Restart. Valuta Tomas

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Restart - Valuta Tomas Five Dogs

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      Kopfschüttelnd klickt sie auf eine Datei und nimmt sofort ihre vorherigen Gedanken zurück. Passwortgeschützt. Sie überlegt einige Zeit, findet aber kein passendes Wort, das ihr schlau und clever genug erscheint, dass man es als Passwort nutzen könnte. Sie versucht einige belanglose, erhält aber keinen Zugriff auf die Dateien.

      »Mist‼«, flucht sie, fährt den Computer herunter und zieht stattdessen den Ordner mit den Kontoauszügen wieder zu sich. Ihr kommt ein Gedanke, als sie sehen kann, wie viel Geld sich derzeit auf ihrem Konto befindet. Das ist eine gute Idee, eine verdammt gute! Sie wird diese Idee gleich morgen in die Tat umsetzen und da es sich um ihr eigenes Konto handelt, braucht sie sich um keinen Streit mit Ryan zu sorgen. Es ist immerhin ihr Leben und Geld!

      Gegen Abend hat sie sämtliche neue Wäsche gewaschen und zum trocknen aufgehängt. Weiße Blusen, helle und dunkle Jeans, die aussehen, als wenn sie schon völlig ausgetragen wären. An den Knien zerrissen und aufgeschlitzt. Mehrere Schulterfreie weiße Unterhemden, die sie unter den Blusen tragen wird und unzählige Hosenanzüge. Die meisten in weiß, aber auch ein paar schwarze, hellgraue und sogar ein rotes Cocktailkleid. Es gefiel ihr beim ersten Anblick so sehr, dass sie gar nicht lange nachdachte und ihre Kreditkarte zog. Sie war froh, dass sie schlau genug war, zuvor noch ihre Unterschrift zu üben. Diese entnahm sie der Hochzeitsurkunde, die sie in einem Schrank neben den ganzen Hochzeitsfotos fand. Ihre Intelligenz scheint also keinen Schaden genommen zu haben. Da funktioniert offensichtlich noch alles.

      Als Ryan am Abend zu Hause eintrifft, ist Eden schlagartig von seinem Dauergrinsen genervt. Wenn sie könnte, würde sie…! Egal, sie erträgt es, versucht zu sich selbst zu finden und mit ihren bisherigen Erkenntnissen klarzukommen. Nach und nach ihr Leben aufzudecken, jenes umzukrempeln und neu aufzubauen. Denn das was bisher dort stattgefunden hat, wird so nicht mehr weiter funktionieren. Schon gar nicht, mit diesen ganzen Sex-Toys. Da wird sie mit Ryan definitiv noch drüber reden müssen. Dafür kann er sich eine andere suchen, die dieses Spielchen mit ihm ausübt. Sie braucht das nicht.

      Ryan stellt den beiden zwei Schachteln vom Chinesen auf den Tisch. Keiner von ihnen hatte Lust zu kochen und somit entschieden sie sich, Essen zu holen.

      Mit schmerzenden Magen, weil sie den ganzen Tag über noch nichts gegessen hat, klappt Eden die Pappe auf und stutzt. Suchend stochert sie in dem Essen herum.

      »Wo ist das Fleisch?«, fragt sie brummend und gräbt sich bis zum Pappboden durch.

      »Fleisch?«, schluckt Ryan sein Essen herunter und schaut sie fragend an.

      »Schatz, du bist Vegetarier, du isst kein Fleisch. Mungbohnenkeime und Bambussprossen sind beim Chinesen dein Leibgericht«, klärt er sie auf.

      »Was???«, japst Eden entsetzt und schaut ihn mit Mondgroßen Augen geschockt an.

      »Vegetarier?? Ich bin kein Vegetarier!«, schimpft sie und sucht verzweifelt in dem Karton nach einem Rind, einer Ente, oder zumindest einem Huhn. Irgendetwas muss doch da drinnen sein, verdammt nochmal.

      »Doch Schatz, du hast seit zwanzig Jahren kein Fleisch mehr gegessen«, versucht Ryan Eden auf die Fleischfreie Bahn zurückzubringen. Sie schüttelt panisch den Kopf. Das kann nicht sein. Sie weiß, dass sie Fleisch liebt. Sie kann gar nicht ohne Fleisch.

      »Kein Wunder, dass ich so eine Schraube locker habe. Da fehlen definitiv zu viele wichtige Vitamine‼«

      Wütend pfeffert Eden ihre Stäbchen in den Karton zurück und steht vom Essenstisch auf. Als sie gleich darauf angezogen das Wohnzimmer durchquert und auf die Haustür zusteuert, ruft Ryan ihr hinterher.

      »Wo willst du hin?«

      »Fleisch essen gehen‼«, antwortet sie fluchend und knallt die Tür hinter sich zu. Bewusst lässt sie die Harley in der Garage stehen. Auch wenn es ein Traum wäre, nun bei dieser Dunkelheit damit zu fahren, hat sie sich ein Ziel für die Jungfernfahrt gesetzt und das will sie sich nicht selber verbauen. Also ab in die Kombischüssel und nach Soma fahren.

      Dort angekommen parkt sie die Familienkutsche bei einem Schnellrestaurant und marschiert ohne Umwege in die Räumlichkeit. Am Tresen wird sie von der Auswahl der Menüs erschlagen. Völlig überfordert, weiß sie gar nicht so genau, was sie eigentlich essen will. Es sieht alles so verführerisch und köstlich aus.

      Kurzerhand entscheidet sie sich für ein großes Menü mit Cola und Pommes. Zusätzlich bestellt sie noch drei weitere Burger. Sie weiß selber, dass sie das alles nicht essen kann, aber sie will wenigstens von jedem mehrere Male abbeißen, nur um den Geschmack zu genießen.

      Stolz wie Oscar, marschiert sie einige Minuten später zu einer Tischreihe, stellt das Tablett ab und rutscht auf die Holzbank.

      Wie ein Kleinkind an Weihnachten, sitzt sie mit leuchtenden Augen auf der Bank. Sie schert sich nicht um die halbwüchsigen Jugendlichen, die lautstark um sie herum turnen. Sie hat nur noch Augen für sämtliche Burger, die nur darauf warten, von ihr verzehrt zu werden. Der Duft von künstlich gepresstem Fleisch, ranzigem Fett und salzigen Pommes, lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie nimmt schnell einen Schluck Cola, genießt die erfrischende und prickelnde Kälte, die ihre Speiseröhre herunterläuft und blickt wieder auf das Essen vor sich. Sie kann sich nicht entscheiden was sie zuerst essen soll. Es ist auch egal. Irgendetwas. Irgendein Burger muss zuerst dran glauben und welcher das ist, ist ihr im Moment vollkommen egal.

      Sie klappt den Pappdeckel auf, greift hinein und schiebt mit Genuss den Burger Richtung Mund. Sie nimmt die Lippen auseinander, umgreift mit ihren Zähnen das pappige Brötchen, beißt ab und lässt ein kurzes aber befriedigtes Stöhnen über ihre Stimmbänder huschen, als sie mit geschlossenen Augen beginnt zu kauen. Wie herrlich dieses Fast Food doch schmeckt. Da kommen keine Mungbohnenkeime und Bambussprossen gegen an. Egal was sie jemals zuvor gegessen hat, das hier, ist im Moment das größte für sie. Unglaublich!

      Eden öffnet befriedigt die Augen, kaut weiter und hat eine Frau im Blickfeld, die zwei Tische weiter sitzt und sie skeptisch anschaut. Sie scheint Eden schon die ganze Zeit zu beobachten. Ihren Gesichtszügen nach zu urteilen, kann sie Edens Freude über so einen Burger keineswegs teilen.

      Die Frau blickt sie leicht angewidert an und schüttelt kaum sichtbar den Kopf. Eden will sich aber nicht aus ihrer Stimmung rausreißen lassen und schaltet um. Ihr ist es egal wie das jetzt rüberkommt, sie will einfach nur noch ihre Ruhe haben und einen Burger nach dem anderen genießen.

      »Hast du ein Problem??«, pfeffert sie der Frau entgegen, die sie noch immer angewidert beobachtet. Sie ist circa Anfang dreißig und offensichtlich Südländerin. Ihre exotisch braune Haut verrät dies.

      »Was gibt es denn so blöd zu glotzen??«, schmeißt ihr Eden gereizt an den Kopf. Sie fühlt sich derzeit in ihrer Privatsphäre gestört. Soll sie der guten Frau noch ein Fernglas reichen? Dann kann sie jedem Salatblatt dabei zusehen, wie es in ihrem Mund verschwindet.

      Die Frau blickt Eden direkt in die Augen. Eden kann sehen, dass die Frau auf einmal von einer Welle tobender Wut erfasst wird. Sie sieht, wie sich die Kiefermuskeln der Frau bewegen. Scheinbar fühlt sie sich angegriffen oder provoziert. Soll sie ruhig, es war von Eden schließlich auch so gemeint. Sie will in Ruhe essen und keine Gaffer vor sich sitzen haben.

      Die Südländerin atmet tief ein und wirft ihren Blick auf das Tablett, das vor ihr steht. Sie betrachtet alles ganz genau und greift dann nach dem Cheeseburger. Sie wickelt ihn auseinander, schaut ihn mit einem merkwürdigen Blick an und beißt zögernd ab. Mit langsamen Bewegungen beginnen ihre Zähne dieses Nahrungsmittel zu zerkleinern und zu einem matschigen Brei zu verarbeiten.

      Belustigt

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