Mord aus vergangenen Tagen. Martin Cordemann

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Mord aus vergangenen Tagen - Martin Cordemann Harry Rhode

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nichts aus Ihren Fehlern? Aber wen frag ich das?“ Ich ließ meinen Blick über die Umgebung schweifen. „Was ist an diesem Fall so wichtig, dass es sogar Ihren Arsch hinterm Schreibtisch weggelockt hat?“ Wobei die korrekte Formulierung: „Sie Arsch“ gewesen wäre, aber das musste ich ihm ja nicht sagen. Jedenfalls hatte ich ihn in die Zwickmühle gebracht, sich zu entscheiden, ob er mich lieber anschreien oder das offensichtliche dementieren sollte. Er entschied sich, schweren Herzens wie ich annehme, für die dümmere Variante.

      „An welchem Fall?“

      „Ach kommen Sie, Prosser, stellen Sie sich nicht dümmer als ich glaube, dass Sie sind. Ich habe den offiziellen Auftrag, den Tod von Maximilian Glich zu untersuchen und sollte man mir dabei Steine in den Weg legen, oder präziser: sollten Sie mir dabei Steine in den Weg legen, könnte das ganz böse Folgen haben. Würden Sie nun also bitte die Freundlichkeit haben, mir mitzuteilen, was Sie hier draußen tun?“

      „Wie Sie ganz richtig festgestellt haben, untersuchen wir den Fall Glich“, brummte er.

      „Na bitte, geht doch.“

      Prosser schien alles andere als begeistert zu sein, mir zu helfen. Aber andererseits schien er sich auch nicht ganz über die Rechtslage im Klaren zu sein. Ich war mir darüber zwar auch nicht im Klaren, aber das nur nebenbei bemerkt.

      „Man hat seine Leiche auf dem Grund des Sees gefunden“, murrte er und deutete in eine Richtung, in der sich einige Polizisten befanden und den schlammigen Grund des nunmehr abgelassenen Sees untersuchten. „Der Kopf war vollkommen zertrümmert, die Leiche größtenteils verwest. Man hat den Toten mit Gewichten beschwert auf den Grund des Sees sinken lassen.“

      „Hmm, interessant. Woher wissen Sie, dass es Glich ist?“

      „Er hatte seine Papiere in der Tasche.“

      „Wie praktisch. Hmmm, er muss einen maschinenlesbaren Personalausweis gehabt haben.“

      „Ja, wie kommen Sie darauf?“

      „Weil einer dieser alten Ausweise, die es vor sieben Jahren auch noch gab, in dem Wasser bestimmt bis heute verrottet wäre. Was wohl auch auf den Rest seiner Papiere zutreffen dürfte. Die Frage ist nun, was können wir daraus schließen, dass er seine Papiere bei sich hatte?“

      „Sagen Sie es mir.“

      „Entweder der Mörder wusste es nicht oder er hat nicht damit gerechnet, dass man ihn finden würde. Oder es war ihm einfach egal. Oder es war gar nicht Glich, der ermordet wurde. In dem Fall würde dann der Verdacht natürlich auf Glich selber fallen und wir müssten uns überlegen, wen wir hier gefunden haben. Dann wäre da noch die Möglichkeit, dass Glich dem Opfer zufällig seine Jacke geliehen hat, bevor dieses das Zeitliche gesegnet hat. Oder aber der Tote ist ein Taschendieb, der Glich vorher ausgeraubt hat und dann von irgendjemandem umgelegt wurde. Habe ich eine Möglichkeit ausgelassen?“

      Prosser war sowohl absolut unsympathisch als auch ein ganz kleines bisschen beeindruckt. „Nein.“

      „Gut, fassen wir also zusammen. Glich ist vor sieben Jahren verschwunden. Dieser Mann hier ist vor sieben Jahren ermordet und seebestattet worden. Und er hatte Glichs Papiere bei sich. Richtig?“

      „Richtig.“

      „Und was schließen wir daraus?“

      „Ich weiß nicht.“

      Ich nickte. „Tja, ich weiß es nämlich auch nicht. Und jetzt erzählen Sie mir endlich, warum dieser Fall so wichtig für Sie ist!“

      Prosser sah sich um, als könnte uns jemand belauschen. „Rhode, sollte etwas von dem, was ich Ihnen jetzt sage, an die Öffentlichkeit kommen, nagele ich Sie eigenhändig fest. Haben Sie mich verstanden?“

      „Zum ersten Mal!“

      „Es ist nicht nur der Tote, den wir gefunden haben. Er hatte noch etwas bei sich.“

      Ich sah ihn fragend an. „Als da wäre?“

      „Sagen wir, Mikrofilme von geheimen Unterlagen.“

      „Wirklich witzig, Prosser. Und was sollen das für ach so geheime Unterlagen sein? Etwa über ein so wichtiges Thema wie die Bundeswehr? Lachhaft!“

      „Sie müssen mir vertrauen.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Na klar. Und was für Unterlagen waren das dann? Stasiakten? Oder die Hitlertagebücher? Prosser, entweder Sie lassen die Katze aus dem Sack und hören auf, mich auf derart laienhafte Weise zu verarschen, oder ich werde Ihnen nicht den geringsten Einblick in meine Untersuchungen geben.“

      „Rhode“, Prosser tat so, als säße er am längeren Hebel. „Verschwinden Sie hier! Es gibt nicht den geringsten Grund, warum ich einem kleinen billigen Schnüffler wie Ihnen...“

      „Ein kleiner billiger Schnüffler? Haben Sie das aus Der große Schlaf von Raymond Chandler?“

      „Bitte?“

      „Oder aus welchem Detektivfilm ist das? Hören Sie mal, Prosser, Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass diese Schnüfflersprüche auf Ihrem Mist gewachsen sind. Irgendwoher müssen Sie die doch haben. Detektive sind nämlich von der kulturellen Seite mehr eine amerikanische Tradition als eine deutsche.“

      „Und warum sind Sie dann einer?“

      „Weil ich eben nie ein guter Deutscher war. Und dann ist irgendwann irgendein Arschloch neuer Chef der Mordkommission geworden und ich bin gegangen. Worden. Wieauchimmer, sollte ich herausbekommen, dass Sie in irgendeinem Zusammenhang zu diesem Fall stehen, wird es mir ein Vergnügen sein, Sie verhaften zu lassen.“

      „Vor einem Jahr sind Sie mir in die Quere gekommen...“ murmelte er.

      „Ja. Und sollten Sie dieses Mal wieder vorhaben, mich verarschen zu wollen, dürfte sich das ziemlich unangenehm auf Ihre Karriere auswirken.“

      Ich drehte mich um und ging. Blieb die Frage, warum sich dieser unsympathische Schreibtischhocker für diesen Mordfall interessierte. Die Mikrofilmgeschichte war reiner Schwachsinn. Aber was konnte dahinter stecken? Erstmal musste ich mehr über Maximilian Glich in Erfahrung bringen. Da Prosser sich am Baggersee befand, war das jetzt der beste Zeitpunkt, meine Aufwartung im Polizeipräsidium zu machen und ein wenig in alten Akten zu stöbern.

      Die eine oder andere Person im Präsidium freute sich, wenn ich mal hereinschneite. Auch das bezaubernde Fräulein Rausch warf mir einen ihrer bezaubernden Blicke zu, von denen ich heute bereits zwei gehabt hatte und die im Endeffekt auch nichts brachten.

      Ich ließ mir aus dem Archiv die Akte des Falles Glich vor sieben Jahren heraussuchen, desgleichen in der Computerabteilung die Morde und Vermisstenlisten im Zeitraum von drei Wochen um das Verschwinden Glichs. Dazu ließ ich mir dann auch noch die entsprechenden Akten kommen, kopierte das alles illegalerweise und war wieder verschwunden, bevor Prosser zurück war. Was genau diesen eigentlich an dem Fall interessierte, konnte mir aber auch keiner sagen. Man munkelte jedoch, dass auch das BKA in die Untersuchungen eingeschaltet war. Das konnte vieles bedeuten, aber ich sah noch in keiner Weise klar, was es nun tatsächlich bedeutete.

      Meine Verabredung mit meiner Klientin konnte ich ohne Probleme einhalten. Unterwegs blätterte ich ein bisschen in meinen Kopien und stellte wenigstens schon mal fest,

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