Religionen – ausgedient und überflüssig. Josef Müller
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Der Überlieferung nach hatte sich Luzifer als einer der sieben Erzengel gegen Gott aufgelehnt, weil er nicht damit einverstanden war, dass dieser Wesen auf der Erde schaffen wollte, die so ähnlich aussahen, wie sein Vorgesetzter und wie er selbst. Wie aber so ein Treuebruch überhaupt möglich war, ist ein bis heute ungelöstes Rätsel. Gott hatte doch bei der Herstellung der Engel strengstens darauf geachtet, dass es ihnen unmöglich war, etwas Böses zu denken oder gar zu tun. Sie konnten doch angeblich nur das ausführen, was er ihnen persönlich auferlegt hat! Irgendwie hatte Gott wohl bei der Programmierung der „Verhaltens-Software für Erzengel“ geschlampt. Vielleicht hatte sich aber auch nur ein Virus oder ein Trojaner heimtückisch selbst installiert, weil sein Betriebssystem (Microsoft®?) nicht auf dem neuesten Stand war, oder weil er ein Update der Firewall nicht rechtzeitig vorgenommen hatte. Jedenfalls hat er daraufhin den wahrscheinlich mit Viren verseuchten Luzifer degradiert und ihn anschließend mit grober Gewalt vom Himmel auf die Erde hinab geschmettert. Luzifer überlebte den Absturz relativ unbeschadet und zog sich grollend in das Erdinnere zurück. Seitdem wetteifern er und der Allmächtige darum, wer wohl die meisten Menschenseelen einfangen kann. Warum sie so etwas Unproduktives, Absurdes und vollkommen Sinnloses tun, bleibt menschlichen, respektive religiösen Fantastereien vorbehalten.
Luzifer jedenfalls, der anfänglich schönste und von Gott am meisten geliebte Erzengel, verwandelte sich nach dem temperamentvollen Einschlag auf dem frisch geschaffenen Trockenen in den abgrundtief hässlichen Teufel – den nach Schwefel stinkenden Satan mit Hörnern, Kuhschwanz und Pferdefuß. Kein Wunder, erlitt doch sein vom HERRN verliehener Heiligenschein bei der gewalttätigen Suspendierung einen irreparablen Totalschaden.
Den Eingang zur Hölle, also den durch Luzifers Absturz verursachten Einschlagkrater, wollten die Menschen später natürlich unbedingt und möglichst exakt lokalisieren. Lange verdächtigte man große Erdspalten, tiefe Höhlen oder auch rauchende Vulkane, wie beispielsweise den Vesuv.
Gemäß Galileo Galilei, einem 1564 in Pisa geborenen italienischen Mathematiker, Physiker und Astronom, führt irgendwo auf der Erde ein Trichter in deren heißen Mittelpunkt. Und dort wartet er voller Ungeduld, der zweitausend Ellen (gut 1,5 Kilometer) große Teufel, raffgierig und zähnefletschend auf die verlorenen Seelen. Dass ein angeblich allmächtiger Gott bis heute nicht mit ihm fertig wird, beweist zwangsläufig, dass er diesem Attribut nicht gerecht wird und dass es ihn daher, zumindest in der biblisch überlieferten Version, gar nicht geben kann. Der Gott der Bibel ist weder allmächtig noch existent, sondern lediglich ein von reichlich engstirnigen und aufgeblasenen Menschen (gemeint sind natürlich im Prinzip nur die mit Piephahn) erfundenes Konstrukt.
Bemerkenswert ist weiterhin die Tatsache, dass der Allmächtige für die Herstellung des Menschen eine Schablone aus Lehm benötigte, während er die Abertrillionen Tiere des Meeres, des Landes und der Luft sozusagen „en passant“ fabrizierte. Da er den Menschen als Abbild seiner selbst sowie seiner Erzengel in Form eines männlichen Individuums herstellte, machte er ein für alle Mal klar, dass die himmlische Gesellschaft bis auf wenige Ausnahmen selbstverständlich ebenfalls männlicher Natur sei.
Als Gott und seine Erzengel – inzwischen ohne den abtrünnigen Luzifer – sich den gerade gefertigten Erdenbürger so angesehen haben, kamen sie zu dem Schluss, dass dieser allein wohl kaum über die ganze Erde herrschen könne, und dass es auch mit der angestrebten Vermehrung Probleme geben könnte.
Und Jahwe Gott sprach: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen.“ Und Jahwe Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss die Stelle mit Fleisch; und Jahwe Gott baute aus der Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, ein Weib, und er brachte sie zu dem Menschen.“ (1. Mose 2, 18, 21-22)
Gott stuft also den zuerst erschaffenen Mann mehrmals als Mensch ein, bezeichnet das peripher zusammengebastelte Weib aber lediglich als Hilfe für den Menschen.
Bezeichnenderweise benötigte Gott für Eva trotz der doch im Prinzip komplett anderen Bauweise keine Matrize, sondern stellte sie einfach aus einem Teil des Menschen her. Zu diesem frühestmöglichen Zeitpunkt wurde also bereits der Grundstein dafür gelegt, dass Frauen gemäß den Auslegungen der Bibel als Menschen zweiter Klasse einzustufen waren – was sich in vielen Ländern auch bis heute nicht geändert hat.
Warum Gott zuerst den Mann erschuf? Ist doch klar: damit die Frau ihm nicht dreinreden konnte.
Das Weib war demzufolge von Anfang an ganz eindeutig das Eigentum ihres Mannes. Jeder Ehemann konnte unter Berufung auf die Heilige Schrift über sie verfügen, sie verstoßen, sie als Handelsware einsetzen, sie in die Sklaverei verkaufen oder sie notfalls auch umbringen – ganz wie es ihm beliebte. So war es von Gott gewollt und festgeschrieben. Nachzulesen wie folgt:
„Ihr Weiber, [seid unterwürfig] euren eigenen Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Weiber ihren Männern in allem.“ (Epheser 5, 22-24)
„Ein Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, das Weib aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“ (1. Timotheus 2, 11-14)
„Fall nicht herein auf die Schönheit einer Frau, begehre nicht, was sie besitzt. Von einer Frau nahm die Sünde ihren Anfang, ihretwegen müssen wir alle sterben.“ (Sirach 25, 21, 24)
Nicht zuletzt wegen dieser bei den Männern überaus willkommenen „göttlichen Vorlage" war die Stellung der Frau auch in der Stammesgesellschaft auf der Arabischen Halbinsel in den damaligen Zeiten gleich die eines Sklaven, und es wurde nicht selten als Schande angesehen, wenn eine Frau ein Mädchen zur Welt brachte. Um dieser Schande zu entgehen, wurden neugeborene Mädchen oftmals in die Wüste gebracht und dort bei lebendigem Leibe verscharrt.
Nun – Eva passte jedenfalls mit der Art ihrer abhängigen Herstellung hervorragend in das Konzept der Männer, da Gott eindeutig klarstellte, dass Frauen lediglich Hilfskräfte für die Geschöpfe sind, die er Menschen nannte. Das Weib hatte sich also von Anfang an den Wünschen der Menschen mehr oder weniger bedingungslos unterzuordnen.
Nachdem Gott Mann und Frau erschaffen hatte, betrachtete er sein Werk. Zuerst fiel sein Blick auf den Mann und er sagte: „Also, ich muss mich selbst loben. Diese wunderbare Gestalt, die wohlgelungenen Proportionen, die vollendete Ästhetik – ein perfektes Werk!“ Danach sah er die Frau an und meinte achselzuckend: „Na ja – du musst dich halt schminken!“
Das rabbinische Judentum fasst die Auslegung von religiösen Texten unter anderem im sogenannten „Midrasch“ zusammen. Nach dieser Lehre erschuf Gott nach Adam allerdings nicht Eva zuerst, sondern Lilith – und zwar nicht aus Adams Rippe, sondern aus dem gleichen Lehm! Lilith war also demgemäß als absolut gleichberechtigte Partnerin Adams anzusehen. So hat sie sich wohl auch selbst wahrgenommen, denn als Gott sie noch vor der ersten Nacht zu sich holte und zu ihr sagte, dass sie Adam untertan sein solle, begehrte sie auf. Da sie nicht zweite Wahl sein wollte, stritt sie sich mit Adam, ging hinaus in die Wüste und ließ Adam im Paradies allein. In der Einöde verkehrte Lilith sodann jeden Tag mit tausend Mischwesen (weiß der Teufel, wo die plötzlich herkamen) und brachte täglich tausend Kinder zur Welt.
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