Auf ihren Spuren. Sabine von der Wellen
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Ich schüttele den Kopf. Meine Mutter ist nicht mehr da und ich kann sie mir so viel wünschen, wie ich will. Sie wird nicht kommen.
Aber Marco scheint etwas anzutreiben. Er trinkt einen Schluck und erklärt: „Gibt es kein einziges Wesen, dass da unten etwas zum Kochen bringt?“ Er zeigt auf meine Hose und ich befürchte, dass nur der Alkohol mich davor rettet, nicht erneut rot anzulaufen.
Ich muss an Katja denken und meinen Traum mit ihr.
Marco springt plötzlich auf, bevor ich etwas sagen kann und murmelt: „Das gibt es doch gar nicht. Cecilia, was hast du dir dabei gedacht?“ Dann geht er zu seinem Handy, wählt und spricht leise mit jemandem. Dabei sieht er mich seltsam an. Er nickt und legt das Handy weg. Dann ruft er mir zu: „Joel. Heute kommt Jeannie zu dir. Du willst wissen, was deine Mutter tat. Ich mache es dir vor und erkläre dir dabei ihre Geschäftsidee. Sie ist ganz simpel und doch unglaublich erfolgreich. Komm, trink dein Glas in Ruhe leer und lehn dich zurück. Dann denk an das Mädchen, dass dich schon mal in deinem Inneren berührte und wünsch sie dir. Und wünsch dir, wie dein Zusammentreffen mit ihr sein soll. Und dann schreibst du deinen Wunschzettel. Es reichen kurze Sätze oder auch nur ein paar Schlagworte. Versuch es.“
Ich starre Marco entsetzt an. Das kann ich unmöglich. Ich kann doch meine geheimsten Geheimnisse nicht offenbaren.
Marco sieht mir an, dass ich zögere und raunt: „Komm Junge, dass ist deine Chance. Ich biete sie dir heute kostenlos. Lass Jeannie für dich deine Wünsche erfüllen und schau, ob es klappt. Komm, versuch es. Es ist ein Test.“ Damit schiebt er mir einen kleinen Zettel und einen Stift hin.
Ein Test? Und Jeannie erfüllt mir meine Wünsche?
Marco glaubt, sie ist da und lenkt uns. Ein schöner Gedanke. Ich wünsche mir, dass sie wirklich da ist. Vielleicht hat Marco ja recht und sie hat mir Michelle geschickt, damit ich von ihm erfahre und dieses Zusammentreffen stattfindet. Vielleicht soll alles so kommen, wie es kommt und vielleicht sollte ich wirklich von ihrer Jeannie-Vergangenheit erfahren.
Ich trinke einen großen Schluck Whiskey, der mir durch die Speiseröhre brennt … und noch einen. Dabei denke ich: Mama! Bestimm mein Leben. Zeig mir meinen Weg.
Als ich nur die Augen schließe und nichts aufschreibe, murrt Marco: „So funktioniert das nicht. Es gibt auch für Jeannie Richtlinien, die sie braucht, um Wünsche erfüllen zu können.“ Er klingt ungeduldig. „Okay. Cecilia hatte sogar für so einen Fall eine Lösung parat. Ich sagte ja, sie war genial. Warte eben. Du hattest noch keinen Sex, aber du kennst ein Mädchen, dass du willst?“
Marco hat seinen herablassenden Ton abgelegt und klingt nun eher wie ein fürsorglicher Vater, der erfragt, ob man schon gefrühstückt hat.
Ich schaffe ein Nicken.
„Okay. Jeannie Part zwei. Ich sagte ja, sie hatte für alle Fälle etwas parat. Ich zeige dir was. Ich brauche nur kurz. Ich bin nicht so gut darin …“
Marco greift sich meinen Kugelschreiber und meinen Zettel und geht an den kleinen Esstisch. Es dauert und ich trinke nervös meinen Whiskey leer, der langsam in meinem Inneren einen Orkan entstehen lässt. Aber ich könnte die ganze Flasche vor Nervosität austrinken. Mir ist klar, Marco hat etwas vor, aber ich kann einfach nicht einschätzen, was es sein soll und ob er wirklich Jeannie damit heraufbeschwören kann. Mein Verstand sagt mir, dass dies unmöglich ist.
„Ja! Okay! Versuchen wir es.“ Marco klingt nun auch nicht mehr besonders zuversichtlich. „Das war wirklich schwer. Ich musste mich in dich versetzten … einem Siebzehnjährigen mit keinerlei Erfahrung.“
Ich sehe ihn aufgebracht an. Der tut ja so, als käme ich aus einer Klosterschule und habe von gar nichts eine Ahnung. Er kennt nicht meine WG und Katja!
Er schiebt mir einen Zettel über den Tisch, nachdem er sich in seinen Sessel fallen ließ. Ich sehe drei Kästchen und in jedem Wörter, die mich schwer schlucken lassen. In einem steht: Küsse, streicheln, Ficken. Im Nächsten: Küsse, Schwanz im Mund. Im dritten: Muschi lecken, Schanz im Mund.
Ich starre auf die Kästchen und dann verdattert in Marcos Gesicht, dem das Grinsen vergeht. „Liege ich falsch? Wünschst du dir nichts davon? Ist das nicht, was jeder Siebzehnjährige sich wünscht, der noch keinen Sex hatte?“
Dass er das immer wieder erwähnt, finde ich wirklich unangebracht. Aber ich möchte mir nicht die Blöße geben und vollkommen verklemmt wirken. Daher sage ich und tue genervt: „Doch. Das eine oder andere geht schon.“
„Was? Mach einen Kreis darum. Warte, ich hole dir einen roten Stift.“ Marco springt auf und ich sehe ihn durch den Raum laufen. Er scheint von etwas völlig gefangen zu sein.
Ich greife lieber noch einmal zur Flasche und schütte mir noch etwas Whiskey ein. Der Typ macht mich nervös und was er da tut auch. Er gräbt in meinen tiefsten Vorstellungen und kratzt meine Wünsche auf wie eitrige Pickel.
Marco kommt kurz darauf mit einem neuen Stift und sieht mich herausfordernd an. „Komm, das ist ein Test. Wir arbeiten jetzt zusammen.“ Er scheint wie elektrisiert und seine Worte lassen mich ihn verunsichert ansehen. Dieser Typ hält mich anscheinend für wichtig und will mich als Partner. Aber als Partner für was?
Ich sehe auf den Zettel und weiß eigentlich genau, was ich mir von Katja wünsche. Von der Katja, die alle liebt, nur nicht mich.
Von der Katja, der ich alles bezahle und die mit allen anderen dafür schläft.
Von der Katja, die mich herablassend behandelt und so tut, als wäre meine Wohnung eigentlich ihre.
Von der Katja, die mein gekauftes Duschgel für alle anderen benutzt.
Ich weiß, der Alkohol setzt mir mittlerweile mächtig zu. Aber ich nehme den Stift und kreise mit zittriger Hand ein: Küssen.
Ja, ich möchte sie küssen. Ich habe noch nie ein Mädchen richtig geküsst. So mit Zunge und so.
Ich kreise ein: Schwanz in Mund.
Aber schon der Gedanke, dass ich diesen Wunsch nun preisgebe, lässt wieder die Hitze in meinem Gesicht aufsteigen. Ich sehe schnell auf und Marco an, der mich mit einem Blick mustert, als könne er meine Zurückhaltung und Verlegenheit nicht verstehen.
Verdammt. Mir wird klar, ich benehme mich wie ein kleines Kind.
Ich atme tief ein und umkreise mit dem roten Stift: Ficken.
Oh mein Gott. Mir wird schon bei dem Gedanken angst und bange … aber auch seltsam schwindelig vor Aufregung. Mich einmal wirklich in dem zu versenken, was in den Pornos bis zur Gänze getrieben wird und scheinbar die Welt beherrscht, lässt es in meinem Körper seltsam kribbeln.
Ich lehne mich benommen zurück. Warum mache ich so etwas überhaupt. Das ist doch Schwachsinn und voll peinlich!
„Fertig? Klasse.“ Marco zieht den Zettel weg und besieht ihn sich. „Wow. Gute Wahl für einen Anfänger. Du imponierst mir.“
Ich kann ihn nur ungläubig anstarren.
Er seufzt und schaut auf die Uhr.