Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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Außer ihnen lebt hier noch Backboard, der kleine Dackel. Er ist mittlerweile schon ein Senior und halbblind. Aber er ist der Campushund und alle Schüler lieben ihn. Schließlich gibt es da noch Fred, Pippas Ehemann, der gleichzeitig Hausmeister und Gärtner des Campus ist. Er ist das ganze Gegenteil von Pippa. Groß, schlank, blond und raucht für sein Leben gerne Zigarren. Mrs. Rogan schimpft immer wie ein Rohrspatz, wenn sie ihn dabei erwischt. Aber Fred ist ein fröhlicher Mensch und läuft stets pfeifend oder summend über den Hof. Jetzt sitzt er im Wohnzimmer und versucht einen großen Berg Weihnachtslichterketten zu entknoten. Zoé und J.J. winken ihm zu und gehen zurück in die Küche, wo Pippa gerade Limonade einschenkt.
»Kommt schon her. Wir kochen ein Gemüsechili und danach gibt es selbstgemachte Chips. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr den beiden Mädchen helfen!«
Sie setzen sich und helfen Frida und Cassidy beim Gemüseschneiden. Frida fixiert J.J. eine Weile, bis es plötzlich aus ihr herausplatzt:
»Du verbringst die Ferien also nicht bei uns? Das ist wirklich schade. Wir haben uns schon so darauf gefreut!«
J.J. hält inne und sieht verwirrt in die Runde.
»Woher wisst ihr das? Ich habe den Brief doch erst vor einer Stunde bekommen!«
Sie legt ihr Messer beiseite und sieht zu Pippa, die mit ihren Augen gerade giftige Pfeile in Fridas Richtung sendet.
»Du bist ein altes Plappermaul, Frida! Ich habe euch gebeten, dass ihr mich das alleine machen lasst! Ihr seid echt unmöglich!«
»Ja, das stimmt! Wir sind eben ganz unsere Eltern«, antworten beide Töchter im Chor und lachen los.
J.J. ist nicht zum Lachen zumute. Sie steht auf und geht zu Pippa.
»Also, woher weißt du es?«, fragt sie trotzig.
Pippa eilt zum Küchenschrank und holt einen Brief aus der obersten Schublade. J.J. ist erstaunt, da er genauso aussieht wie der, den sie bekommen hat, nur dass dieser an ihre Ziehmutter gerichtet ist.
Sehr geehrte Frau Pippa.
Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen danken, dass Sie sich in den letzten Jahren so aufopferungsvoll um meine Enkelin gekümmert haben! Mrs. Rogan hat mir berichtet, dass Sie ihr stets eine gute Freundin waren und sie behütet haben, als wäre sie Ihr eigenes Kind.
Ich möchte Ihnen versichern, dass ich das bis zum Ende meines Daseins nicht vergessen werde.
Ich kann nicht verlangen, dass Sie verstehen, warum ich mich erst jetzt melde.
Aber ich möchte Sie trotzdem um die Erlaubnis bitten, meine Enkelin diese Ferien zu mir holen zu dürfen. Wie mir Mrs. Rogan berichtete, hat Jezabel die Ferien sonst immer mit Ihrer Familie verbracht und auch die kommenden Feiertage haben Sie wohl mit ihrer Anwesenheit gerechnet.
Deshalb möchte ich mich für diese kurzfristige Entscheidung entschuldigen und hoffe, dass Sie mich eines Tages verstehen können.
Ich werde Jezabel am Freitag gegen Nachmittag abholen, und sofern sich meine Hoffnung erfüllt, wird sie die gesamten Ferien auf meinem Anwesen in Havelock verbringen.
Es grüßt Sie herzlichst
Ophelia V. P. U. Gräfin von Winterhardt
PS: Vielleicht könnten Sie mir einen Tipp geben, was meine Enkelin am liebsten mag.
J.J. faltet den Brief zusammen und drückt ihn Pippa genervt in die Hand. Die streicht ihn sorgfältig glatt und legt ihn zurück in die Schublade.
»Jezabel. So ein wunderschöner Name. Warum hast du ihn mir nie verraten?«, flüstert sie traurig, sodass J.J.sich plötzlich richtig mies fühlt. Bockig stellt sie sich in die Küche.
»Was soll das alles? Ich habe es schon Zoé erklärt. Ich hasse diesen Namen! Ich verstehe nicht, warum sie sich all die Jahre nicht bei mir gemeldet hat und jetzt verlangt, dass ich springe. Es sind Weihnachtsferien! Ich bleibe nur ein Wochenende und komme dann wieder zu euch zurück! Ich kenne sie doch gar nicht!«
Pippa stemmt empört die Hände in die Hüfte.
»J.J. Smith, das ist deine Großmutter! Ich denke, dass du dir erst einmal anhören solltest, was sie dir zu sagen hat! Danach kannst du sie immer noch verurteilen!«, erwidert sie entrüstet.
»Ich bin von Gott mit so viel Glück beschenkt worden. Ich wohne an diesem wundervollen Ort, habe diese wunderschöne Familie und lebe mit den begabtesten Kindern der Welt zusammen. All die Jahre habe ich gebetet, dass du auch ein wenig davon abbekommst. Ich liebe dich wie mein eigenes Kind, J.J. Aber ich kann dir die Antworten, die du brauchst, nicht geben! Die findest du nur dort draußen! Egal, ob morgen oder heute, wichtig ist nur, dass deine Großmutter dich wiedergefunden hat und du sie kennenlernen darfst. Ich bin nur traurig, weil es für mich das erste Mal ist, dass ich in den Ferien einen Teller weniger auf den Tisch stelle. Ich werde dich vermissen. Sehr sogar! Aber ich bin auch sehr glücklich, dass du ein Stück Normalität zurückbekommst!«, fährt sie besonnen fort.
Bei dem Wort »Normalität« muss J.J. schlucken.
»Wenn du wüsstest! In meinem Zimmer liegt ein Stein, mit dem ich in andere Welten reisen kann«, verunsichert sieht sie zu Zoé.
Die rettet die Situation, indem sie ihr Gesicht schmerzlich verzieht.
»Pippa, mir ist vorhin eine Vase auf den Fuß gefallen. Könntest du mal nachsehen, ob er noch zu retten ist?«, wirft sie laut in den Raum und streckt den Fuß mit dem großen Eisbeutel nach oben. Dabei verzieht sie das Gesicht ganz theatralisch. Das ist Pippas Stichwort! Seufzend eilt die Hausdame nach vorn und befiehlt Frida, sofort aufzustehen, damit Zoé den Fuß darauf legen kann. Sacht löst sie den selbst gebastelten Verband und begutachtet die Verletzung. Daraufhin holt sie eine grüne Flasche und saubere Tücher aus dem Medizinschrank.
»Wenn man nicht ständig auf euch aufpasst! Was war das denn für eine Vase, die dir den halben Fuß zertrümmert hat? Beweg doch mal bitte deine Zehen!«, ordnet sie an.
Zoé befolgt die Aufforderung und versucht sich zusammenzureißen, aber es tut höllisch weh.
»Gebrochen ist nichts! Aber die drei Zehen sind verstaucht. Der Nagel vom Kleinen wird sich verabschieden! Ich tupfe dir jetzt das Wunderheilmittel meiner Großmutter darauf und verbinde ihn. Schuhe sind den Rest der Woche verboten! Ab morgen sind Clogs modern! Nach der Schule gehst du aber bitte zur Schulschwester.«
Zoé unterdrückt einen Aufschrei, als Pippa ihr die verletzten Zehen verbindet. J.J. nutzt diese Gelegenheit und geht zum Herd. Sie wirft das kleingeschnittene Gemüse ins Chili und rührt beschäftigt die Zutaten in dem großen Topf um. Sie hat keine Lust mehr auf Erklärungen, da sie selbst nicht weiß, was hier vorgeht.
Als das Mahl vertilgt und das Geschirr weggeräumt