Mord aus vergangenen Tagen. Martin Cordemann
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Duffy war nämlich inzwischen Lehrer für Latein und Geschichte, aber das war, so gesehen, sein Problem.
„Also, Siggi Feldmann ist dein Schulleiter. Gut, soll ich ihn umlegen?“
„Seit wann stehst du auf Gewalt?“
„Das tue ich nicht, ich wollte nur sagen, falls du mir einen derartigen Vorschlag unterbreiten wolltest, müsste ich leider ablehnen. Weil du dafür nicht genügend Kohle hast!“
„Kannst du nicht einmal ernst sein?“
„Wenn du mit jemandem ein ernstes Gespräch führen willst, warum hast du dann mich angerufen?“
„Du hast mich angerufen.“
„Das Spiel läuft nicht! Was ist nun mit deinem Direktor?“
„Er hat mir angedroht, mich versetzen zu lassen.“
„Klingt doch gut.“
„Strafversetzen!“
„Klingt weniger gut. Was hast du getan, eine von deinen Schülerinnen verführt?“
„Nein.“
„Mehrere?“
„Nein... er mag mich einfach nicht. Wir haben eine völlig verschiedene Auffassung von der Aufgabe eines Lehrers.“
„Das kenne ich. Das war der Grund, warum ich damals bei der Polizei aufgehört haben wurde.“
„Das ist ja eine große Hilfe für mich, dass du mir sagst, dass du wegen einer solchen Sache aufgegeben hast und abgehauen bist, nur, um jetzt irgendwelche Fälle, die Ewigkeiten zurückliegen aufzuklären.“
„Hey, wie war das noch mal, wer hat wen angerufen?“
„Und dich frage ich auch noch, dich, der nun wirklich jedem Problem aus dem Weg geht, sobald sich eins vor ihm auftut.“
„Das ist nicht gerade aufbauend.“
„Aber auch jedem Problem. Wie war das denn damals? Nur, weil du dich immer in die falschen Mädchen verliebt hast, hast du, wenn sich mal eine in dich verliebt hast, gekniffen.“
„Hey...“
„Oder etwa nicht? Du bist dem Problem aus dem Weg gegangen.“
„So oft ist das ja nicht vorgekommen...“
„Du hattest Angst!“
„Ich hatte verfluchte Angst, ja! Verdammt, ich wollte mich nicht binden... zumindest nicht an jemanden, den ich nicht liebe. Hinterher kommt man da nicht mehr raus und ein paar Jahre später ist man verheiratet, wohnt in Kenia und baut Hasch an... gut, das wäre ja kein schlechter Werdegang, aber ich war einfach nicht bereit...“
„Nicht bereit, du hast dich dem Problem der Partnerschaft nie gestellt. Wie üblich hast du dich geschickt um alles herumgemogelt, bist ihm aus dem Weg gegangen und hast dich gefreut. Und warum?“
„Ich hatte mich daran gewöhnt, allein zu sein. Und ich hatte mich in mich verliebt... fürchte ich jedenfalls. Irgendwie so. Oh Gott, das klingt schrecklich! Ich wollte mich nicht aufgeben, damals hatte ich immerhin noch meine Kreativität und ich wollte meine Kreativität nicht für irgendjemanden aufgeben.“
„Du weißt ja gar nicht, ob du deine Kreativität durch eine Beziehung verloren hättest.“
„Sieh dir doch die Leute an, wen konntest du damals denn als ersten vergessen, häh? Die mit ner Freundin. Abgebaut, ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie haben die sich dadurch verändert. Vielleicht... vielleicht sind sie reifer geworden.“
„Das ist ja wohl ein Fremdwort für dich.“
„Wer will schon reif sein? Wenn Früchte reif sind, dann dauert es nicht mehr lange und sie sind entweder gegessen oder faul! Nein, vielen Dank!“
„Ein schönes Bild.“
„Ja, du bringst mich in Stimmung.“
„Aber du hast gesagt, du hättest deine Kreativität verloren.“
„Oder verlegt. Wenn ich sie tatsächlich verloren habe, bin ich jetzt vielleicht reif genug für eine Beziehung.“
„Du glaubst, Reife ist das Gegenteil von kreativ?“
„Sag mal, ich dachte, du hättest Geschichte und nicht Deutsch. Was überinterpretierst du dir denn da wieder zusammen? Jungejunge, warum habe ich dich nur angerufen?“
„Ich habe dich...“
„Lassen wir das jetzt, wir haben wichtigeres zu besprechen.“
„Wie üblich gehst du jedem Problem aus dem Weg.“
„Eine meiner vernünftigsten Eigenschaften.“
„Wie war das damals mit...“
„Was soll denn diese Frage wie war das damals mit immer? Soll das so ne Art Geschichtsquiz werden?“
„Ich will dir nur klarmachen, dass es ein völliger Irrsinn ist, dich bei einem solchen Problem um deinen Rat zu fragen.“
„Tja, du bist eben völlig irrsinnig, oder ziehst du deine Frage hiermit zurück?“
„Ach was, Frage. Es reicht mir schon, deine dummen Kommentare zu diesem Thema zu hören. Ich werde wohl das tun, was du sonst immer machst.“
„Improvisieren?!“
„Genau. Möchtest du was trinken?“
„Nein, mir reicht es für heute. Möchtest zu zahlen?“
Kapitel 2
Ich würde also mein möglichstes tun, meinem Problem aus dem Weg zu gehen, so lange, bis es sich von selbst löste. Aber sieben Jahre alte Probleme haben nicht die Angewohnheit, sich plötzlich und unerwartet in Wohlgefallen aufzulösen, so blieb mir nichts anderes übrig, als mich der Sache anzunehmen.
Als erstes nahm ich mir den Mann vor, der seinerzeit der Chef von Glich gewesen war, den Direktor der Bank, sich momentan im Ruhestand befindend, und, wie sich herausstellte, in einer der nobelsten Gegenden der Stadt wohnend. Wahrscheinlich hatte er damals das Geld unterschlagen, spaßeshalber konnte man ja mal testen, wieviele andere Mitarbeiter der Bank seinerzeit verschwunden waren oder ins Gras gebissen hatten.
An der Tür erschien mir ein hübsches Hausmädchen, das allen diesbezüglichen Klischees entsprach und darüber hinaus nicht zu einer Beziehung mit mir bereit zu sein schien. Ich erklärte ihr mein Anliegen, sie knickste, verschwand im Haus, kam wieder und meinte, ich solle mich verziehen. Ich zückte also meine alte, man kann sagen, abgelaufene Polizeimarke und wenig später wurde ich unfreundlich aber bestimmt empfangen.
„Sie sind also