Johannes Christian Lenz. Группа авторов

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Tonpfeifen anbot. Bedingt durch das meist einfache Publikum war der Ruf dieser Wirtschaften oft nicht besonders gut).

      Er hätte sich für einen Scharf-Richter ausgegeben und sich gestellt, als ob er das Maß zu einem Troge (Sarg) nehmen wollte. Darüber sey Lenz so erschrocken und betroffen worden, daß sein Gewissen aufgewacht wäre, er auf der Stelle den Richter zu sprechen begehrt und ihm alles bekannt hatte u.s.w.

      Eben dieses mit noch mehreren Zusätzen wurde mir wieder erzählt und zwar mit der Versicherung, daß sich alles auf Wahrheit gründe. Ich möchte es nur in der Chronic von Berlin bekannt machen.

      Statt dieses zu thun, legte ich mich erst auf gewissere Kundschaft. Da aber diese immer durch die vielen Zusätze auch Abweichungen dieser Geschichts-Erzählung noch ungewisser wurde (mein Pseudonym!), so verfügte ich mich an einem Nach-Mittage selbst zu dem Traiteur Ollmütz.

      Weil ich das erstemal meinen Endzweck nicht erreichte, so wiederhohlte ich seine Besuche, aß bei ihm zu Nacht und traf eine sehr unterhaltende Gesellschaft, welche durch meinen poetischen Freund Burmann noch unterhaltender wurde. Endlich fügte es sich, daß man nicht nur von Christian Lenz Bekenntnisse sprach, sondern auch den Gastwirth Ollmütz sein Compliment darüber machte.

      Verschiedene andere Personen, welche zwar etwas davon, aber nichts gründliches gehört hatten, forderten Ollmütz auf ihnen doch den Gefallen zu thun und seine Unterredung mit Christian Lenz zu erzählen. Dieser fand sich dazu bereit. Ich saß hinter dem Ofen, rauchte mein Pfeiffchen und war ganz Ohr, ging sogleich nach der Erzählung nach Hause und war so glücklich dasjenige meistentheils wieder, was Ollmütz erzählt hatte, aufzuschreiben:

      In der Hausvoigtei

      Gespräch unter Männern

      »Einige Wochen«, so sprach Ollmütz in seinem gewöhnlichen Tone, »saß schon Lenz ohne, daß er noch das Geringste bekannt hatte. Die Herren Gäste, welche sowohl Mittags als Abends bei mir zu speisen belieben, sprachen oft von der Hartnäckigkeit dieses Verbrechers und von der Post-Sicherheit. Ich hörte den Gesprächen meiner Herren Gäste sehr aufmerksam zu. Da man auch erzählte, daß in dem Anfange mehrere Personen ihn für Geld hätten zu sehen bekommen, ohne dabei Rücksicht auf sein Benehmen oder Gesichtsbildung zu nehmen, so stieg der Gedanke in meiner Seele auf, diesen Verbrecher auch zu besuchen, denn ich hatte ja Gelegenheit die Physionomien und Charactere so vieler tausend Menschen kennen zu lernen, konnte also vielleicht etwas beurtheilen. Dann glaubte ich auch mit gutem Gewissen, daß es Pflicht sey, zur Sicherheit und Ruhe desVaterlandes etwas beizutragen. Sogleich war ich entschlossen, mein Vorhaben auszuführen. Ich bat dazu einen großen Herren um Erlaubniß und sagte, da ich in meinem Leben so viele 100 Personen gespeiset und getränket, sowohl Landeskinder als Fremde, da ich jederzeit ihre Physionomien genau beobachtet, auch ihre Gemüthsarten beurteilen gelernt hätte, daß es vielleicht möglich wäre, auch etwas an Lenz zu entdecken. Ich erhielt die Erlaubniß.

      (Hausvoigtei, Untersuchungsgefängnis des Königl. Hofgerichts in Berlin, 1750 von Friedrich II errichtet, 1892 abgerissen)

      Es wurde dem Schließer befohlen, mich zu Lenz zu lassen und, wie ich mir vorbehielt, allein mit ihm zu seyn! Ich trat also in das Gefängniß . Der Schließer aber blieb vermuthlich aus Diensteifer unter der Thüre stehen, welche etwa einen Fuß breit offen stand. Über der Schulter des Schließers gackte der wachthabende Soldat.

      Ich hatte einen grünen Leibrock, eine weisse Weste mit schwarzen sammtenen Knöpfen und Knopflöchern, Schuhe und Strümpfe an, in der linken Hand mein gewöhnliches spanisches Rohr und in der rechten Hand meinen Huth. So ging ich zu ihm und stellte mich stillschweigend auf die linke Seite. Der Verbrecher saß an Händen und Füßen geschlossen mit bloßem Kopfe, in einer rothstreifigen leinwandenen Jacke und in schwarzen Hosen und Strümpfen ohne Schuh. Mit der größten Aufmerksamkeit betrachtete ich ihn von Kopfe bis zu den Füße, ging einige Schritte rückwärts und fragte endlich:

      »Wie heisset er?«

      Er antwortete:

      »Lenz«

      Darauf stellte ich mich aus seine rechte Seite, betrachtete ihn wieder sehr genau und fragte:

      »Woher ist er gebürtig?«

      »Aus Oranienburg«, erwiederte Lenz zaghaft und zitternd. Mit lauter und stärkerer Stimme wiederhohlte ich meine Frage:

      »Aus Oranienburg ist er gebürtig?«

      Er antwortete aber nicht. Darauf ging ich wieder auf seine linke Seite, sah ihn mit scharfen Blicken an, und suchte in seine Physionomie zu dringen. Ich bemerkte ein sehr ängstliches Seufzen und dieses veranlaßte mich zu fragen:

      »Warum seufzt Er?«

      Lenz schwieg, zitterte aber destomehr mit seinen Ketten an Hände und Füßen. Weil er mich nicht ansah, sondern krumgebückt saß, dabei sehr viele Gewissensunruhe verrieth, so sagte ich mit dreisten Worten:

      »Ich bin nicht dazu gesandt, ihm seine Strafe zu vergrößern, sondern sie ihm nur zu vermindern. Er thät wohl, wenn er statt der Seufzer, lieber ein freies Geständniß aussagte.«

      Mit einem trostvollen Tone setzte ich dazu:

      »Ob er wohl wüßte, daß ein jeder Arbeiter seines, verdienten Lohnes werth wäre, so wie er handelte bei Leibes und Leben es sei gut oder böse.«

      Jetzt verweilte ich mich nicht länger, sagte noch:

      »Gott erhalte ihn gesund!« und ging aus dem Gefängnisse. Der Schließer und der Soldat standen noch, wie sie gestanden waren. Dieses geschah Sonnabends.

      Den hohen Vorgesetzten bat ich, daß man binnen drei Tagen niemand zu Lenz lassen möchte, denn ich vermuthete, daß er es gestehen würde.

      Montags war ich wieder Nachmittags um zwei Uhr bestellt. Als ich um die bestimmte Stunde erschien, so sagte man mir, es wäre alles schon gut! Wie ich wieder herauskam, so fand ich sehr viele Menschen und hörte Murmeln und Lispeln. Der eine sprach dieses, der andere jenes. Da stand ein Häuflein und berathschlagte sich, dort wartete ein anderes, ob es nichts neues hören würde. Ich hielt mich weiter nicht auf, sondern ging meinen Nahrungsgeschäften nach. Und wenn ich auch Zeit gehabt hätte, so würde ich mich dessen ungeachtet doch nicht darum bekümmert haben, weil ich solche Neugierde niemahls liebte. Gedankenvoll drängte ich mich durch die Menschen, konnte aber nichts als das Verstehen:

      »Das ist der Scharfrichter aus Stargard!«

      Ich that aber, als ob ich es nicht hörte und folgte meinem Berufe ...

      Volks-Urtheile

      über den berüchtigten

      Straßen-Räuber und Mörder Lenz

      Ich gab bereits eine Probe, daß ich über den Mörder Lenz etwas zu entwerfen im Stande war. Auch dürfen die Leser glauben, daß sich alles, was von dem unglücklichen Menschen geschrieben wurde, auf keine Erdichtung gründet noch weniger aus Geldschneiderei hinaus läuft. Einen Gegenstand auf welchem nicht nur das ganze inländische, sondern sogar auch manches ausländische Publicum so aufmerksam geworden ist, muß jeder rechtschaffene Volksschreiber so wie ich mit größter Behutsamkeit behandeln.

      Er muß zwar die Volksstimmen hören, aber ihnen nicht

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