Auf ihren Spuren. Sabine von der Wellen

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Auf ihren Spuren - Sabine von der Wellen Cecilia Hyde

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Jahr bestimmt fünfzehn Zentimeter gewachsen. Wie gerne würde ich sie das wissen lassen. Aber vielleicht sieht sie mich ja auch?

      Dieser Gedanke verursacht ein seltsames Gefühl in meinem Bauch. Denn dann würde sie auch alles andere sehen und da ist einiges, dass mir wirklich peinlich wäre.

      Als ich die Badezimmertür aufschließe, reißt jemand sie auf und eine aufgebrachte Katja stürmt an mir vorbei. „Scheiße, was stinkt das hier nach Testosteron!“ keift sie.

      Ich starre ihr nur verwirrt hinterher. Aber sie knallt die Tür schon zu.

      Manuel sitzt im Sofa und schaut Fernsehen. Er grinst mich an, als ich bei ihm ankomme und frage: „Häh? Was meint sie?“

      „Männerschweiß“, antwortet er grinsend.

      Ich bekomme den Mund kaum zu. Was soll das denn heißen?

      „Katja steht eigentlich drauf“, meint Manuel mit einem Augenzwinkern.

      Das klang aber anders und ich habe mich extra ausgiebig geduscht, um gut zu riechen. Aber dass ich das vielleicht vorher nicht tat, war mir nicht in den Sinn gekommen. Das ist sowieso ein Aspekt, der mir nie richtig bewusst war. Ich ahnte ja auch nicht, dass andere das so riechen.

      „Komm, lass sie labern. Erzähl mir lieber, warum du dich heute so aufbrezelst. Hast du ein Date?“

      Ich weiß nicht, was ich Manuel sagen soll. Aber vielleicht ist es besser, einer weiß, wo ich hingehe. Nur für den Fall, dass ich nicht mehr wiederkommen.

      Ich lasse mich neben ihn in das Sofa sinken.

      Leise erkläre ich ihm: „Ich treffe mich heute mit einem Typ, der Mama kannte.“

      Manuel rückt erschrocken von mir ab und zischt: „Einer von den Geschichtenschreibern?“

      „Nein, eher ein Freund von ihr. Hoffe ich zumindest. Ich denke, er hat Mama die Sicherungen auf dem Handy und Laptop eingebaut und alles nach ihrem Tod gelöscht.“

      Manuel sieht mich mit offenem Mund an. Dann raunt er: „Ey, das ist gefährlich. Weiß er, wer du bist?“

      Ich nicke, bin aber über Manuels Bedenken erschrocken. Darum raune ich: „Unter meiner Tastatur liegt die Adresse, wo ich hingehe. Falls ich nicht mehr wiederkomme.“

      „Soll ich nicht besser mitgehen?“, bietet er an und klingt wirklich wie ein echter Freund.

      Ich kann ihn nur bitten: „Nein, achte du darauf, dass niemand mein Zimmer betritt und Katja keinen Blödsinn macht. Sonst sind unsere Zeiten als WG gezählt.“

      Manuel weiß das und nickt. Aber ich sehe ihm an, dass er größte Bedenken hat, was mich angeht und auch … wie sein Abend verlaufen wird. Leise raunt er: „Katja wird aber nicht erfreut sein.“

      „Das ist egal. Ich habe ihr gesagt, entweder die Party findet mit dir statt oder gar nicht.“

      Manuels Augen leuchten auf. „Danke, Alter! Dann kann mein Abend ja nur gut werden.“

      Nah, wir werden sehen.

      Eine Stunde später trudeln die Mädchen ein. Ich begegne ihnen unten vor der Eingangstür des Einkaufscenters, wo sie aufgeregt wie Hühner den Klingelknopf drücken, der mit einem neuen Aufkleber bestückt ist, wie ich feststelle, als sie kichernd und aufgedreht durch die Tür ins Innere drängen.

      Ich schaue genauer hin.

      Wir hatten damals unsere drei Nachnamen auf das winzige Zettelchen gequetscht, das in dem Klingelplastik steckt. Nun klebt oben auf nur ein Name … und zwar der von Katja.

      Ich habe keine Zeit mich darum zu kümmern. Aber ich bin schon wieder so wütend auf sie, dass ich am liebsten nach oben stürmen möchte und die Party gleich beenden will. Aber es kommen schon wieder zwei weitere Mädchen und schauen sich verunsichert um. Ich kann nicht umhin festzustellen, dass Manuel ein wirklich netter Abend bevorsteht, wenn er all diese Schönheiten heute beaufsichtigen darf. Hoffentlich ist er damit nicht völlig überfordert. Ich wäre es bestimmt.

      Ich mache mich auf den Weg zum Hotel, meine schwarze Schultasche unterm Arm, in der Mamas Laptop steckt. Es ist noch etwas zu früh, aber ich will pünktlich sein und muss erst mal die Zimmernummer 203 finden.

      Mein Weg führt mich durch den Park, hinter dem das Hotel sich dem Himmel emporreckt. Als ich das opulente Foyer betrete, weiß ich nicht, was ich machen soll. Meldet man sich an oder sucht man sich selbst seinen Weg?

      Zumindest falle ich in meinem schwarzen T-Shirt und meiner schwarzen Jeans nicht auf. Es nimmt auch keiner Notiz von mir. Darum gehe ich mit einem Pulk Leuten, die einen der Fahrstühle ansteuern, mit. Aufgeregt redend, beachten sie mich nicht und wir steigen ein. Zu meinem Glück steht bei jedem Stockwerk, welche Zimmernummern dort zu finden sind. Ich muss in den sechsten Stock und denke mir, dass meine Wohnung mit dem Zimmer von diesem Marco auf einer Höhe liegen muss.

      Meine Mitfahrer steigen ein Stockwerk unter mir aus und ich fahre allein weiter. Das Hotel hat nur sechs Stockwerke und als die Tür aufgeht, sehe ich verunsichert hinaus. Mein Herz pocht bis in meine Schläfen und mir ist etwas Übel. Aber ich reiße mich zusammen. Ich hatte mich so über Katja geärgert, dass ich vorher gar nicht groß Zeit gehabt hatte, nervös zu werden. Das ändert sich jetzt.

      Ich brauche einige Zeit, bis ich die Nummer finde. Sie ist die letzte in einer der hintersten Ecken. Unschlüssig stehe ich davor und frage mich, ob ich einfach klopfen darf. Hätte ich vielleicht doch besser vorher Bescheid sagen sollen oder zumindest anrufen? Kurz frage ich mich, ob ich wieder zum Fahrstuhl gehen soll und diesen Marco anrufe, um ihm zu sagen, dass ich im Hotel bin und gleich vor seiner Tür stehe. Aber dann verwerfe ich den Gedanken und klopfe an die Tür.

      Es tut sich nichts und ich klopfe lauter.

      In dem Moment wird sie aufgerissen und ich starre in ein dunkelhäutiges Gesicht mit unerwartet grünen Augen, einem dunklen, kurzgehaltenen Bart und schwarzen, schulterlangen Korkenzieherlocken.

      Einen Moment bin ich irritiert. Dann wird mir klar, dass natürlich zu der dunklen Michelle auch der passende Mann gehörte.

      „Hi Joel. Ich bin Marco.“ Der Typ schenkt mir ein kurzes Lächeln mit unglaublich weißen Zähnen.

      „Ja … ähm ja. Ich bin Joel“, stottere ich und schüttele die hingehaltene, kräftige Hand.

      Die grünen Augen wandern von meinem Gesicht über meinen Körper und ich höre ein anerkennendes: „Cecilia hat nicht übertrieben. Sie sagte immer, ihr Sohn ist eines der wenigen schönen Geschöpfe auf diesem Planeten.“

      Ich werde bestimmt rot und finde, Mama hat maßlos übertrieben. Aber ich weiß ja, dass sie Mutterliebe trieb, die nie unvoreingenommen ist.

      „Komm herein.“

      Ich werde in eine Suite eingeladen, die wirklich atemberaubend ist. Absolut passend zu dem Mann, der vor mir geht. Er ist groß und unverkennbar gut gebaut. Seine Muskeln spannen sich unter dem weißen Hemd und seine schwarze Anzughose sitzt tadellos. Ich komme mir in meinem T-Shirt und meiner Jeans plötzlich underdressed vor.

      Marco dreht sich zu mir um und erneut bekommt sein Blick diesen abschätzenden Ausdruck. „Setz dich“, weist er mich an und zeigt

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