Restart. Valuta Tomas
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Als wenn sie eine Leiche hinter sich herschleppen würde, hievt sie die Säcke zur Straße hinaus und bringt sie zur Mülltonne. Weg mit diesem Horror. Das hält ja kein gesunder Menschenverstand aus.
»Eden??«, prallt ihr plötzlich eine Stimme entgegen. Sie dreht sich um und sieht eine Frau auf dem Bürgersteig stehen. In der einen Hand eine Einkaufstüte mit Lebensmitteln (der herausragende Porree verrät dies eindeutig), in der anderen, mehrere Tüten von Designer Läden.
»Eden?? Bist du es wirklich??«, quiekt die Frau, schmeißt sämtliche Tüten zu Boden und eilt zu ihr. Eden steht wie angewurzelt an Ort und Stelle. Sie muss sich gewaltig beherrschen, ihren Kopf nicht im Rhythmus der Brüste auf und ab zu bewegen, die hüpfend und schwingend auf sie zuspringen. Meine Güte, mit diesem Bomberbusen könnte die gute Frau den nächsten Weltkrieg gewinnen. Jedes Land würde sofort kapitulieren.
Die fremde Frau schmeißt sich Eden ungebeten um den Hals. Vor lauter Freude quiekt sie wie eine Quietsche-Ente. Eden spürt allerdings nur, wie der Druck der Brüste ihre eigenen zerquetscht und ihr fast sämtliche Rippen bricht. Wahnsinn, wie kann man mit solchen Torpedos bloß leben? Wie hält die Frau das Gewicht nur aus?
Die Frau nimmt Eden etwas von sich weg und strahlt genauso schlimm wie Ryan. Eden betrachtet sie allerdings sparsam.
»Wer…?«, beginnt sie zu stottern und studiert diesen Schminkkasten, der sich in das Gesicht der Frau verirrt hat.
»Du weißt nicht wer ich bin?«, trällert die Frau und winkt dann mit Meterlang lackierten Fingernägeln ab.
»Ach das macht nichts, Schätzchen. Ryan sagte mir schon, dass du Amnesie hast und niemanden wiedererkennst«, jodelt sie weiter. Schätzchen? Schätzchen?? Was soll das?? Wurde Eden von dieser Person bisher wirklich immer mit diesem Kosenamen betitelt? Bitte Dead Rabbits, verpasst mir noch eine Kugel!, betet Eden wimmernd.
»Ich bin es, deine beste Freundin Jill!« Eden schaut die Frau noch immer nüchtern an und zuckt mit den Schultern. Verzweifelt sucht sie in ihrem Gehirn nach so einer Person. Sie findet aber nichts und empfindet dies als eine gelungene Wohltat. Man könnte es auch einen vollen Erfolg nennen.
»Komm lass uns ein Käffchen trinken. Ich habe dich so schrecklich vermisst. Und ich habe so unglaublich viele Fragen«, jauchzt diese Jill weiter, hakt sich bei Eden unter den Arm und schleift sie zum Haus. Käffchen? Hat die Frau auch noch einen anderen Wortschatz, oder besitzt jedes Wort von ihr ein ä und endet mit chen? Meine Güte, Eden würde ihr sogar freiwillig eine Sprachtherapie bezahlen, nur damit sie wie ein normaler Mensch redet.
Sie dreht sich aber um und zeigt auf die Müllsäcke.
»Aber ich…!«
»Papperlapapp Schätzchen! Egal was du gemacht hast, das kann warten.«
In der Küche angekommen, stopft diese Jill Eden auf einen Stuhl und beginnt Kaffee zu machen. Sie scheint öfter in diesem Haushalt zu sein, ihre Handlungen sind sicher und vertraut. Zielbewusst greift sie in einige Schränke und Schubladen und stellt schon nach wenigen Momenten, zwei dampfende Tassen Kaffee auf den Tisch. Sie nimmt Platz und strahlt Eden freudig an.
»Wie geht es dir denn Schätzchen? Ich habe dich ja schon so lange nicht mehr gesehen. Geht es dir gut? Wie war die OP? Hast du alles gut überstanden? Seit wann bist du wieder zu Hause? Wieso hat Ryan mir nichts davon erzählt?«, pfeffert diese Jill hektisch um sich. Hoffnungslos überfordert, starrt Eden sie an und versucht zu atmen.
»Äh, ich… ähm… ich…«, beginnt sie zu stottern und wird von Jill unterbrochen.
»Hach Gottchen, Schätzchen! Was haben die nur mit deinen schönen Haaren gemacht?« Mit einem flinken Griff, führt Jill ihre Hand an Edens Kopf und berührt die rasierte Haut. Gleich darauf fahren ihre Finger über die große Narbe.
»Hach, das sieht schrecklich aus, Schätzchen. Das tut mir so leid. Hoffen wir, dass deine Haare wieder schnell wachsen«, jodelt sie weiter und lässt Eden nicht eine Sekunde über eine Antwort ihrer gestellten Fragen nachdenken. Stattdessen beginnt sie wie ein Wasserfall zu reden. Eden schaltet irgendwann ihr Gehirn aus, starrt nur noch auf die knallrot angemalten Lippen und sieht, wie diese sich bewegen. Hören tut sie nicht ein Wort. Jill fuchtelt mit Händen und Füßen wild in der Luft herum und quasselt Stundenlang auf sie ein. Quiekend erzählt sie von sich und wie sehr sie Eden vermisst hat und wie schrecklich der Gedanke war, dass sie angeschossen wurde und eigentlich schon tot war. Es ist allerdings merkwürdig, dass sie Eden im Krankenhaus nie besucht hat. Aber wahrscheinlich hat Ryan sie davon abgehalten und darum gebeten, so lange zu warten bis sie wieder zu Hause ist. Zum Glück, denn wenn diese Quietsche-Ente an Edens Bett gestanden hätte, wäre sie freiwillig aus dem Fenster gesprungen.
Bis zum frühen Abend sitzt Jill am Küchentisch und redet ohne Unterlass. Edens Gehirn fühlt sich schon wie Babybrei an, aber sie hat Anstand und schmeißt dieses Playboy-Bunny nicht aus ihrem Haus.
Als sie irgendwann hört, dass ein Schlüssel in der Haustür gedreht wird, atmet sie erleichtert aus. Ryan, endlich. Er wird Eden sicher vor dieser Schreckschraube retten. Diese komische Frau geht ihm mit Sicherheit genauso auf die Nerven, wie ihr.
Ryan betritt die Küche und strahlt bis zu den Ohren. Übermütig begrüßt er die zweite Frau am Tisch mit einem jauchzenden »Jill!« und fällt ihr in die Arme. Eden fällt stöhnend der Kopf auf die Hände. Dieser Albtraum hat noch immer kein Ende.
Erst spät in der Nacht, verlässt Jill das Haus. Erschöpft kippt Eden ins Bett. Sollte sie nicht Ruhe haben, um sich zu erholen? Wie denn? Wie soll sie bei solch komischen Menschen auch nur einen Funken Erholung bekommen? Das geht ja gar nicht. Das ist absolut unmöglich. Ebenso, dass Ryan die Nacht erneut ungebeten regelrecht über sie herfällt. Sie bat ihn, schlafen zu dürfen, aber er überhörte es spielerisch und ging sich seine ehelichen Pflichten holen.
Am Morgen behält sie mit Absicht solange ihre Augen geschlossen, bis sie sich sicher sein kann, dass Ryan das Haus verlassen hat. Duschen, Zähne putzen, etwas rausputzen und dann will sie raus auf die Straße. Spazierengehen und die Gegend erkunden. Vielleicht sieht sie bei einem Spaziergang ja einiges, was sie kennt. Eventuell kehrt dadurch die eine oder andere Erinnerung zurück.
Eden öffnet den Schrank und rümpft erneut die Nase. Wahrscheinlich wäre eine komplett neue Garderobe besser, als ein Spaziergang. Was soll sie heute denn anziehen? Blümchenkleider? Blaue Blusen mit roten Bärchen? T-Shirts mit Katzenmotiven? Oh Gott, wie krank war sie nur?
Erschöpft, weil ihr die Kleidung sämtliche Kraft raubt, setzt sie sich langsam auf das Bett und atmet tief durch. Kein Spaziergang! Einkaufen, definitiv einkaufen!
Sie rafft sich wieder auf, holt aus dem Puppenzimmer die Rolle mit Müllsäcken und schmeißt den halben Kleiderschrank weg. Bluse um Bluse verschwindet vom Bügel, bis der Schrank soweit leer ist, dass nur noch vier Teile hängen bleiben, mit denen sie tatsächlich leben kann.
In dem Moment als sie sich bückt, um die Säcke aufzuheben, fällt ihr Blick in den unteren Teil des Schrankes. Sie erspäht eine große blaue Kiste und zieht eine Augenbraue hoch. Neugierig rutscht sie auf allen vieren dorthin, rupft die Kiste aus der Dunkelheit und öffnet den Deckel.
»Was zum…?« stockt sie. Sie greift hinein und starrt mit großen Augen einen lila Doppel-Dildo an.