Stein. Sabine Korsukéwitz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stein - Sabine Korsukéwitz страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Stein - Sabine Korsukéwitz

Скачать книгу

von Türkis führt oder weiter südlich ein Papagei der geopferte Türkise verschluckt, um sie einem der Manitus zu bringen.

      In der Schöpfungsgeschichte der Navajo gibt es vier Welten, eine über der anderen. In frühester Vorzeit gab es in der untersten Welt eine Überschwemmung (Sintflut?) und das Volk wurde von den Wassern nach oben in unsere Welt getrieben. Um sich zu retten, pflanzten sie ein hohles Schilfrohr, durch das sie die oberste Welt erreichen konnten. Erster Mann und Erste Frau brachten mit sich etwas Erde von den Bergen der Unterwelt und formten daraus die Berge im Navajo Land.

      Im Osten erschufen sie den heiligen Berg Sisnajinni (Blanca Peak in Colorado), schmückten ihn mit weißen Muscheln und befestigten ihn mit einem Blitz am Boden. Dawn Youth und Dawn Maiden lebten von nun an hier.

      Im Süden machten sie den Tsosichi (Mount Taylor in New Mexiko), auch Turquoise Mountain genannt. Diesen Berg schmückten sie mit Türkisen und befestigten ihn mit einem Steinmesser. Turquoise Youth und Turquoise Maiden siedelten an dieser Stelle.

      Im Westen pflanzten sie den Doko-oslid (den höchsten der San Francisco Peaks in Arizona), ausgestattet mit Muscheln und von einem Mondstrahl an der Stelle gehalten. Muschel-Mädchen und Mondlicht-Junge lebten hier.

      In den Norden setzten sie Dipenitsa (Hesperus Peak in Kalifornien), den sie mit schwarzem Jet verzierten und mit einem Regenbogen auf der Oberwelt befestigten. Jet Youth und Darkness-Maiden fanden dort ihre Heimat.

      In der Mitte formten sie Tsichnaodiubli, der mit gestreiftem Achat dekoriert wurde. Hier erschufen sie den ersten Navajo und schenkten ihm einen Türkis-Hogan (Hogan = das halb in der Erde stehende, runde Navajo Haus). Als Sonne machten sie ein flaches rundes Objekt aus einem klarem Stein (Bergkristall?) und fassten ihn mit Türkisen ein.

      Auch die Zuni kennen eine Oberwelt und eine Unterwelt. In der Himmelswelt der Zuni-Mythologie steht ein tiefblauer Berg aus Türkis, dessen Widerschein unserem Himmel die blaue Farbe verleiht. In dieser Himmelswelt leben viele interessante Charaktere, zum Beispiel Bär, der seinen Buckel bekam, weil er versehentlich von einem großen Türkis getroffen wurde, den Älterer Kriegsgott, offenbar in einem Anfall übler Laune, geworfen hatte.

      Da gibt es Salt-Old-Woman, She-Who-Changeth und ihren Geliebten Johano-ai, Beautiful Flowers, Morning Green und bei den Zia einen Spielergott namens Po’shanjanice. Sie alle haben unendliche Mengen von Türkisschmuck, Türkis-Spielzeug, Türkisschalen, -häusern und so fort, so dass man sich vorstellen kann, welchen Prestigewert der Besitz dieses Steins für die Indianer dieser Region hatte und wahrscheinlich noch hat. Kein Ritual kam ohne ihn aus. Ein Indianer ohne Türkis war nackt und verachtenswert.

      Die Yavapati meinen, ‘Mana’ residiere im Türkis, so etwas wie das personifizierte Glück im Sinne des chinesischen joss, also etwas, das unbedingt nötig ist, um alle seine Unternehmungen zu einem glücklichen Ende zu bringen.

      Die Hopi kennen einen Liebeszauber, zu dem ein Medizin-Bündel zusammengestellt wird aus Teilen von der Kleidung der Frau, die becirct werden soll, einem Türkis, einer Muschel, einem Bergkristall und einem Pferdehaar. Es ist unbedingt erforderlich, dass, wenn alles zusammengewickelt ist, das Pferdehaar oben ein Stück weit herausschaut... Man hatte dann das Bündel vor sich zu halten und es zu besingen, woraufhin die Begehrte in Wallung geraten musste und unfehlbar zum Haus des Verliebten kam. Eine Bedingung gab es allerdings, die eingehalten werden musste – und das zeigt die moralischen Vorstellungen der Hopi: Das Ganze hatte unter allen Umständen geheim gehalten zu werden. Keine Macho-Prahlerei. Der Kavalier genießt und schweigt.

      Türkise wurden als Gastgeschenke, Wiedergutmachung und bei der Beendigung von Feindseligkeiten gegeben und mit den Toten begraben. Die Navajo hatten eine solche Furcht vor ihren Toten, dass niemand es gewagt hätte auch nur einen Stein aus dem Schmuck zu entfernen, den der oder die Tote bei ihrem Hinscheiden trug. Alles wurde mit ihr zusammen beerdigt. Das bekamen natürlich weiße Grabräuber schnell heraus und so wurden viele alte Gräber wegen des Schmucks geplündert und die Toten entweiht.

      Gern wird ja der ‘edle Wilde Amerikas’ zitiert mit den Worten: “ Du verlangst, dass ich die Erde umpflüge! Soll ich etwa ein Messer nehmen und die Brust meiner Mutter zerfleischen? Wenn ich dann sterbe, wird sie mich nicht an ihren Busen zurücknehmen, wo ich ruhen kann.

      Du verlangst, dass ich nach Steinen grabe? Soll ich etwa unter ihrer Haut nach ihren Knochen wühlen? Dann, wenn ich sterbe, kann ich nicht in ihren Leib aufgenommen werden, um wiedergeboren zu werden.”

      Für einige Stämme Nordamerikas mag das ja zugetroffen haben, die Indianer im Südwesten des amerikanischen Kontinents hatten da keinerlei Bedenken. Im Gegenteil: Die Götter hatten ihnen den Türkis geschenkt und es gab keine Erde-Mutter-Parallele, die den Bergbau verhindert hätte.

      Die prähistorischen Indianer durchstreiften das Land mit offenen Augen für alles Brauchbare. Da mag der Eine oder Andere von ihnen auch nach einem Regen auf ein Stück Stein gestoßen sein, ausgewittert aus dem Fels oder in einem Bach fortgetragen, das ihm vorkommen musste, wie ein Stück Himmel oder ein Tropfen grünlichen Wassers, ein kleines Wunder inmitten dieser rotverbrannten Landschaft voller glühender Felsen, Kakteen, brauner Stachelgräser und hartschaliger, schattenloser Joshua Bäume Das konnte nur ein gutes Omen sein, das Geschenk eines wohlwollenden höheren Wesens, eine große Kostbarkeit. Später stießen diese Steinzeitmenschen vielleicht auf eine offenliegende Ader, aus der die blau-grünen Tropfen mit steinernen Faustkeilen herausgelöst werden konnten. Die glücklichen Finder solcher Himmelssteine zeigten sie stolz herum; andere wollten auch so etwas besitzen.

      Die ersten Türkisminen waren Tagebaue. Das Graben in einem Fels schuf vielleicht einen Überhang und man entdeckte, genau wie die Feuersteinsucher in Europa, dass es die umgebende harte Matrix aufschloss, wenn man unter so einem Überhang ein Feuer entfachte, insbesondere bei oder vor einem kalten Regenguss.

      Auch hier führte Wunsch und Notwendigkeit zur Entwicklung geeigneter Werkzeuge: Steinhämmer, Keile, Picken aus Elchhorn, Knochen und feuergehärtetem Holz wurden nach und nach erdacht, sowie Bohrer mit Quarzspitzen, mit denen die Türkise durchlöchert wurden, so dass man sie an Lederbändern aufreihen konnte. Die ersten Schmuckstücke waren sicher einzelne oder in Ketten aufgereihte, unregelmäßige Steine, später stellte man Perlen daraus her, entdeckte Steinschneidekunst, Schliff und besonders die Kunst der Einlegearbeit, deren Meister die Mayas waren. Um die Steine auf ihren Untergrund zu leimen, benutzten die Mayas Rattendreck, während die Indianer weiter nördlich Gummi und Pinienharz verwendeten. Die Motive der Mosaike und die geschnittenen Steine symbolisieren immer wieder das Grundbedürfnis der Indianer nach Wasser: Frösche, Wasservögel und Schildkröten.

      Die meisten alten Türkisminen waren nichts weiter als Untertassen-förmige Tagebaue, aber es gab auch Minenschäfte, ja ganze unterirdische Räume, von Menschenhand ausgehöhlt und sogar mit Holz abgestützt. Um von einem Level zum anderen zu gelangen, benutzten die Indianer dieselbe Art von Hühnerleiter, die auch in den Felspueblos üblich waren.

      Da der Transport von Rohsteinen mitsamt der Matrix mühselig war, wurden die Steine meist an Ort und Stelle zu einem gewissen Grad bearbeitet. Archäologen haben neben manchen prähistorischen Minen die Überbleibsel von Gebäuden gefunden, die wahrscheinlich Werkstätten waren. Man entdeckte auch, dass sich Glanz und Farbe des Steins künstlich verbessern ließen, indem man ihn mit Talg einrieb und polierte. Wollte man ein Stück zum Tauschhandel verwenden, so wurde es oft im Mund getragen, weil Feuchtigkeit das Erscheinungsbild verbessert.

      Hatte ein Stamm einen reichen Fundort entdeckt, so bemühte man sich selbstredend, ihn solange wie möglich geheim zu halten. Aber dann setzte ein ‘Goldrausch’ ein. Der Türkis war ein heiliges Gut. Gruppen von anderen Stämmen musste das Schürfen gestattet werden. Indianer aus Gebieten, die nicht über Türkisstätten verfügten, haben regelmäßig weite Pilgerfahrten zu den Turquoise-Mountains unternommen.

Скачать книгу