Glück auf Spanisch. Heidi Oehlmann

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Glück auf Spanisch - Heidi Oehlmann

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dem Kühlschrank bleibe ich gedankenverloren stehen und denke über Pedros Vorschlag nach. Ich bin drauf und dran zuzustimmen, bis mir einfällt, dass ich nicht einfach weg kann. So eine Reise sollte geplant werden, irgendjemand muss sich um das Haus, meine Blumen und um die Post kümmern. Es muss jemand sein, dem ich zu hundert Prozent vertrauen kann. Im Geiste gehe ich alle meine Bekanntschaften durch. Normalerweise hätte ich Simone gefragt. Doch sie ist vor einem halben Jahr wegen der Arbeit in die Schweiz gezogen. Zwischen uns liegen nun achthundert Kilometer. Es ist zu weit, um nach dem Rechten zu schauen.

      Mir fällt niemand ein, den ich bitten könnte, sich während meiner Abwesenheit um alles zu kümmern.

      Verzweifelt lasse ich mich auf einen der beiden Küchenstühle fallen. »Das war es dann wohl«, flüstere ich.

      Das wäre auch zu schön gewesen. Um so länger ich über Pedros Vorschlag nachdenke, desto mehr gefällt er mir.

       Wo kann man eine Sprache besser lernen, als in einem Land, in dem sie gesprochen wird?

      Vor drei Jahren habe ich angefangen, Spanisch zu lernen. Ich kam gut voran. Irgendwann war mir die Theorie zu grau und ich meldete mich auf der Plattform »Sprich mit mir« an, erstellte ein Profil und hoffte, mit Spaniern in Kontakt zu kommen. Zur Sicherheit gab ich auch an, Englisch zu können. Anfangs zog ich jede Menge zwielichtige Typen an. Es ging so weit, dass ich mein Account schon löschen wollte, aber dann meldete sich Pedro. Er ist spanischer Anwalt und versucht über das Portal, sein Deutsch zu verbessern. Mit ihm tausche ich seit einem Dreivierteljahr täglich Nachrichten aus. Damit wir beide etwas lernen, schreiben wir abwechselnd in Deutsch und in Spanisch. Unsere Gespräche bedeuten mir viel. Pedro hat es geschafft, mir neue Hoffnung zu geben. Als mein Mann vor fünf Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückte, versank ich in ein tiefes Loch. Simone gab sich Mühe, mich dort rauszuholen. Irgendwann schaffte sie es. Ich entdeckte langsam die Freude am Leben wieder und begann jede Menge Sachen zu unternehmen, Neues auszuprobieren. Darunter war auch das Erlernen einer Sprache.

      Als sie mir verkündete in die Schweiz zu gehen, drohte ich erneut den Halt zu verlieren. Zum Glück war Pedro da. Durch den Austausch der Nachrichten fing er mich auf.

      Mit Simone schreibe ich mir regelmäßig. Anfangs schrieben wir uns täglich, nun sind es noch ein bis zwei Mal in der Woche. Ich befürchte, es könnte irgendwann ganz aufhören.

      Simone hat sich inzwischen in der Schweiz eingelebt und besitzt ihr eigenes Leben. Sie hat sogar jemanden kennengelernt, mit dem sie frisch zusammen ist. Ich wünsche ihr natürlich von Herzen alles Gute, allerdings hege ich meine Zweifel. Meine Freundin hat den Hang dazu, sich mit den falschen Männern einzulassen. Erst sieht sie alles durch die rosarote Brille, sobald sie diese absetzt, beginnt das große Heulen.

      Woher weiß ich eigentlich, ob Pedro echt ist?, schießt mir plötzlich die Frage durch den Kopf.

      Auf dem hinterlegten Profilbild sieht er nett aus, aber eine Garantie, dass er das ist und es ihn tatsächlich gibt, habe ich nicht.

      Hastig erhebe ich mich und sprinte zurück zu meinem Schreibtisch, klappe mein Notebook auf, öffne die Suchmaschine und gebe den Namen Pedro Sanchez ein. Es gibt viele Treffer, also füge ich den Begriff Anwalt hinzu. Es dauert nicht lange und ich werde fündig. Ich entdecke einen Anwalt namens Pedro Sanchez und hoffe, es handelt sich dabei auch um den Mann, mit dem ich mir schreibe.

      »Judith!«, sage ich.

       Judith könnte sich hier um meine Angelegenheiten kümmern.

      Ich kenne sie zwar noch nicht so lange, aber sie ist vertrauenswürdig.

      Wir lernten uns vor anderthalb Jahren in einer Gruppe für Trauerbewältigung kennen und verstanden uns auf Anhieb. Bereits nach kurzer Zeit trafen wir uns auch außerhalb der Gruppentreffen.

      Ich wühle mich durch die Unterlagen auf meinem Schreibtisch, auf der Suche nach meinem Handy.

      »Verdammt! Es muss doch irgendwo hier sein!«, fluche ich und nehme mir zum wiederholten Male vor, endlich aufzuräumen. Insgeheim weiß ich, es wird noch ewig dauern, eh ich mich dieser Aufgabe tatsächlich widme.

      Nach einigen Minuten habe ich mein Handy gefunden und schreibe Judith eine Nachricht über WhatsApp, sie soll mir mitteilen, wann sie Zeit für ein Treffen hat. Ich möchte unbedingt persönlich mit ihr reden, nicht per Telefon.

      2. Pedro

      »Ist der Chef da?«, frage ich, als ich das Hotel betrete.

      »Er müsste in seinem Büro sein«, antwortet Paula, eine der Rezeptionistinnen. Sie lächelt mich freundlich an.

      Ich nicke ihr zu und gehe durch die Hotellobby zum Büro meines Freundes.

      »Mig, bis du da?«, rufe ich, nachdem ich angeklopft habe. Es kommt keine Reaktion.

      Ich drücke die Türklinke nach unten, die Tür ist verschlossen. Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich da und überlege, was ich machen soll.

      Bevor ich mir den Kopf weiter zerbrechen kann, kommt Miguel um die Ecke. »Pedro, was machst du denn hier?«, fragt er verwundert. Normalerweise rufe ich an, eh ich vorbei komme.

      »Ich wollte dich mal wieder besuchen«, antworte ich.

      »Na dann, komm mit rein!« Miguel schließt sein Büro auf und geht hinein. Ich folge ihm. »Setz dich! Willst du etwas trinken?«

      »Nein, das muss nicht sein.« Ich nehme auf einem der Besucherstühle Platz und starre meinen Freund an.

      »Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon eine Weile nicht mehr gesehen?« Miguel schaut mich prüfend an. Er scheint zu wissen, dass es sich um keinen reinen Freundschaftsbesuch handelt.

      »Gut. Und dir?«

      »Mir auch. Also was gibt es?«

      »Ist das so offensichtlich?«

      »Ja.«

      »Also …«, druckse ich herum. »Es geht …«

      »Um eine Frau?«, fragt er direkt.

      »Ja, woher weißt du das?«

      »Ich kenne dich eben.« Miguel grinst. »Also worum geht es genau?«

      »Ähm … Hast du gerade Jobs zu vergeben?«

      »Für wen? Und als was?«

      »Keine Ahnung. Vielleicht irgendwas an der Rezeption, oder so?«

      »Hm, eigentlich suche ich am Empfang niemanden, zumindest nicht fest, wenn dann nur als Aushilfe. Warum?«

      »Eine Freundin …!«

      »Eine Freundin? So so.« Das Grinsen in Miguels Gesicht wird immer breiter.

      »Sie kommt aus Deutschland, hat eine harte Zeit hinter sich und ich habe sie gefragt, ob sie für eine Weile nach Spanien kommen will. Nur so ganz ohne Job schafft sie es nicht. Deshalb dachte ich, sie könnte vielleicht bei dir arbeiten und dafür ein Zimmer bekommen.«

      »Sie soll hier wohnen?«

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