Stein. Sabine Korsukéwitz
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Stein - Sabine Korsukéwitz страница 10
Zunächst wurde der Stein noch einige Male erwähnt, unter anderem auf den Dreilindener Menu- und Tischkarten als nordgermanisches Heldendenkmal. Dann geriet das Ding in Vergessenheit. In den 1930ern tauchte es wieder auf. Das Interesse an Heldendenkmälern war schließlich immens gestiegen. Eine Rückgabe an Dänemark wurde von einigen Wissenschaftlern vorgeschlagen aber dazu kam es nicht. Runenforscher und SS stritten sich nun um das gute Stück. Da man aber vordringlichere Probleme hatte, blieb es, wo es war. Nach Kriegsende war das Schloss Dreilinden zunächst von US-Militärs kassiert und für Deutsche verboten. Erst 1951 konnte Ernst Reuter den “Hairulfr”-Stein in einem feierlichen Akt dem dänischen Botschafter übergeben. Der versicherte, ganz Dänemark freue sich über die Rückgabe, die ein Beweis des guten Willens zu herzlichen, nachbarschaftlichen Beziehungen sei.
“Hairulf-R”, so weiß man heute, heißt ‘Heerwolf’. Und der war entweder ein gefallener Seeräuber oder ein Runenmeister, der wissen lassen wollte, dass er hier vorbei gekommen ist.
3. Jade und Türkis – zwei Edelsteine der Frühgeschichte
Aus der chinesischen T‘ang-Dynastie (618 – 907 v.Ch.) ist eine grausame Geschichte überliefert:
3000 Schönheiten aus dem ganzen Reich zierten den Hof des Kaisers Ming. Einer davon gelang es, alle anderen auszustechen und den Kaiser an sich zu fesseln. Sie soll sehr schön gewesen sein, Yang-kuei-fei, Jade-gekrönte-Yang; schwarze Mandelaugen, der Mund eine Rosenknospe, eine Haut wie Pfirsich und Reispapier; ihre Gestalt war schlank und biegsam wie ein Schilfrohr im Wind und sie bewegte sich in so feinen Trippelschritten, dass sie über den Boden zu schweben schien.
Hinter dem zarten Äußeren muss sich ein harter Kern verborgen haben. Willensstark, intelligent und skrupellos brachte sie den Kaiser dazu, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen und der Hofstaat tanzte wie Puppen an den Fäden ihrer kleinen Finger. Sie war die wirkliche Macht hinter dem Himmelsthron. Eine Zeitlang bewunderte man sie derart, dass die Geburt eines Mädchens als gleichwertig der eines männlichen Nachkommen galt.
Was Yang-kuei-fei trug, wurde sofort Mode im gesamten Reich. Ihr Geschmack war berühmt und kostspielig. Besonders liebte sie Jade und sie veranlasste Kaiser Ming unsägliche Summen dafür auszugeben. Außerdem betrieb sie einen über die Maßen frechen und offenen Nepotismus, so dass bald jede einträgliche Stelle mit einem ihrer vormals armen Verwandten besetzt war.
So gewaltig wurde ihre Arroganz und Verschwendungssucht, so drückend die Steuern, dass es schließlich zu einem Volksaufstand kam. Der Kaiser und sein Hofstaat sahen sich gezwungen, mitten im bitteren Winter über die Berge nach Sezuan zu fliehen.
Die Soldaten, die hungrig waren und lange keinen Sold bekommen hatten, machten Yang-kuei-fei für ihre Lage verantwortlich. Sie stellten dem Kaiser ein Ultimatum: Entweder Yang würde auf der Stelle hingerichtet, oder aber sie würden den Kaiser und seine Anhänger im Stich lassen, allein in den Bergen. Bei aller Liebe war dem Kaiser doch der eigene Pelz näher und, nachdem er sich mit einem wunderschönen Liebesgedicht bei Yang-kuei-fei entschuldigt hatte, überließ er sie den Söldnern.
Sie erhielt, wie es Sitte war, einen Seidenschal, an dem sie sich selbst aufzuhängen hatte. Da hing sie nun, an einem kahlen Pflaumenbaum, Heer und Kaiser zogen weiter. All ihr kostbarer Jadeschmuck fiel herab und lag dort im Gras und auf den nackten Felsen. Doch so verhasst war Jade-gekrönte Yang, dass niemand die Schmuckstücke auflas. Wahrscheinlich liegen sie heute noch an der Stelle.
Das Verhältnis der Chinesen zu Jade ist mit der Freude anderer Völker an Schmuck-, Edelsteinen und schönen Dingen nicht zu vergleichen. Für sie besitzt Jade eine Qualität, die man nur als mystisch bezeichnen kann und sie haben eine gerade unheimliche Fähigkeit wahre Jade von ähnlichen Grünsteinen zu unterscheiden. Es ist der Stein des Himmels und mit keinem anderen zu vergleichen. Noch in den 70er Jahren bekam ein Drittel aller neugeborenen Mädchen das Wort Jade als Teil ihres Namens beigefügt: Rote Jade, Jadeschnee..., für Junge suchte man Namen, die Prestige und Macht ausdrückten: Pi (Jadescheibe, die in alten Zeiten hohen Rang ausdrückte), Kuei (Jadeszepter) oder Pu (rohe Jade von hohem Wert). Die chinesischen Schriftzeichen für König und Jade sind sich ähnlich. Sie unterscheiden sich nur durch einen einzigen Punkt. Und das war ganz sicher beabsichtigt. (In alten Zeiten war der König – oder was man bei uns etwa parallel darunter verstand – die höchste Person im Staat; der Begriff Emperor/Kaiser entstand erst später).
Jade war rar im alten China. Als True jade, ‘wahre Jade’ , gilt nur Nephrit, der hauptsächlich in Khotan, der Provinz Sinkiang (Chinesisch Turkestan) gefunden wurde und zwar am White Jade River und im Green Jade River, wo er heute noch abgebaut wird.
Das Verlangen nach dem Besitz von Jade war überwältigend. Frühe chinesische Herrscher richteten ihre Eroberungszüge danach aus, dem Reich soviel Jade-produzierende Gebiete wie möglich hinzuzufügen. Mehrmals sind chinesische Generäle an Burma gescheitert. So groß war die Angst der Generäle vor dem Zorn des Himmelsohns Chien-Kung, dass sie den burmesischen Prinzen hohe Bestechungsgelder zahlten, um Jade heimbringen zu können, die sie dem Kaiser dann als ‚Tribut‘ präsentierten.
Allerdings kommt aus Burma ‘nur’ Jadeit, auch Jadeitit. Der Unterschied zur ‘wahren Jade’ ist wohl nur einem Chinesen verständlich, denn beide sind Silikate mit unterschiedlichen Beimischungen von Magnesium, Eisen, Kalzium und Natrium.
Nephrit, wahre Jade, ist das zäheste Mineral, das wir kennen. Es gehört zur selben Gesteinsgruppe wie Asbest. So hart ist dieser Stein, dass er mit keinem Hammer auf einem Amboss zu zerschlagen ist. Es heißt, dass der Inhaber eines Mineralienkontors bei Bonn um 1910 einen sehr großen Nephrit Block aus China in seinen Besitz bekam. Er wollte ihn natürlich gern in kleinere, besser verkäufliche Stücke zerschlagen und – als die Hammer und Amboss-Methode scheiterte – legte er ihn unter einen Dampfhammer. Der Nephrit blieb unbeschädigt, der Dampfhammer war verbogen!
In China machte man vor 2000 Jahren folgendes Experiment: Ein Nephrit Stück wurde drei mal vierundzwanzig Stunden in einem Kalkofen gebrannt – und kam wie Phoenix aus der Asche heraus, ohne etwas von Glanz und Farbe verloren zu haben. Durch das Glühen wurde er allerdings spröde, so dass er jetzt wenigstens leichter zerteilt werden konnte. Soweit – so gut. Wie aber um alles in der Welt konnte man dieses unglaublich widerstandfähige Material in der Vorzeit bearbeiten? Mit einem unwahrscheinlich hohen Werkzeugverbrauch, feinstem Schleifsand und Kupfersägen, in geduldigster Kleinarbeit, bei der sich Fortschritte nur millimeterweise zeigten. Ein chinesischer Jademeister rechnete für die Fertigstellung eines einziges faustgroßen Stücks ein halbes Jahr.
Kultgegenstände aus Nephrit hat es mindestens schon seit der Jungsteinzeit gegeben. Sorgfältig geschliffene und geglättete Dolche und Äxte aus Grünstein sind aus Gräbern in Sachsen, Südeuropa, Dalmatien, Mähren, Ungarn, Schlesien, Österreich und der Schweiz geborgen worden. Gefunden wurde er in Europa aber nur sehr selten, in südlichen Geröllen und als Adern in der Schweiz. Alles weist also auf einen Fernhandel aus Asien hin. Das hat man sich anders vorzustellen, als Handel heute. Es dauerte vielleicht einige Jahrhunderte, bis so ein Gegenstand von Hand zu Hand ging und immer weiter gen Norden wanderte, getauscht, geraubt, geplündert wurde, bis er schließlich als Prunkaxt am Gürtel eines Sachsenhäuptlings hing.
Eine regelrechte Nephrit Kultur ist sonst nur aus Neuseeland bekannt, wo Grünstein in großer Menge vorkam, aber wegen der unendlichen Mühseligkeit seiner Bearbeitung nur zu besonderen Zwecken verwendet wurde, beispielsweise zur Ahnenverehrung. Äxte aus Nephrit waren Häuptlingsprivileg.
Im Altertum rechnete