Unter den Bäumen des Himmels. Ludwig Wolf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unter den Bäumen des Himmels - Ludwig Wolf страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Unter den Bäumen des Himmels - Ludwig Wolf

Скачать книгу

Beach, Seashell Dive Resort, Big Blue und Sun Smile. Aber erst ein großes braunes Schild, traditionell anzusehen, mit dem goldenen Schriftzug Bow Thong Resort gefiel ihm. Sah in Thai sehr hübsch aus.Es stand am Anfang einer von Palmen und Frangipanisträuchern gesäumten Einfahrt in Richtung Strand. Josef entschied sich, das einmal näher anzusehen und bog ein.

      Die Rezeption gestaltete sich als großzügig überdachter Freibereich, abgestützt mit dicken Holzstämmen. An zweien von ihnen hingen bemalte Büffelschädel, an denen bunte Fähnchen steckten. Darunter lag eine extrem dürre Hundemutter. Drei putzige Hundebabys stritten sich um ihre dicken Zitzen. Der Blick nach vorne ging zwischen Palmenstämmen direkt auf´s Meer und einen wenig bevölkerten Sandstrand, der in einem leichten Bogen am rechten Rand in einen felsigen Ausläufer überging, der ihn begrenzte und ein Stück weit ins Meer hinaus vorsprang. Die Hütten einer weiteren Anlage verteilten sich zwischen den Felsen, sahen exclusiv aus. Josef gefiel die Lage auf Anhieb und er nahm das Zimmer Nummer zweihundertzwei. Es schien fast als ob das rosa Band am Rucksack, und der gleichfarbige Aufkleber auf Josefs Brust, ihn direkt hierher geführt hätten. Sehr viele und sehr schöne „Bäume des Wanderers“ säumten den zentralen Weg durch die Anlage.

      Steil, mit doppelt so hohen Stufen, wie sie in Europa gebräuchlich waren, gab sich der Steigenaufgang zum Zimmer. Zweihundertzwei war großzügig und hatte AC, was für Aircondition stand, und einen Refrigerator von Haugatchi zu bieten. Weiters und weitaus wichtiger, einen schönen Balkon mit Meerblick. Oder vielmehr Palmenblick. Das Meer sah man durch die Palmen hindurch.

      Innenarchitektonisch betrachtet war das Waschbecken zu hoch angebracht, der Spiegel entsprechend zu nieder montiert. Automatisch nahm man eine leicht abgeknickte Haltung ein, wenn man beim Rasieren in den Spiegel sehen wollte. Das Genital konnte nur mit größter Anstrengung über den Beckenrand gebracht werden. Nur mit ganz durchgestreckten Beinen. Jetzt bloß nicht ausrutschen! Ganz schlecht. Aber es musste sowieso noch geduscht werden. Da konnten die Schaumreste auch gleich runter. Der Brauseschlauch war zu kurz und zu steif, das Bad insgesamt zu groß. Keine Ablage, keine Seifenschale. Der Haken für den Brausekopf war viel zu weit oben in die Fliesen geschraubt und die minimale Fliesenkante die eine Brausetasse simulieren sollte, stellte eine permanente Gefahr für alle zehn Zehen dar. Josef trocknete sich ab, puderte sich mit Frickly Hotblock Classic ein und sprühte großzügig Kill Wild achtundzwanzig drüber. Der gute Insektenspray war Kill Wild achtundzwanzig. Der stärkere fünfundneunziger musste der absolute Killer sein. Nicht nur so heißen. Ging man wahrscheinlich noch selber ein dabei. Pulverisierte einem die Haare und schälte einem die Haut vom Fleisch. Machte Finger- und Zehennägel zu Gelee, das kriechend abfloss. Sizzler in der grünen Flasche mit der putzig schwarzen Comic-Mücke drauf war dagegen praktisch wirkungsfrei. Für einen richtig dicken Dschungelmosquito stank das bloß. Auch für den Eingesprühten. Kill Wild duftete. Zitronig frisch.

      Josef griff sich ein unbenutztes T-Shirt und eine Unterhose.

      Der Hauptraum war wie das Bad zu groß gehalten und bot viel zu wenige Ablagemöglichkeiten. Der Innenarchitekt stand vielleicht noch in der Ausbildung. Oder er war einfach schlecht gewesen. Kein Gefühl für Raumaufteilung oder Interieur. Oder auch nur für Praktisches. Kein Nachtkästchen und keine Lampe drauf gab es, nur eine viel zu weit weg von Bett stehende Mini-Spiegelkommode. Ebenfalls unbelampt. Der Kasten war klein, beinah fachlos, das Bett war viel zu groß. Entsetzlich groß. Es starrte Josef mit seinen zwei Kissen herausfordernd an, den Deckenaufschlag leicht geschürzt. Das Leintuch leckte sich leicht darüber. Josef zwinkerte. Vielleicht noch eine Nachwirkung.

      Josef hockte sich auf den Balkon und ließ sich vom Sonnenuntergang niederstrecken. Ein rosavioletter Grundton, orange Wolken, gelb gehimmelt. Schwarz und scharf schnitten sich die Palmwedel in die molligen Farben hinein. Ein leichter Wind machte die Hitze angenehm und mehrere mysteriöse „Gee coo“ Rufe erklangen rundherum in und aus den Bäumen. Am Querbalken an der weißen Wand, an dem das Vordach aus Palmwedeln befestigt war, bewegte sich etwas. Von der Form her etwas längliches schlangenartiges, von der Geschwindigkeit her konnte es aber keine Schlange sein. Es war sehr langsam. Und irgendwie runder als ein Schlangenleib. Kürzer. Gedrungener. Langsam gewöhnten sich Josefs Augen an die diffusen Sichtverhältnisse und er meinte auch so etwas wie ein Bein, das da an dem undefinierbaren Schwanzding dranhing, ausmachen zu können. Eher musste der unbekannte Besucher eine Echse sein. Eine ziemlich große. Angestrengt spähte Josef in die dunkle Ecke, vermeinte tatsächlich so etwas wie einen Echsenkörper erkennen zu können. Ganz langsam, um das Tier nicht zu verscheuchen, ging er in das Zimmer um das Außenlicht anzumachen. Wieder zurück sah er das, was wie eine gut genährte, weil relativ dicke Eidechse aussah am Balken hängen. Die Farbe des Tieres ging ins Blau und es hatte rostrote und weiße Punkte am Körper. Auch der Kopf war dick, von dreieckiger Form, die großen Augen blickten rund und freundlich, der Mund hatte einen lächelnden Zug. An den großen runden Zehen ließ sich sicher erkennen, dass das einer jener Burschen war die in den Palmen fortwährend dieses „Gee coo, Gee coo“ von sich gaben. Und ja auch so hießen: Gecko. Josef war jetzt alles klar. Aber das hier war ein enorm großes Exemplar der Gattung. Locker fünfunddreißig Zentimeter lang. Sicher eine eigene Art. Sehr schön gezeichnet und mit besseren Nerven ausgestattet als seine hektischen kleinen Artgenossen. Denn während die kleinen Geckos sofort davonhuschten sobald man ihrer ansichtig wurde, klebte dieses Exemplar seelenruhig an dem großen Balken und rührte sich nicht. Schaute nur. Josef bedauerte es zum ersten Mal, keinen Fotoapparat dabei zu haben. Aber es wäre einfach zu paradox gewesen, auf der eigenen Abschiedsreise eine Strecke von Erinnerungsfotos zu schießen. Hätte sicher Zweifel an der Lauterkeit seiner Absichten aufkommen lassen.

      In einem der Bungalows gegenüber gab die Matratze unter regelmäßigen Stößen nach. Eine Art schleifendes Geraschel, so als ob zwei dichtfiedrige Entenbäuche aneinander reiben würden. Dazwischen klang verhaltenes Seufzen. Dann schwang die Matratze klanglich in zwei kurz gefederten Sätzen durch, bevor der Nebenbungalow ohne einen weiteren Ton abspritzte. Wahrscheinlich abspritzte. Man erahnte es nur am erstorbenen Seufzen. Nichts mehr zu hören. Still. Dann, später, nach einer doch längeren Pause, ein bisschen Sado Maso. Das Stöhnen klang nun zumindest nicht mehr so angenehm erregt, war eher erschreckt und gequält, erstarb bald. Noch ein bisschen später dann ein wenig Husten. Post-orgasmustativ.

      Josef ging ins Zimmer. Das Doppelbett war jetzt noch größer als vorher. Es leckte sich die Lippen und wölbte einladend die Bettdecke. Josef ging ins Bad um kalt zu duschen. Das Bett sah ihm lüstern nach.

      Die Nacht war anstrengend gewesen. Josef war immer wieder aufgewacht. Sein Glied streifte fortwährend über fordernden Stoff, geilte sich ständig selbst auf. Er schwitzte, träumte zwischen den Wachphasen von fleischigen Ländereien die sich ihm anboten. Gegen vier Uhr morgens bemerkte Josef feuchtes Zeug an sich, und schreckte hoch. Er vermeinte ins Bett gepisst zu haben. Ein schneller Griff nach unten belehrte ihn aber eines besseren. Die feuchten Stellen fühlten sich etwas zäh an. Kein Zweifel, der lästige geile Putenhals hatte es sich selbst gemacht. Dass ihm das noch einmal passieren sollte! Gott sei Dank lag er mit dieser Peinlichkeit allein im Bett. Nicht auszudenken. Das letzte Mal war ihm mit zwölf Jahren noch einer von selber abgegangen. Im Jugendzimmer. Neben seiner Schwester im Bett. Genau zwei Tage nachdem er neben ihr das erste Mal gewichst und seinen Schulkameraden verflucht hatte, der gesagt hatte, es könne nichts passieren. Erst wenn man vierzehn wäre, dann käme oben etwas heraus. Ein weißer Punkt. Seinem Eindruck nach hatte er es damals mit enormen Massen von Samen zu tun gehabt, der völlig unbeherrschbar geworden, aus ihm herausschoss und quoll. Eine Menge, die überhaupt nichts mit einem kleinen weißen Punkt zu tun hatte. Und Josef war noch keine vierzehn gewesen. Er war gerade mal stolze zwölf gewesen und streifte die nasse Bescherung mit den Händen auf seiner beflaumten Bauchdecke zusammen. Rollte vorsichtig aus dem Bett, hielt den Samen an sich gedrückt wie er so durch das elterliche Schlafzimmer schlich, hoffend das nichts zu Boden tropfte, um sich im Clo mit Papier zu reinigen. Niemand hatte etwas bemerkt. Dieser unerwartete erste Samenerguss hatte ihm das Rüstzeug gegeben, auf den folgenden unwillkürlichen nächtlichen Samenabgang, zwei Tage später, sofort richtig reagieren zu können. Hatte also durchaus etwas Gutes. Und in der Klasse fühlte er sich dadurch auch etwas überlegener.

Скачать книгу