Restart. Valuta Tomas
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Aber heute würde sie neue Informationen erhalten. Ryan setzt große Hoffnung daran, dass Eden sich dann nach und nach erinnern könnte. Sie darf das Krankenhaus verlassen und nach Hause fahren. Nach Hause! Wo ist ihr zu Hause? Wie ist ihr zu Hause? Soll sie tatsächlich mit diesem unbekannten Mann an ihrer Seite, der vorgibt ihr Ehemann zu sein, in ein Haus fahren, das sie nicht kennt? Eine neue Welt! Eine unbekannte Welt! Eine beängstigende Welt!
Eden rafft sich aber auf, kramt ihre Sachen zusammen und verlässt mit Ryan das Krankenhaus. Vor der Eingangstür strahlt er sie vor Glück und Liebe an, drückt ihr einen Kuss auf die Lippen und eilt zum Wagen. Als er vorfährt, macht Eden schlagartig einen Schritt zurück.
»Was ist das?«, fragt sie geschockt, als sie den kackgrünen ´73er Suburban Kombi sieht. Ryan steigt aus, eilt zu ihr zurück und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Allmählich geht ihr das auf die Nerven. So viel Dauergrinsen, wie Ryan an den Tag legt, hält ja kein gesunder Menschenverstand aus. Auch wenn ihr eigener Verstand noch nicht auf Hochtouren läuft, weiß sie, dass dieser Mann ihre Nerven gewaltig strapaziert.
»Das ist dein Auto, Schatz«, trällert er mit leuchtenden Augen.
»Meiner?«, quiekt Eden. Entsetzt starrt sie den Wagen an.
»Diese Schüssel ist mein Auto?«, japst sie. Mit zitterndem Finger zeigt sie auf das arme Stück Metall, was nun wirklich nichts für ihre Stimmung kann.
»Ja Schatz. Du wolltest diesen Wagen unbedingt haben. Es ist dein Traumauto und ich dachte mir, dass ich dich zur Feier des Tages damit abhole«, grinst Ryan. Er nimmt ihr die Taschen aus den Händen, hüpft freudig zum Auto zurück und öffnet die Heckklappe. Als diese mit einem Quietschen darauf reagiert, zieht Eden erschrocken den Kopf zurück. Eine Welle des Ekels bricht über sie zusammen.
Nur langsam und vorsichtig wagt sie sich wenige Schritte an das Vehikel. Angewidert starrt sie es an. Sie läuft ein paar Schritte rauf und runter und bleibt dann neben der Haube stehen. Mit einem flüchtigen Blick zu Ryan, der lächelnd die Fahrertür mit einem weiteren Quietschen öffnet, wirft sie die Augen zum Wagen zurück. Sie hebt einen Fuß und kickt zaghaft gegen den vorderen Reifen. Mit der Angst im Nacken, dass dieser daraufhin platzt, spannt sie sich an. Es passiert aber nichts. Der Wagen lässt diesen Tritt regungslos über sich ergehen.
»Das gute Stück hat dich noch nie im Stich gelassen und bisher immer trocken von A nach B gebracht«, versichert Ryan ihr die Zuverlässigkeit ihres Wagens, was sie lediglich mit einem nüchternen Nicken abtut.
»Schon klar!«, murmelt sie leise vor sich hin, klopft mit einer Faust vorsichtig gegen den vorderen Kotflügel. Scheinbar erwartet sie, dass dieser laut scheppernd auf dem Asphalt landet. Aber auch hier bleibt das Auto standhaft.
»Du bist echt süß, Schatz. Komm lass uns fahren. Ich möchte dich endlich wieder zu Hause haben«, jauchzt Ryan freudig und hüpft in den Wagen. Eden bleibt noch einige Momente skeptisch stehen, öffnet dann aber die Wagentür und steigt ein. Kaum sitzt sie auf den alten und verbrauchten Sitzen, rümpft sie die Nase.
»Wahnsinn, was stinkt hier so bestialisch??«, flucht sie. Im selben Augenblick hat sie einen Duftbaum am Rückspiegel ins Visier genommen.
»Lavendel?«, grunzt sie, greift nach dem Duftverteiler, reißt ihn brutal vom Spiegel und schleudert es aus dem offenen Fenster.
»Schatz, du liebst doch diesen Duft«, protestiert Ryan liebevoll.
»Jetzt nicht mehr«, grummelt Eden. Mit einer Hand wedelt sie vor ihrer Nase herum.
»Ich werde Wochen brauchen, um diesen Gestank aus dem Wagen zu kriegen. Ekelhaft!«, schimpft sie weiter und erntet von ihrem Mann einen verständnislosen Blick. Er lässt sich allerdings nicht mit in Edens Stimmung reißen, setzt sein Dauergrinsen auf und startet den Motor.
»Ab nach Hause!«, trällert er pfeifend.
Als der Wagen anspringt, schlägt Eden sich ängstlich beide Hände auf die Ohren.
»Was ist?«, fragt Ryan überrascht. Hektisch blickt Eden zwischen Motorhaube und Heck hin und her.
»Ich warte darauf, dass der Motor explodiert, oder der Auspuff in sämtliche Bestandteile zerspringt.« Richtig entzückt lacht Ryan flüchtig.
»Ach wie ich dich liebe«, säuselt er und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Als er sich aufrecht hinsetzt und den Wagen rollen lässt, überkommt Eden das Gefühl, sich die Lippen abwischen zu müssen. Dieses ständige knutschen von Ryan, kann sie mittlerweile genauso wenig ertragen, wie seine fortwährend gute Laune, gepaart mit diesem Perl-Weiß Lächeln. Sie kann einfach nichts mit ihm anfangen und ihm keinerlei Sympathie zusprechen. Er ist ihr, im wahrsten Sinne des Wortes, zu wider.
Regungslos sitzt Eden während der Fahrt neben ihm. Hin und wieder wirft sie ihren Blick durch das Fenster, um das rege Treiben auf den Straßen zu betrachten. Sie sieht die vorbeifliegenden Firmenschilder, die Wohnhäuser, Schulen und andere Gebäude. Das erste Mal, seit sie im Krankenhaus aufgewacht ist, hat sie das Gefühl etwas zu kennen. Sie kennt diese Gegend. Sie kommt ihr bekannt vor. Hier war sie schon mal Das weiß sie.
»Ich kenne die Gegend«, murmelt sie leise vor sich hin. Sie überprüft nochmal ihre Gedanken, bis sie es zu hundert Prozent weiß.
»Ich kenne die Gegend! Ich war hier schon mal‼«, jauchzt sie freudig, dreht sich in Ryans Richtung und strahlt ihn vor lauter Glück an. Endlich hat ihr Gehirn ihr etwas Brauchbares gegeben. Ryan lächelt und schüttelt den Kopf.
»Nein Schatz, da irrst du dich. Du warst noch nie hier. In deinem ganzen Leben warst du noch nie in diesem Stadtteil«, zerreißt er Edens Hoffnung in der Luft. Hecktisch dreht sie sich um. Aufgeregt blickt sie zur Straße hinaus.
»Doch, doch, ich bin mir ganz sicher. Hier war ich schon mal. Das ist doch Soma, oder? Dieser Stadtteil heißt Soma. Das weiß ich!«
»Ja Schatz, das stimmt. Trotzdem warst du noch nie hier. Noch nicht einmal beruflich.«
»Das kann aber nicht sein‼ Ich…!« Den Rest verschluckt Eden freiwillig, als sie Ryans sicheres Lächeln und den schüttelnden Kopf sieht. Schweigende Sekunden vergehen, bis sie sich enttäuscht in den Sitz zurücklehnt.
»Ich habe mich wohl getäuscht«, flüstert sie leise und blickt auf ihre Hände herunter. Hände die ihrem Alter entsprechend schon einiges hinter sich haben. Dennoch sind sie gepflegt und makellos. Mit einem flüchtigen Blick auf Ryans Händen, stellt sie schnell fest, dass beide wohl den Luxus einer regelmäßigen Maniküre genießen. Beide Paare sehen sehr gepflegt aus.
Eine Stunde vergeht, bis der Wagen in der Sibley Road auf eine Auffahrt fährt. Steif lehnt sich Eden in den Sitz zurück. Sie blickt auf das Haus und glaubt in einem Albtraum zu stecken.
»Unser Haus?«, japst sie und versucht sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen. Weißes Holzhaus, schwarze Dachziegeln, grüner Rasen, weißer Zaun, ein roter Briefkasten am Bürgersteig und Spitzengardinen an den Fenstern.
»Und du bist dir sicher, dass ich beim FBI arbeite?«, schluckt sie über dieses idyllische Bild des Heimes vor sich, wo sie wohl oder übel den Rest ihres Lebens verbringen wird.
»Aber