Auf fremden Pfaden. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Auf fremden Pfaden - Karl May страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Auf fremden Pfaden - Karl May

Скачать книгу

wie mager sie schon sind!« sagte Neete, der Sohn Pents. »Dieser Bär hat bereits in der Erde gesteckt und ist in seinem Winterschlafe gestört worden. Nun suchte er sich einen anderen Ort und hat dabei Hunger bekommen. Er kam so still, daß ich ihn erst gewahrte, als ich das arme Wesen zum letztenmal grunzen hörte. Möge seine Seele als Sjäkenes ewig im Metse spazieren gehen müssen!«

      Die einzelnen Stücke des getöteten Tieres, welches eine Länge von sicher sechs Fuß gehabt hatte, wurden aufgenommen, und wir traten den Rückweg an. Als wir den Ort erreichten, an welchem Vater Pent sich von uns getrennt hatte, blieb ich halten.

      »Er ist noch nicht wieder zurück,« sagte ich. »Wird es nicht besser sein, wenn wir nach ihm sehen!«

      »Wir dürfen es nicht,« antwortete Onkel Sätte. »Er ist der Gebieter und hat befohlen, daß ihm keiner folgen solle. Wir müssen ihm gehorchen.«

      »Aber, wenn ihm ein Unglück geschehen ist!»

      »Das glaube ich nicht. Er kennt jeden Schrittbreit dieser Gegend, jeden Baum des Waldes und jedes Tier, welches hier lebt. Wir können ganz ruhig sein. Er wird bereits wieder nach der Hütte zurückgekehrt sein.«

      »Das ist sehr zweifelhaft. Er als Jäger würde sich ganz sicher wieder angeschlossen haben, um uns zu helfen, den Bär zu erlegen.«

      »Dazu waren wir ja Männer genug; das hat er gewußt. Laßt uns also ruhig weiter gehen!«

      Wir legten die Strecke Waldes zurück, stiegen den felsigen Hügel hinab und befanden uns dann wieder auf der sumpfigen Ebene, wo wir die Schneeschuhe wieder anlegen und schneller vorwärts kommen konnten. Das Nordlicht war im Verglühen, als wir die Hütte erreichten.

      Die Grundlage derselben bildete eine Anzahl von Stangen, welche rund in den Boden so gesteckt waren, daß ihre Spitzen oben zusammenstießen. Sie waren, da Vater Pent zu den wohlhabendsten Lappen zählte, mit einer doppelten Lage von Rentierhäuten bekleidet, und oben hatte man ein Loch gelassen, damit der Rauch abziehen könne; dasselbe wurde jedoch zur Schlafenszeit verschlossen, um die Wärme nicht entfliehen zu lassen. Dieser Hautüberzug ging rund um die Hütte noch eine Strecke über den Boden hin, um allerlei Vorräte darunter aufbewahren zu können. Jetzt, im Winter, war diese Wohnung von einer dichten Lage gefrorenen Schnees bedeckt, der keine Kälte in das Innere dringen ließ. In der Mitte des Wohnraumes befand sich, wie bereits gesagt, der Feuerherd, über welchem ein kupferner Kessel hing, der mit einer Kette oben an eine der Stangen befestigt war. Rundum hatte man über eine Lage von Heu weichgegerbte Felle ausgebreitet, um Lager und Sitze für die Glieder der Familie und – die Hunde – zu bilden. Das Geschirr hing an den schrägen Wänden, und oben, in der Nähe des Rauchabzuges, hatte man die Rentierkeulen nebst den Rentiermagen befestigt, welche den Käse und die gefrorene Milch, vielleicht auch das als Universalmedizin dienende Rentierblut enthielten.

      Als wir anlangten, empfing uns Kakke Keira mit lautem Jubel, welcher seinen Grund wohl in dem Bärenschinken hatte, der den Lappen stets ein willkommener Leckerbissen ist. Auf seine lauten Rufe traten die Frauen aus der Hütte.

      »Kussne le attje ... wo ist der Vater?« fragte Mutter Snjära, als sie bei dem Überblicke der Personen sah, daß der alte Pent fehlte.

      »Ist er noch nicht angekommen?« erkundigte sich Onkel Sätte.

      »Nein. Etnatjam, wo ist er geblieben?«

      »Draußen im Walde.«

      »Im Walde? Im Wuorai? Wenn nun ein Bär, ein Wolf oder gar ein Wuoikenes ihn überfällt! Weshalb ist er im Walde geblieben?«

      »Er sah einen Mann, dem er gefolgt ist. Es war ein Ammats, der sich vor uns verbergen wollte.«

      »Tije lepet takkam jerpmetipme ... Ihr habt unverständig gehandelt. Dieser Fremde ist vielleicht ein Rentiertöter, der viele Waffen bei sich hat. Warum habt ihr den Vater allein gelassen?«

      »Sotn le trawam nau ... er hat es befohlen.«

      »Dann habt ihr ihm gehorchen müssen,« beruhigte sie sich. »Was er befiehlt, das muß geschehen, denn er weiß, was er thut.«

      Vater Pent war also wohl ein echter Patriarch, der unumschränkt regierte und seinem Willen stets die richtige Geltung zu verschaffen wußte. Bei der Erklärung, daß er selbst gewünscht hatte, allein zu sein, war sofort alle Sorge bei den Frauen verschwunden, und man beschäftigte sich nur noch mit der Jagdbeute, welche wir mitgebracht hatten. Die Tatzen verschwanden, ohne daß ich wußte, wohin; die Eingeweide wurden in den Kessel geworfen, um sogleich gekocht und gegessen zu werden, während man das Fleisch zum Gefrieren in die Kälte hing.

      Menschen und Hunde saßen wieder traulich beim Feuer zusammen; den Schlaf hatte man vergessen. Da hörten wir es vor der Thür scharren, und das Fell, welches den Eingang bedeckte, wurde in die Höhe gehoben.

      »Repe!« rief Mutter Snjära erschrocken.

      So hieß nämlich der Lieblingshund des Alten, der ihn in den Wald begleitet hatte. Er kam unter dem Felle hindurchgekrochen und blieb mit eingezogenem Schwanze stehen, um ein klagendes Geheul auszustoßen.

      »Repe, kusne le attje ... Repe, wo ist der Vater?« fragte der Onkel, sich schnell vom Lager erhebend.

      Der Hund merkte, daß er verstanden worden sei. Er sprang winselnd an dem Frager empor und dann gegen die Thür zurück.

      »Er will Hilfe holen,« sagte ich, nach meiner Büchse greifend. »Es ist seinem Herrn ein Unglück widerfahren. Wir müssen ihm schnell folgen!«

      »Oder ist er dem Attje nur vorangesprungen,« meinte Kakke Keira, der Knecht, welcher von dem anderen Knechte abgelöst worden war.

      »Nein. Das ist ganz das Gebaren eines Hundes, der Hilfe sucht.«

      Wir traten vor die Thür und schrieen den Namen des Alten in die nordische, helldunkle Nacht hinaus. Die Kälte ließ den Ruf in weite Entfernung klingen, aber so scharf wir auch lauschten, wir konnten keine Antwort hören.

      »Härra, du hast recht,« entschied der Onkel; »es ist ihm etwas passiert. Nehmt eure Ski und eure Gewehre, und laßt uns dem Hunde folgen!«

      »Das ist nicht genug,« antwortete ich. »Nehmt auch Riemen, Stricke und Stangen mit. Er könnte in eine Sala gefallen sein.«

      Die Frauen klagten und jammerten; wir aber nahmen schweigend alles Nötige mit uns, fuhren mit den Füßen in die langen Schneeschuhe und überließen uns nun der Führung des klugen Hundes, welchen der Onkel, als der vorderste in unserer Reihe, an einer Leine vor sich gebunden führte.

      Wir verließen die Hütte in der entgegengesetzten Richtung als vorher. Bei Anfang unserer Bärenjagd hatten wir die Berge zu unserer Linken gehabt, jetzt aber lagen sie zur Rechten. Ihr Fuß stand auf dem Rande einer weiten Ebene, welche mit tiefem Schnee bedeckt war, und ihn entlang stürmte der Hund im raschesten Laufe dahin. Ohne die Schneeschuhe hätten wir ihm gar nicht zu folgen vermocht. So hatten wir vielleicht vier englische Meilen zurückgelegt, als er nach rechts einbog und sich nach einer Höhe wandte, welche keine große Steile zeigte, so daß wir uns also der Schneeschuhe nicht zu entledigen brauchten. Fast in derselben Schnelligkeit wie bisher ging es bergan, bis wir ein unbewaldetes Plateau erreichten, dessen Fläche auf der anderen Seite außerordentlich schnell wieder zur Tiefe stieg.

      »lpmel«, rief der Onkel erschrocken, »sotn watsa salajägnai ... o Gott, es geht in das Spalteis hinein! Orrop wahrok ...

Скачать книгу