Mord aus vergangenen Tagen. Martin Cordemann
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Читать онлайн книгу Mord aus vergangenen Tagen - Martin Cordemann страница 9
„Was soll ich nur tun?“
„Plädiere auf unzurechnungsfähig! Wo fand die mörderische Tat statt?“
„In der Schule.“
„Auf dem Schulhof?“
„In seinem Zimmer.“
„Prachtvoll. Kannst du mir sagen wie das Blut an deine Jacke gekommen ist?“
„Ich hatte meine Jacke in seinem Zimmer vergessen. Heute Morgen hatten wir wieder eine... Unterredung. Und weil es so heiß war habe ich meine Jacke ausgezogen und über den Stuhl gehängt.“
„Und als du dann gegangen bist hast du sie vergessen, so wie du früher immer deine Seife in der Dusche vergessen hast.“
„Fängst du jetzt wieder damit an?“
„Hey, das zeigt doch, dass du es gar nicht gewesen sein kannst! Oder es wirft ein schlechtes Licht auf dein Gedächtnis. Wieauchimmer, du vergisst deine Seife... Jacke, er wird ermordet und jetzt ist sein Blut drauf und das lässt dich natürlich ziemlich verdächtig dastehen. Was uns zu den Fingerabdrücken auf der Mordwaffe bringt.“
„Ich glaube, er wurde erstochen. Man hat mir seinen Brieföffner gezeigt und gesagt, das wäre die Mordwaffe und darauf würden sich meine Fingerabdrücke befinden.“
„Und wie können die da wohl hingekommen sein?“
„Ich habe ein bisschen mit dem Teil rumgespielt. Du kennst das doch...“
„Ja, stimmt, du spielst ja immer mit irgendwas von fremderleuts Schreibtischen herum. Was war da noch mal mit dem Alibi?“
„Ich befand mich zu der Zeit im Kartenraum.“
„Beim Kartenspielen also?“
„Ich habe da eine Karte für meinen Unterricht gesucht.“
„Und es war dort natürlich niemand sonst, ja? Tja, hast du eine Idee, wo ich anfangen soll?“
„Ich denke, du bist der Detektiv.“
„Das sagen alle. Okay, ich werd mal sehen, was ich rausbekommen kann. Lass dir die Zeit im Knast nicht zu lang werden. Ach ja, ein Tipp noch.“ Er sah mich fragend an. „Heb niemals, wirklich niemals die Seife auf!“
Kapitel 3
Glücklicherweise war es nicht Prosser, der den Fall bearbeitete. Es war mein alter Kollege Lohmann, von dem ich mich wunderte, dass er noch immer bei der Polizei war. Er war fast erfreut mich zu sehen, besonders, als ich ihm den Grund meiner Anwesenheit erklärte.
„Ich darf Ihnen nichts über den Fall sagen.“
„Das müssen Sie sogar, da es sich bei dem Tatverdächtigen um meinen Klienten handelt und wenn Sie mir keine Auskunft geben, werde ich einen richterlichen Beschluss erwirken, der Ihnen die weiteren Ermittlungen untersagt!“ Ich erzählte immer irgendetwas in dieser Richtung und immer ließen sie sich dadurch einschüchtern. „Würden Sie mir jetzt bitte etwas über den Tathergang erzählen?“
„Also gut“, seufzte er. „Siggi Feldmann wurde erstochen. In den Hals, was verhindert hat, dass er schrie. Jemand nahm seinen Brieföffner und stieß ihm den in den Hals. Und es sieht so aus, als habe dieser Jemand vorher eine Jacke genommen, um damit zu verhindern, dass das Blut auf die eigene Kleidung spritzt.“
„Und Sie nehmen an, dass dieser Jemand Duffy ist, ja?“
„Wer sonst?“
„Eben das herauszufinden ist Ihre Arbeit. Aber wenn ich Ihnen ein paar Denkhilfen geben dürfte...“
„Oh, bitte gern.“
„Ihre Jacke bitte.“ Er zog sie aus und gab sie mir. „Haben Sie auch einen Stift?“ Er hatte. „Gut, also der Stift ist jetzt der Brieföffner. Ich nehme die Jacke, damit mich kein Blut trifft.“ Ich legte die Jacke über meinen Arm und griff mir durch den Stoff den Stift. „Nun ersteche ich Sie damit und es kommt kein Blut an meinen Körper. Aber: Es kommen auch keine Fingerabdrücke auf den Öffner!“
Das sah er ein.
„Außerdem ist es doch wohl ziemlich unwahrscheinlich, dass man für so eine Aktion seine eigene Jacke nimmt, besonders dann, wenn das Ziel ist, Blut auf der eigenen Kleidung zu vermeiden. Und die Jacke dann auch noch blutverschmiert zurückzulassen ist dann ja wohl völliger Schwachsinn.“
„Rhode, Mörder denken nicht vernünftig!“
„Aus welchem Film stammt das? Mörder denken nicht vernünftig... Sie haben zu viele Serien gesehen. Mörder denken meist viel vernünftiger als andere Menschen – sie handeln nur nicht so! Denken Sie über das nach, was ich Ihnen gesagt habe.“
Am nächsten Morgen begab ich mich in Duffys Schule. Ich schlenderte durch das Gebäude und atmete den Duft des Lernens ein, also den von Dope und Bier. Manche Dinge änderten sich nicht, auch wenn dies nicht meine alte Schule war, denn die war in Hamm, und da würde sie auch bleiben.
Ich fragte mich bis zum Lehrerzimmer durch, eine unnötige Angelegenheit, denn noch immer wimmelte es von Polizisten und im Lehrerzimmer stieß ich dann auch auf Lohmann. Er verhörte gerade eine attraktive Lehrerin – also genau das, was ich an seiner Stelle auch gemacht hätte. Ich nickte ihm zu und tat so, als würde ich die Ermittlungen leiten. Das hatte ich jahrelang gemacht, nicht nur so getan, jedenfalls hatte ich Übung darin. Als ich mich gerade mit einem jungen bärtigen Lehrer, Typ Rebell, unterhalten wollte, kam Lohmann auf mich zu und verwies mich höflich aber bestimmt darauf, dass ich hier nichts zu suchen hatte.
„Rhode, ich leite die Ermittlungen in diesem Fall.“
„Lassen Sie sich nicht dabei stören.“
„Ich lasse mich dabei auch nicht stören, ich möchte Ihnen nur sagen, dass Sie hier nichts zu...“
„Mein lieber lieber Lohmann, ein Klient, der nebenbei ein Freund von mir ist und dessen Frau nebenbei ein Kind erwartet…“
„Von Ihnen?“
„…ich hoffe nicht! Wo war ich? Ach ja: …würde es sehr gerne sehen, wenn ich diesem Fall nachgehen würde und ich kann diesem Fall nur nachgehen, wenn ich Untersuchungen anstelle und ich kann nur Untersuchungen anstellen, wenn ich Leute befrage und ich kann nur Leute befragen, wenn ich hier bin!“
„Ähm, würde es Ihnen helfen, wenn Sie Einblick in die Untersuchungsergebnisse bekommen?“
„Ja, das würde mir helfen, aber es würde mir noch mehr helfen, wenn ich mich hier umsehen könnte.“
„In Ordnung. Was halten Sie von Kooperation?“
„Keine schlechte Idee, lassen Sie hören.“
„Ich... äh, ich weiß nicht...“
„Das ist nicht