Hörbuchsprecher - Sein oder Nichtsein. Peter Eckhart Reichel
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Kennwort: Hörbuchsprecher - Sein oder Nichtsein
Gute Literaturinterpreten sind immer Sprach-Künstler. Sie transportieren Inhalte vom gedruckten Wort in gehörte Sprache - im Idealfall so, dass man beim Zuhören gar nicht auf die Idee kommt, der Inhalt könnte überhaupt den Umweg übers Schriftbild gegangen sein: Jemand erzählt mir einfach eine Geschichte. Und das nicht nur Wort für Wort. Eine Geschichte besteht aus lauter Emotionen, aus Gedanken, aus Zwiegesprächen, aus turbulenten oder brutalen oder beschaulichen Bildern. Das alles möchte ein Zuhörer selbst miterleben. Ein guter Erzähler, dem ich gerne zuhöre, vermittelt mir jeden Subtext: Die Freude, das Grauen, die Langeweile, die Überheblichkeit, die Hilflosigkeit, die Kränkung - und den Humor, vielleicht die schwierigste Gratwanderung von allen. Aber nicht jeder professionelle Sprecher, nicht jede prominente Schauspielerin ist automatisch auch für dieses Medium geeignet.
Dieser Leitfaden richtet sich an alle Literaturinterpreten, die ihre Stimme im Hörbuchbereich oder auf Leseveranstaltungen einbringen möchten. Vermittelt werden Grundkenntnisse des Sprecherberufs, sowie zahlreiche Tipps über Stimmbildung, über unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten, über Modulation und Sprechstil, Ton und Intonation, Textanalyse und Storytelling. Voice-Acting-Übungen werden dabei helfen, eventuelle Interpretationsschwierigkeiten in Eigenregie zu beheben. Vermittelt wird zudem ein Einblick in die Praxis des Sprecheralltags, z.B. Honorarfragen, Demo-Aufnahmen oder Stimm- und Sprechtraining. Im Anhang finden Sie viele nützliche Adressen von Sprecheragenturen, Hörbuchverlagen und Aufnahmestudios. Über 100 Links zu rechtefreien literarischen Übungstexten runden das Angebot ab.
Inhalt:
Einführung
„Because I have a voice!“
Sprecher
Wie werde ich Hörbuchsprecher?
Was muss ein Hörbuchsprecher alles können?
Warum ist Vorlesen eine Kunst?
Sprecheragenturen
Storytelling oder die Kunst des Erzählens
Die Macht der Geschichten
Der Aufbau nach kanonischem Story-Schema
Erzählperspektiven
Interpretation
Textanalyse
Voice Acting-Übungen
Der Ton macht die Musik
Ton und Intonation
Pausen, Zäsuren, Höreindrücke
Sprechstile
Sprechkünstlerische Leistungen
Honorare
Schlussbemerkung
Über den Autor
Quellenangaben
Weiterführende Links, Internetquellen
Bei welchen Experten könnte ich meine Stimme ausbilden lassen?
Bei welchen Hörbuchverlagen könnte ich mich bewerben?
Bei welchen Aufnahmestudios könnte ich mich bewerben?
Bei welchen Synchronstudios könnte ich mich bewerben?
Bei welchen Sprecheragenturen könnte ich mich bewerben?
Anhang
Rechtefreie Literaturvorschläge für Sprecherinnen
Rechtefreie Literaturvorschläge für Sprecher
Ich wollte einmal etwas machen, das lange Zeit im Rundfunk verpönt war, nämlich Figuren zu spielen anstatt sie nur zu zitieren, sich beim Lesen nicht vornehm zurückzuhalten, sondern theatralisch einen Roman zu interpretieren und zwischen dem ‘objektiven’ Erzähler und den Charakteren hin- und herzuspringen. Wer Kinder hat, weiß, dass sie es lieben, wenn man beim Vorlesen in verschiedene Rollen schlüpft. Aber inspiriert wurde ich in meiner Zeit als Student auf Reisen im Nahen Osten, wo ich noch auf die klassischen Märchenerzähler wie aus Tausend und einer Nacht traf, die mit Händen und Füßen und vor allem Kraft ihrer Stimme Geschichten erzählen konnten und so eine Zauberwelt vor Augen und Ohren erschufen. [...] Ich sehe das Vorlesen aus einer musikalischen Perspektive: Vor dem Lesen versuche ich die Grundstimmung eines Buches zu erfassen, den Groove, den Sound, denn ein Buch ist für mich eine Partitur, voller verschiedener Stimmen, Leitthemen, Nebenlinien und Motive, wo Rhythmik, Melodik und Intonation eine Rolle spielen. Und da die menschliche Stimme für mich das großartigste Musikinstrument ist, das ich kenne, besetze ich die verschiedenen Charaktere wie Musikinstrumente in einem Orchester. (Der Hörverlag 2002 c, S. 29f.)
Dieses Zitat von Rufus Beck, der sich besonders als Sprecher der Harry Potter-Hörbücher einen Namen gemacht hat, verdeutlicht sehr anschaulich, wie wichtig eine Sprecherpersönlichkeit im Bereich der Literaturinterpretationen ist. Mit seinen Fähigkeiten steht und fällt die Qualität eines Hörbuchs. Vermag der Sprecher den Hörer nicht zu fesseln, so kann die Produktion noch so aufwändig produziert worden sein, beim Rezipienten führt sie nicht zum gewünschten Erfolg.
Im Laufe der Entwicklung haben wir aber wahrscheinlich in unserer medienüberfluteten Welt das Gespür dafür verloren, dass geschriebene und gedruckte Sprache nur eine Aufzeichnung der gesprochenen Sprache darstellt und deshalb insofern nur unvollständig sein kann.
Doch seit einigen Jahren zeichnet sich eine neue Tendenz ab. Je drastischer die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihren Bildungsauftrag vernachlässigen und allgemeinbildende Wortprogramme oder Literaturlesungen aus Kostengründen reduzieren, suchen immer mehr Hörer nach Alternativen. Die Hörbücher traten ihren Siegeszug an.
Diese Entwicklung begann in den 80er Jahren, und wenn man heute den deutschsprachigen Hörbuchmarkt studiert, gewinnt man sogar den Eindruck, als habe sich das Lesepublikum nun gänzlich in ein Hörerpublikum verwandelt.
Natürlich kann jeder gesunde Mensch sprechen – also könnte auch jeder theoretisch ein Hörbuch einsprechen. Sie ahnen es natürlich, es ist nicht so leicht, wie manch einer glaubt. Die Wahrheit sieht viel komplizierter aus. Sehr viele Erwachse tun sich bereits schwer damit, einem Kind aus einem Buch vorzulesen. Auch einen Vortrag vor Publikum zu halten, gerät allzu leicht außer Kontrolle, ganz zu schweigen von der Interpretation literarischer