Religionen – ausgedient und überflüssig. Josef Müller
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Genesis – der Anfang
Am Anfang war das Nichts. Das heißt, nicht ganz, denn in dem Nichts thronte seit unendlichen Zeiten Gott der Allmächtige – zumindest in der Ausfertigung, wie ihn die Menschen vor sehr langer Zeit erfunden haben. Nach deren Vorstellungen hockte er dort seit Abertrillionen von Jahren und wachte über das Nichts und die absolute Dunkelheit. Man kann durchaus verstehen, dass er sich nach Äonen von völlig ereignislosen Zeitaltern entsetzlich gelangweilt haben muss.
Aber irgendwann, genauer gesagt vor ca. sechstausend Jahren, oder noch genauer, am 22. Oktober des Jahres 4004 vor der Geburt seines designierten menschlichen Sohnes um Punkt sechs Uhr abends, so jedenfalls hatte es der am 04. Januar 1581 in Dublin geborene Erzbischof von Armagh, James Ussher, genau berechnet, hatte Gott eine zündende Idee: In einem erhabenen Schöpfungsakt erschuf er die Welt. Dafür benötigte er gerade einmal sechs Tage zuzüglich eines Ruhetages.
Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis.
Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Und es ward Abend und es ward Morgen: erster Tag. (1. Mose 1, 1-5)
Bereits am ersten Tag machte Gott sich also mit viel Elan und überschwänglicher Begeisterung an die Arbeit und generierte mit donnernden Worten Himmel und Erde. Da er jedoch nach diesem außergewöhnlichen Krafttakt das selbst gesteckte Arbeitsziel noch nicht ganz erreicht hatte, brachte er im späteren Verlauf des Tages noch ein wenig Ordnung in die Angelegenheit und trennte den Tag von der Nacht. Damit ließ er es fürs Erste gut sein.
Und Gott sprach: „Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, und sie scheide die Wasser von den Wassern!“ Und Gott machte die Ausdehnung und schied die Wasser, welche unterhalb der Ausdehnung, von den Wassern, die oberhalb der Ausdehnung sind. Und es ward also.
Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es ward Abend und es ward Morgen: zweiter Tag. (1. Mose 1, 6-8)
Der zweite Tag war auch wieder recht arbeitsintensiv, zumindest für jemanden, dem solche ungewohnten Aktivitäten bis dahin fremd waren. Gott musste das in dem Durcheinander üppig vorhandene Wasser gerecht verteilen. Von dem kostbaren Nass zweigte er daher große Teile ab, um daraus gewaltige Mengen von unterschiedlichsten Wolken zu formen. Diese hat er sodann ein paar Etagen über der Unordnung am frisch geschaffenen Himmelsgewölbe dekorativ aufgehängt. Der neue Bereich gefiel Gott anscheinend so sehr, dass er spontan beschloss, hier sein künftiges Domizil zu errichten. Jetzt hatte er endlich einen festen Wohnsitz – sogar mit ausgezeichneter und unverbaubarer Aussicht auf den unteren Bereich. Dieser war zwar noch immer wüst und leer, aber er konnte ihn nunmehr in aller Ruhe formen und ihn später dank fantastischer Rundumsicht bequem überwachen.
Und Gott sprach: „Es sammeln sich die Wasser unterhalb des Himmels an einen Ort, und es werde sichtbar das Trockene!“ Und es ward also. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meere. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: „Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Kraut, das Samen hervorbringe, Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer Art, in welcher ihr Same ist nach ihrer Art.“
Und Gott sah, dass es gut war. Und es ward Abend und es ward Morgen: dritter Tag. (1. Mose 1, 9-13)
Gottvater war wohl aufgrund seines am Vortag bezogenen neuen Heims am dritten Tag so beflügelt, dass seine Schaffenskraft jetzt ungeahnte Höhen erreichte. Nachdem er große Teile der Unordnung trocken gelegt hatte, wurde das neu geschaffene Festland nunmehr umfassend kultiviert. Er erzeugte geschwind Milliarden und Abermilliarden von Pflanzen – vom kleinsten Grashalm bis zum hundertfünfzig Meter hohen Riesenbaum. Diese Gewächse verteilte er sodann mehr oder weniger gleichmäßig auf dem Trockenen. Dass einige der Pflanzen sich spontan ins Wasser flüchteten, weil sie nur dort überleben konnten, hat er billigend – nobody is perfect – toleriert.
Und Gott sprach: „Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden und sie seien zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren; und sie seien zu Lichtern an der Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde zu leuchten!“ Und es ward also. Und Gott machte die zwei großen Lichter: das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht und die Sterne. Und Gott setzte sie an die Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde zu leuchten, und um zu herrschen am Tage und in der Nacht und das Licht von der Finsternis zu scheiden.
Und Gott sah, dass es gut war. Und es ward Abend und es ward Morgen: vierter Tag. (1. Mose 1, 14-19)
An diesem vierten Tag hat der Allmächtige angesichts der mittlerweile kräftig voranschreitenden Ordnung am Himmelsgewölbe eine aus heutiger Sicht – rein technisch betrachtet – überaus anspruchsvolle Beleuchtung installiert. Damit die neu geschaffenen Pflanzen wachsen und gedeihen konnten, hat Gott ihnen eine wärmende und Wuchs fördernde Sonne spendiert. Ob er sich bereits zu diesem Zeitpunkt auch schon mit Chlorophyll und Fotosynthese beschäftigt hat, ist jedoch nicht überliefert.
Um die Finsternis der Nacht ein wenig abzumildern, schuf Gott den Mond. Vermutlich hat er bei dieser Gelegenheit bereits an den nächsten Schaffenstag gedacht, denn, dass der Mond für bessere Sichtverhältnisse unter den Pflanzen sorgen sollte, ist eher unwahrscheinlich. Am Schluss dieses Tages befestigte Gott am Himmelsgewölbe noch Tausende von winzigen kleinen Lämpchen, die er Sterne nannte und die wohl mangels Leuchtkraft hauptsächlich der Dekoration dienen sollten.
Und Gott sprach: „Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen, und Gevögel fliege angesichts der Ausdehnung des Himmels!“ Und Gott schuf die großen Seeungeheuer und jedes sich regende, lebendige Wesen, wovon die Wasser wimmeln, nach ihrer Art, und alles geflügelte Gevögel nach seiner Art.
Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Wasser in den Meeren, und das Gevögel mehre sich auf der Erde!“ Und es ward Abend und es ward Morgen: fünfter Tag. (1. Mose 1, 20-23)
Wie schon vermutet, wurde am fünften Tag klar, dass der Mond wohl in erster Linie deshalb während der Nächte zu leuchten hatte, damit sich nicht die Pflanzen, sondern die mit Augen ausgestatteten Tiere besser orientieren konnten. Von einem Tag auf den anderen wimmelten Milliarden und Abermilliarden von Wassertieren fröhlich vor sich hin, und in den Lüften schwirrte Gevögel in großer Zahl und aller Art, dass es nur so eine Freude war. Und alle waren fruchtbar und mehrten sich, als ob sie nie etwas anderes getan hätten.
Und Gott sprach: „Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art: Vieh und Gewürm und Getier der Erde nach seiner Art.“ Und es ward also. Und Gott machte das Getier der Erde nach seiner Art und das Vieh nach seiner Art, und alles, was sich auf dem Erdboden regt, nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Und Gott sprach: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde