Anarchistische Analysen zur Gegenwart. Jörg Djuren
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Die steigende Bedeutung z.B. des Urheberrechtes für die MIS läßt sich auch heute schon im Alltag beobachten.
Z.B. in der aktuellen10 Kampagne der Zukunft Kino Marketing in der BRD unter dem Titel "hart aber gerecht", in der offensiv Folter als Bestrafung für Urheberechtsverletzungen legitimiert wird. So wird in einem Werbespot 'witzig' die Vergewaltigung von Jugendlichen in Gefängnissen als angemessene Bestrafung für das Raubkopieren von Filmen angepriesen. Diese Form extralegaler Bestrafung ist eindeutig ein Bruch der UN-Folterkonvention. Die ZKM tritt also in diesem 'Witz' dafür ein, das Urheberrecht höher als die Menschenrechtscharta anzusetzen. Finanziert wird dies von der Filmförderungsanstalt, einer Bundesanstalt öffentlichen Rechts, in deren Aufsichtsgremium Vertreter der Parteien und auch die evangelische und katholische Kirche sitzen.
Zu befürchten ist das aus diesem 'Witz' in Zukunft bei Zuspitzung der Interessenlagen ernst wird.
Dies ist keine notwendige Entwicklung. AnarchistInnen stehen vor der Aufgabe sowohl den Nationalstaat wie die MIS zu bekämpfen, ohne sich für eine Seite instrumentalisieren zu lassen. Auch der Niedergang der USA und Deutschlands wäre, wenn er mit entsprechenden Machtzuwächsen für MIS verbunden wäre, kein Grund zum Feiern. Die Ablösung der Nationalstaaten durch MIS verschärft heute schon die Herrschaftsverhältnisse und sozialen Bedingungen. Falls dies so weiterläuft wird sich die Situation weiter verschlechtern.
Gute MIS gibt es ebensowenig wie gute Staaten oder einen guten Kaiser. Dies gilt auch für Groß-NGO's und einen Weltgerichtshof. Die Alternative liegt nicht bei Attac sondern bei Peoples Global Action, der Zusammenarbeit an der Basis.
Elite-Klone - das neue Subjekt der Macht
Die Umbrüche in der Gesellschaft führen auch zu einem neuen internationalem Subjekt der Macht. Das alte bürgerliche Machtsubjekt war weiß, männlich, Unternehmer, Arzt, Architekt, Ingenieur, usw.. Sein sozialer Status hing wesentlich mit seiner Verortung in einer Stadt oder einer Region zusammen. Der Status setzte soziale Beziehungen zu anderen Bürgern der Stadt, Region, voraus. Kontakte die unter anderem sie, seine 'Haus'Frau, zu pflegen hatte, eine Kompetenz, die auch ihr Status verlieh. Der Status war damit örtlich gebunden. Auch die Sozialisation der Kinder erfolgte über lokale Einrichtungen, wie z.B. Gymnasien, in denen sie mit anderen Kindern der lokalen herrschenden Schicht zusammen aufwuchsen.
Das neue Subjekt der Macht konstituiert und definiert sich nicht mehr über lokale Bezüge.
Nur als Reminiszens kaufen sie sich vielleicht ein 'echt' altes Haus irgendwo, wo es schön ist und die Menschen noch so sind wie früher in der bürgerlichen Zeit - zumindest wo sie so tun als ob, der Priester, der Kaufmannsladenbesitzer, usw. -. In dieses Haus ziehen sie dann, wenn sie Ausscheiden aus dem Leben in der MIS, um dort, in der Zeit zwischen den Kreuzfahrten, internationalen Kulturveranstaltungen und Charitybanketts in New York, zu vergammeln.
Das neue Subjekt der Macht findet seine Identität über seine Stellung in der Multinationalen Institution in der es arbeitet, die MIS ist sein(ihr) zu Hause11 , die Wohnung, die Stadt, das Land sind austauschbar.
Moderne Dienstleistungsapparate stellen sicher, daß die Wohnung überall gleich aussieht. Evtl. 'aufgepeppt' mit ein wenig lokalem Interieur, das ist dann aber schon sehr gewagt. Vielleicht liegt auch irgendwo an passender Stelle die Taschenuhr des Urgroßvaters, unauffällig drapiert.
Auch die Subjekte der Macht sehen alle gleich aus. Die Körperformierung von Fittness bis zu Enthaarung und unauffälliger teurer Bekleidung ist gegenüber dem klassischen Bürger wesentlich weiter vor allem nun auch für Männer fortgeschritten. Die Variationsspielräume sind minimal. Die Sprache ist Englisch. Nur bei der Hautfarbe sind außer weiß nun auch ein paar andere Schattierungen zu sehen, sporadisch werden auch Frauen, soweit sie die männlich heterosexistische Norm übererfüllen, akzeptiert.12
Auch diese Formierung wird durch eine internationale Dienstleistungsindustrie abgesichert, die selben Fittnesstudios in Neu Dehli, Berlin und New York, die selben Boutiquen, die selben Golfplätze.
Das Ideal dieser neuen Herrschaftsschicht scheint der in wenigen Tagen im Tank von der Zelle zum Mann gereifte Klon zu sein. Die Abhängigkeit von leiblichen Bedürfnissen, das Gebohren worden sein, Gefühle außerhalb der MIS13 , werden negiert oder als Konserven konsumiert.
Dies entspricht einer Familienorganisation bei der das Leben in der MIS bei der Arbeit stattfindet, am besten beide arbeiten bei der selben MIS, während die Kinderaufzucht zunehmend nach Effizienzkriterien rationalisiert wird.
Von der Pränataldiagnostik über vielfältige frühkindliche Ausbildungs- und Überwachungstechnologien bis hin zur Weiterbildung im Internat haben längst Techniken der sozialen Klonierung alte bürgerliche Familienverhältnisse abgelöst oder sind dabei sie abzulösen.
In den USA gibt es heute schon totalüberwachte Kindergärten, in denen Eltern via Internet und Kameras das Verhalten ihrer Sprößlinge jederzeit und überall kontrollieren können. In der BRD wird gerade damit geworben Handys für Kinder und Jugendliche zu kaufen mit einer Ortsüberwachungsfunktion, die es Eltern ermöglicht jederzeit auf 100m genau via Internet festzustellen, wo sich Handy und Kind aufhalten. Mir geht es hier nicht so sehr um die repressive als um die produktive Funktion dieser Dauerüberwachung. Hier wird das neue Subjekt der Macht, die Eliteklone von Morgen, durch die Machtwirkung im Sinne Foucaults produziert, als ein Subjekt, daß sich allzeit positiv ins Bild zu setzen weiß. Dieses Subjekt wird auch kein Überich im klassischen Sinn mehr entwickeln, sind doch die unüberwachten Momente der Kindheit, in denen das Kind eigenständige Entscheidungen treffen muß, Voraussetzung für die Herausbildung einer solchen internalisierten Instanz. Das neue Subjekt der Macht wird vielmehr im hohen Maße in seinen Vorstellungen von gut und böse die jeweiligen Moden flexibel zu bedienen wissen.
Big Brother läßt grüßen - die TV-Serie ist insofern pädagogisches Versuchslabor für Erziehungspraxen der Zukunft -.
Die Führungsschichten der MIS pflanzen sich längst durch soziale Klonierung fort, die genetische Klonierung wäre hier nur eine nachholende Materialisierung auf der Ebene der Biologie.
Dies bedeutet aber nicht die Auflösung der Familie. Im Gegenteil auf Grund ihrer Irrealisierung bei gleichzeitiger Simulation als Glücksversprechen, wird sie als Phantasma psychologisch nur um so wirkmächtiger. Sie wird zum unerreichbaren Ziel.
Schöne Neue Familien-Simulation
Die neuen Subjekte der Macht haben gelernt ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Vermögen, z.B. Wissen, soziale Kontakte, Geld, Habitus, u.a., als austauschbare Kapitalien zu denken und nach Bedarf ineinander zu transformieren um sie optimal ein- und sich selbst optimal ins Bild zu setzen.
Dies lernen sie wie aufgeführt im Klonierungsprozess.
Dort wo Aufmerksamkeit und soziale Beziehungen einschließlich Sexualität zu einem geldwertem Kapital werden, kann die klassische Familienstruktur nicht mehr funktionieren, beruhte sie doch auf der unentgeltlichen Ausbeutung der Reproduktionsarbeit von Frauen. Außerdem verändern sich dadurch die Beziehungsstrukturen selbst und werden zu austauschbaren von der konkreten Situation und Person abstrahierenden Formeln. Die reproduktiven Tätigkeiten werden im erheblichen Maß aus der Familie ausgelagert.
Das klassische bürgerliche Familienmodell, die Triade Vater, Mutter,