vor Angst sich in tiefster Ohnmacht befunden hätte.

      »Laßt ihn und eilt nur zur Mutter! Komm aufs Pferd, Quimbo!«

      »Quimbo auf Pferd? Was soll auf Pferd Quimbo? Quimbo muß zieh' Sau!« rief er.

      »Schnell, schnell! Die Sau läuft dir nicht fort!«

      »Sau lieg' da; aber Quimbo muß sein bei Mietje, wenn Zulu kommt!«

      Auch diese Ausrede half ihm nichts.

      »Wir müssen die Zulus töten, damit sie nicht wieder kommen. Rasch, vorwärts!«

      »Quimbo töt' Zulu? Oh, oh, da steig' Quimbo auf Pferd; Quimbo bin tapfer und groß bös auf Zulu!«

      Er kletterte mit seinen Waffen auf den Rücken des Brabanters, und da dieser seine gewöhnliche Gutmütigkeit wieder erlangt hatte, so ging der Ritt jetzt schnell vollends den Berg hinan. Oben angekommen, forschte ich nach Sikukuni und gewahrte ihn tief unten in einer Seitenschlucht. Der schlaue Häuptling hatte lieber einen Umweg zur Seite eingeschlagen, weil wir ihm zu Pferde nicht die steile Böschung hinab zu folgen vermochten und auch den Weg zu dem ihn deckenden Walde nicht abschneiden konnten,

Скачать книгу