Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas
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Читать онлайн книгу Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel - M.E. Lee Jonas страница 19
Die großen Blüten umschmeicheln sie sanft und positionieren ihren Körper perfekt, sodass sie sich fühlt, als würde sie schweben. Eine lang gesuchte Ruhe überkommt sie und hält sie für einen Moment gefangen.
»Wenn ich nur wüsste, was ich hier soll«, denkt sie, während sie den Stein fest an sich presst.
Da entdeckt sie neben sich auf einer gelben Riesenblüte einen aprikotfarbenen Schmetterling. Er ist ungefähr so groß wie ihr Handrücken und schwingt leicht hin und her. Dabei scheint ihm ihre Anwesenheit überhaupt nicht zu stören. J.J. beugt sich langsam nach vorn, um ihn besser betrachten zu können. Normalerweise würde sie wahrscheinlich ausflippen, wenn sie so einen mächtigen Schmetterling entdecken täte, aber hier an diesem bizarren Ort ist das anders. Je länger sie in dem Garten verweilt, um so vertrauter kommt er ihr vor.
»Du kannst mir auch nicht sagen, was ich hier soll, oder?«, fragt sie leise, da sie das Tier nicht erschrecken möchte. Der Schmetterling öffnet langsam seine Flügel und dreht sich gemächlich in ihre Richtung. J.J. hat das Gefühl, er starrt sie an, als er sich plötzlich sanft in die Luft erhebt und davon fliegt.
J.J. ärgert sich darüber, dass sie das Geschöpf vertrieben hat, und lacht schließlich leise über sich selbst.
»Vor ein paar Stunden habe ich mich über ein fliegendes Tablett aufgeregt und nun sitze ich in einem magischen Garten und bin traurig, weil ein riesiger Schmetterling nicht mit ihr sprechen möchte.«
Sie wird jäh aus ihren Gedanken gerissen, als plötzlich jemand zu ihr spricht.
»Er kann es nicht! Aber ich kann dir helfen«, sagt die Stimme leise.
J.J. dreht sich verwirrt um, kann jedoch niemanden entdecken. Sie hüpft von der Schaukel und schaut noch ein Mal nach oben.
»Vielleicht hat es sich der Schmetterling ja anders überlegt.«
Aber auch über ihr kann sie kein anderes Lebewesen entdecken. Den Stein fest in der Hand, ruft sie:
»Hallo! Wer spricht denn da?«
Es erfolgt aber keine Antwort.
Sie beschließt, dass diese Reise lang genug war, und will gerade den Stein ablegen, als sie neben sich ein leichtes Rascheln vernimmt. Zu ihrem Erstaunen öffnet sich die Blüte der gelben Blume, auf der eben noch der Schmetterling saß.
J.J. tritt sicherheitshalber einen Schritt zurück. Das wundersame Gewächs ist circa einen Meter hoch und hat große Trichterblüten, die ungefähr so lang wie ihre Arme sind. Mit aufgerissenen Augen beobachtet sie das unheimliche Spektakel, da die Trichter an die Fangarme einer fleischfressenden Venusfliegenfalle erinnern, die sich nun langsam im Kreis drehen. So wie die Windräder, die Kinder im Sommer in ihren Gärten aufstellen. Die Kelche ziehen sich langsam nach oben und geben ein sanftes Gesicht, mit zwei kleinen, kugelrunden, schwarzen Augen und einem zierlichen knallroten Mund frei.
J.J. ist verblüfft, aber fürchten tut sie sich nicht. Die Blume räuspert sich und lächelt sie freundlich an. Dann verneigt sie sich tief, was J.J. etwas verunsichert. Sie überlegt, wie sie diesem Wesen gegenübertreten soll und beschließt, das zu tun, was sie am besten kann: Quasseln.
»Oh, hi! Mein Name ist J.J. Smith und ich freue mich, Sie kennenzulernen Frau, äh, Frau Blume? Ich habe diesen Stein geschickt bekommen, der mich immer wieder an diesen Ort bringt. Jetzt frage ich mich oder besser gesagt Sie, wo ich hier eigentlich bin?«
J.J. redet so hastig, dass man die letzten Worte kaum verstehen kann. Zum Abschluss ihrer Rede setzt sie noch ein entschuldigendes Lächeln auf, während sie den Stein wie ein Beweismittel in die Luft hält.
Die Blume verzieht leicht verzückt den Mund.
»Ich finde deinen richtigen Namen viel hübscher. Was soll das mit den Abkürzungen? Ich meine, bei deinem Namen mag das noch gehen. Aber ich stelle mir vor, du würdest Iris Ifelda heißen. Würdest du dich dann jetzt als I.I. vorstellen? Gar nicht auszudenken, wenn du Alberta Astha heißen würdest …Wenn du erlaubst, nenne ich dich Jezabel. So habe ich es immer getan. Meinen Namen kennst du übrigens auch. Du hast ihn nur vergessen! Aber weil ich dich so mag, werde ich heute auf Ratespielchen verzichten.«
Die Blume verbeugt sich erneut und stellt sich der verdutzten J.J. vor:
»Mein Name ist Florence.«
J.J. räuspert sich.
»Florence! Oh, freut mich dich kennenzulernen oder wieder kennenzulernen. Also, wo wir jetzt das Wichtigste geklärt haben. Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich hier bin? Und was heißt eigentlich: So habe ich es immer getan?«, stammelt sie verwirrt.
Florence, das Sonnentrichterorakel, schließt bekennend die Augen und beginnt, feierlich zu erzählen.
»Jezabel, du bist zu Hause! Besser gesagt, in deinem Hort. Das ist der privateste Ort eines jeden Zauberwesens. Hier werden die Dinge aufbewahrt, die niemand außer dir wissen darf. Es ist quasie deine heilige Stätte. Weißt du, für jeden Besitzer eines Hortes gibt es ein bestimmtes Fleckchen Erde, an dem er sich am sichersten fühlt. Nach diesem Vorbild gestalten die Zauberreichbewohner ihren Hort. Deinen hast du an deinem 6. Geburtstag errichtet. Es ist der Garten deiner Großmutter. Das kannst du jedoch jederzeit ändern! Dieser wunderschöne Garten ist ein rein geistiger Ort und kann von niemandem außer dir betreten werden. Es sei denn, jemand würde einen Zwangszauber benutzen. Das wäre allerdings gegen das Gesetz und würde mit der Eliminierung bestraft. Hier werden alle deine Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse aufbewahrt. Der Stein, den du da so krampfhaft in deinen Händen hältst, ist der Wächter dieses Hortes und ohne ihn kommst du nicht hierher.
Vor etwa acht Jahren hat er dich erwählt, aber du hast ihn abgelehnt. Niemand außer dir kann ihn benutzen, da er deine Vergangenheit bewahrt und damit deine Persönlichkeit. Ohne ihn bist du nichts, außer ein gewöhnliches Wesen. Deshalb nennt man ihn auch das zweite Herz der Zauberwesen. Schau, dahinten, neben der Himbeerhecke, da steht eine Marmorsäule, auf der sich ein Granitsteinring befindet. Dort kannst du ihn ablegen. So kannst du hierbleiben, ohne ihn ständig tragen zu müssen. Na los! Leg ihn auf den Kreis. Ich denke, er hat dir viel zu erzählen!«
J.J. schüttelt ungläubig den Kopf.
»Zauberwesen? Ich bin ein Zauberwesen? Na klar! Willst du mich auf den Arm nehmen? Eine bessere Geschichte ist dir wohl nicht eingefallen? Wo gibt's denn so was? Was kommt als Nächstes? Wahrscheinlich besitze ich auch noch übernatürliche Kräfte?«
Sie legt den Kopf in den Nacken und kichert albern los. Das Sonnentrichterorakel sieht beschämt zur Seite.
»Es gibt keinen Grund, beleidigend zu werden. Es sind natürliche Kräfte, die du besitzt, da sie dir angeboren wurden. Weshalb sollte ich mir etwas Derartiges ausdenken? Und wieso ist der Gedanke, dass du ein Zauberwesen bist, so abwegig? Immerhin sprichst du gerade mit einer Blume!«
J.J. starrt betroffen auf den Stein, in ihren Händen und schluckt.
»Es tut mir leid, Florence. Ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Aber versteh doch bitte, dass das was du da sagst, ziemlich kurios für mich klingt.«
»Aber die Dinge, die mir in den letzten Wochen passiert sind, waren auch kurios und angsteinflößend.«
Sie geht zur Marmorsäule und hebt ihren Stein über den Granitkreis.
»Aber wie kann er meine