Johannes Christian Lenz. Группа авторов

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mit Vertrödeln diesen und jenen Wisches heimgesucht, oder es entstehen solche Urtheile, welche die Langeweile ausheckt. Eben dieselbe Fälle trafen, seit dem Lenz in Verwahrung sitzt und verhört wurde, sehr häufig ein. Öfters hatte ich die Gelegenheit bei öffentlichen Plätzen über Lenz Urtheile zuzuhören. Einer wollte allezeit mehr wissen als der andere. Dann kamen gar Leute und wollten behaupten, Lenz hatte dieses und jenes in dem Verhöre bekannt. Zweifelte man daran, so nahmen sie es sehr ungnädig auf, verriethen gar so viele Schwachheit und glaubten sich beleidigt. - O, über die Schwachheit und Allwissenheit der Menschen! Da grübeln manche bei einem Glase Wein, verplaudern ihre Zeit, und am Ende stehen sie wieder da, wo sie vorher gewesen waren.

      Ernsthaft liebe Berliner! Lasset euch doch nicht so viel dummes Zeug anheften. Wisset, daß dasjenige, was man von Lenz's Verhöre gesprochen hat, auch wohl noch davon spricht, meistentheils nicht Stich hält. Wisset, daß das Criminalgericht heilig seyn muß. Verschwiegenheit ist eines seiner wichtigsten Gesetze. Menschen Leben und Tod abzuwägen sind wahrlich keine Kinder-Spiele. Menschen Elend, Bosheit, Diebstahl und Mord auszuspähen bedürfen mehr Nachdenken als ein Volks-Mährchen.

      So übereilt alle diese Urtheile sind, eben so übereilt war die Nachricht, welche man in dem „Hamburger unpartheiischen Korrespondenten“, No. 197, unter der Aufschrift: „Aus dem Brandenburgischen“, vom 8ten December las, daß neulich das Urtheil des Post-Räubers Lenz zur Vollziehung an den König abgegangen und dahin ausgefallen wäre, daß ihm die Hand abgehauen und er von unten auf gerädert werden sollte.

      Noch weiß ich von allen diesen Vorfällen nichts, dieses aber mit desto mehrerer Gewißheit, daß die Criminal-Acten geschlossen sind, daß Lenz einen würdigen Mann zum Defensor (Verteidiger) erhalten hatte und, daß drei würdige Männer des Cammer-Gerichts die Urtheile abzufassen haben. So bald diese von dem Königl. Cammer-Gericht bestätigt sind, so kommen sie an das Königliche Ober-Tribunal-Departement und von da nach dem Groß-Canzler und Sr. Königl. Majestät. Von da wieder an das Königl. Post-Amt zurück. Als dann erfährt man erst die Gewißheit, was Lenz für eine Strafe zu gewarten hat.

      Auch den Gerüchten, daß Lenz so schlecht in seinem Gefängnisse behandelt, daß er nicht reinlich gehalten, folglich von dem Ungeziefer zernagt würde, daß er kein ordentliches Essen und Trinken bekäme, allen diesen Gerüchten kann man mit Gewißheit widersprechen und versichern, daß es gerade das Gegentheil ist, daß er die gehörigen Speisen bekömmt, daß man ihn in den Freistunden herumführen und ihn frische Luft schöpfen läßt. u.s.w. Dieses wäre also wieder ein Beweis, wie leicht mancher Mensch immer das Schlimmste auch ohne Überzeugung zu glauben geneigt ist. Fällt übrigens etwas vor, an welchem die Göttin Lüge keinen Antheil hat, so darf sich das Publicum darauf verlassen, daß man es sobald als möglich vortragen wird.

      Nachschrift

      So eben läuft die Nachricht ein, daß das Urtheil von dem Königl. Cammer.-Gerichte gesprochen und an das Königl. Postamt abgesandt worden wäre. Einige im Publico behaupten schon, daß Lenz auf einem Schinderkarren in einer Kuhhaut eingewickelt nach dem Hochgerichte gefahren und als dann von unten herauf gerädert werden soll. - Hierbei erinnere ich nichts, als es bleibt bei der Abrede.

      Leben und Taten

      und schreckliches Ende des berüchtigten

      Schlachter-Knechtes, Straßen-Räubers und Mörders

      Johann Christian Lenz

      Ich glaube meinen nach Stand und Würden geehrten Lesern einen kleinen Gefallen zu beweisen, wenn ich ihnen statt eines Wunsches, welchen man bei des Jahres-Wechsel meistentheils aus Gewohnheit zu äußern beliebt, eine und zwar möglichst vollständige Geschichte des berüchtigten Schlächter-Knechtes, Straßen-Räubers und Mörders Johann Christian Lenz, als ein Neujahrsgeschenk überreichet.

      Sie werden sich noch erinnern, daß von mir gemeldet wurde: Wenn Etwas vorfiel, an welchem die Göttin Lüge kein Antheil hätte, so dürfte sich das Publicum darauf verlassen, daß man es so bald als möglich vortragen würde. Ich freue mich, daß ich in den Stand gesetzt bin, die Lenzsche Geschichte, der Wahrheit gemäß vorzulegen. Wäre es mir nach gegangen, so würde ich freilich von allen geschehenen Vorfällen nicht eher etwas berührt haben, als bis ich selbst davon die größte Gewißheit gehabt hätte. Allein viele im Publico wünschten zu wissen, was ich wohl darüber sagen würde. Ich schrieb daher, was ich als ein ehrlicher Volksschreiber mit wahrscheinlicher Gewißheit anführen konnte, die Haupt-Gegenstände auf. Ich machte mit Fleisse die Leser noch einmahl darauf aufmerksam, weil ich mich künftig in der Geschichte darauf beziehen, selbst prüfen und dem Publico unpartheiisch melden werde, was wahr oder falsch war.

      „Und nun ihr theuern Berliner, wollt ihr eine Geschichte wissen, welche nicht nur in, sondern auch außerhalb Berlin so viele Aufmerksamkeit erregte, eine Geschichte, über welche man billionenfältig sprach und urtheilte, ab- und hinzusetzte, eine Geschichte, welche abermahls einen traurigen Beweis von der Verirrung des menschlichen Herzens gibt, eine Geschichte, vor welcher die Menschenfreunde den größten Schauder empfinden müssen, eine Geschichte, aus welcher man lernen kann, daß die Vorsehung so gerecht ist, das Gute belohnt, das Böse aber bestraft? So leset, theuerste Berliner! leset die Geschichte des Johann Christian Lenzsen!“

      Beherziget sie nicht nur, sondern leset sie auch euern Kindern als warnendes Beispiel vor und sagt ihnen: Wer von dem Schöpfer weicht, den fliehen Religion und Rechtschaffenheit. Sein böser Geist aber bringt ihn endlich in solche Labyrinthe, aus welchen man sich eben so wenig retten kann, als sich der unglückliche Lenz, welcher jetzt allgemeine Erbarmung verdient, retten konnte.

      „Höret, liebe Berliner und leset !“

      Mord und Totschlag

      Eine schreckliche Tat

      In der Nacht von dem 13ten auf den 14ten Junius 1789 geschah eine schreckliche That und gleich des Morgens darauf, Sonntags früh gegen 6 Uhr wurde alles ruchbar. Denn um diese Zeit (es war Sonntag, der 14te Junius 1789) wandelte ein Weib aus Oranienburg auf der Landstraße, welche nach Berlin führt. Gegen das Ende der Haide zwischen Havelhausen und Birkenwerder traf es auf einen ermordeten Menschen...

      Natürlich erschrak das gute Weib, kehrte eilend um, lief nach dem Dorfe Birkenwerder, welches in der Nähe lag und meldete dem Schulzen, was sich zugetragen hatte. Sogleich ließen der Schulz und auch der Prediger von Birkenwerder diese Nachricht in Borgsdorf und Oranienburg bekannt machen, mit dem Zusatze, den dortigen Crais-Physicum herbeizuholen. Kaum war das Gerücht erschollen, so wurde bei manchem aus Borgsdorf und Oranienburg die Neugierde rege, diesen Ermordeten selbst zu sehen. Zu dem Ende ließen sie sich die Stelle bezeichnen und gingen hin. Einige erkannten in dem Unglücklichen einen Postillion. Andere fanden von diesem etwas entfernt und abseits den Schirrmeister in seinem Blute. Und wieder andere entdeckten einen dritten Leichnahm.

      Bei dem Postillion fand man einen sog. Krumkamm, bei dem Schirrmeister aber einen Stroh-Sack. In diesem steckte ein blutiges Messer. (Der Krumm-Kamm ist ein gebogener Kamm mit langen Zähnen um Haare hochzustecken (wäre ein gefundenes Fressen für Kriminalisten im Zeitalter der Genanalyse)

      Der Pinnowsche Kühhirt hatte schon morgens früh um 5 Uhr in der Pinnowschen Haide den Postwagen, welcher mit 6800 Thalern in acht Fässern beladen gewesen war, gefunden, die im Geschirre verwickelten Pferde abgespannt und es ebenfalls sogleich dem dortigen Förster Clausius angezeigt.

      Auch entdeckte sich sehr bald, daß die Plünderung den Beiwagen der Stettiner Post, welche gewöhnlich Sonnabends Abends von Oranienburg nach Berlin fährt, betroffen hatte. Der Förster Clausius versäumte bei der erhaltenen Nachricht eben so wenig seine Pflicht. Augenblicklich traf er mit dem Landjäger

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