Auf ihren Spuren. Sabine von der Wellen
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Meine Schultern durchdrückend, um mir etwas mehr Haltung zu geben, schreibe ich zurück: Okay, werde da sein. Joel
Es ist entschieden. Ich werde heute Abend einen Mann treffen, der Mama kannte. Nein stimmt nicht. Er kannte Cecilia Hyde und das macht ihn für mich überhaupt erst interessant.
Es klopft und Manuel sieht ins Zimmer. „Hey, was machen wir heute Abend? Timo hat wohl ein Rendezvous und Katja möchte hier einen Mädelabend veranstalten und fragt, ob wir ihr die Bude bis Mitternacht überlassen können.
Ich starre Manuel perplex an. Soweit sind wir also schon, dass Katja die Wohnung für sich und irgendwelche Leute braucht.
Manuel sieht mir meinen Unmut darüber wohl an und ich gehe davon aus, dass er den Auftrag hat, mich aus der Wohnung zu locken. Nun bereue ich, dass ich Marco zugesagt habe. Aber das kann und will ich nicht rückgängig machen.
„Ich bin verabredet“, murre ich nur und sehe Manuels enttäuschtest Gesicht. Darum füge ich ein: „Leider!“, hinzu. „Und ich wäre froh, wenn du hierbleiben und einen Blick auf alles haben könntest.“
Manuel scheint einen Augenblick verunsichert zu sein. „Aber Katja …“
„Ich kläre das mit ihr. Wenn sie hier Party machen will, dann nur mit dir als Aufpasser. Sonst kann sie das vergessen.“
Bevor Manuel etwas erwidern kann, stürme ich an ihm vorbei. Katja ist nicht im Wohnzimmer. Aber ich finde sie in ihrem Zimmer. Sie zieht sich gerade ein wirklich süßes Kleid an.
„Joel, du kommst passend. Kannst du bitte den Reißverschluss zu machen?“ Sie dreht mir den Rücken zu und sieht mich über die Schulter hinweg bittend an.
Ich atme einmal tief durch und gehe zu ihr, pule den Reisverschlusshaken aus dem Stoff und ziehe ihn hoch. Dabei kann ich nicht umhin zu bemerken, dass Katja keinen BH darunter trägt.
„Wie findest du das?“, fragt sie und dreht sich vor mir kokett hin und her.
„Ist das neu?“, knurre ich und denke mir, dass sie das bestimmt geklaut hat.
„Fast!“, sagt sie lächelnd.
Ich weiß nicht, was das heißen soll. Lag das auch in einem Fahrradkorb?
Ich atme einmal tief ein und brumme: „Du willst heute Freunde hierhin einladen?“
„Ja! Ein paar Mädels aus meiner Berufsschulklasse.“
„Ich bin heute Abend nicht zu Hause. Darum wird Manuel hier ein Auge auf alles halten“, erkläre ich. Mir behagt gar nicht, dass irgendwelche Leute sich in meiner Wohnung breitmachen und mein Zimmer unbeaufsichtigt ist.
„Warum?“ Katja scheint wirklich überrascht zu sein. „Und warum ausgerechnet Manuel?“
Sie scheint gerade ihn nicht hier haben zu wollen. Das wird mir klar. Deshalb hatte sie ihn wohl gebeten, das Feld zu räumen. Und damit er nicht gekränkt ist, hatte sie ihn wahrscheinlich damit geködert, dass sie mich auch nicht hier haben will.
„Weil ich und Timo keine Zeit haben.“
„Warum? Wo bist du denn?“, bestätigt Katja meinen Verdacht, dass sie wohl eher die Wohnung präsentieren will und ein Manuel nicht als Michelangelos David taugt.
„Das ist doch egal. Ich habe halt was vor und möchte nicht, dass die Wohnung unbeaufsichtigt ist.“
„Ich bin doch da!“, faucht Katja, nun langsam wirklich aufgebracht.
„Eben“, zische ich zurück. „Mit irgendwelchen fremden Leuten, die wer weiß was hier veranstalten.“
Katja stemmt ihre Hände in die Hüfte und sieht mich wütend an. „Ich weiß gar nicht, warum du dich hier immer so aufplusterst!“
„Weil ich hier auch wohne!“ Dass sie mich so runtermacht, setzt mir zu und zeigt mir, dass ich vielleicht als präsentierbarer David reiche, aber nicht als vollwertiges Mitglied dieser Gemeinschaft.
Mir ist das alles zu viel. Katja, ihre bevorstehende Party und mein Treffen mit Marco sind wirklich viel an Aufregung für einen einzelnen Samstagabend. Und die ständigen Diskussionen mit Katja auch … und ihre ablehnende Haltung mir gegenüber, weil sie meint, ich bin hier nur der Kurzschwanz der WG.
Ich atme tief durch und spüre die Hitze in meinem Gesicht. „Und du willst wissen, warum ich mich hier so aufplustere?“, zische ich. „Weil das meine Wohnung ist und ihr nur meine Mitbewohner seid.“
Katja sieht mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank und ein herablassendes Lächeln zeigt mir, dass sie mir kein Wort glaubt. Und sie will gerade etwas bestimmt sehr Niederträchtiges antworten, als ich schon aus dem Zimmer stürme und rufe: „Entweder Manuel ist bei deiner Party dabei oder du sitzt ab morgen auf der Straße.“
Ich stürme in mein Zimmer, wo Manuel mir von meinem Lederschreibtischstuhl entgegenstarrt.
„Und du hast die volle Verantwortung für den Haufen. Ist nur irgendetwas kaputt, jemand in mein Zimmer gelaufen oder mir kommen irgendwelche Klagen, dann war das Katjas letzter Tag hier.“ Irgendwie fühle ich mich plötzlich stärker, jetzt wo ich klarstellte, wem die Wohnung wirklich gehört. Ich habe das Gefühl damit meine Schwanzlänge in die richtige Größe gebracht zu haben und das scheint mir längst überfällig.
Manuel sieht mich erschrocken an. Doch ich beachte ihn nicht und greife mir ein paar Klamotten und stürme hinaus und ins Badezimmer, dass auch gerade Katja ansteuern wollte, mich mit einem herablassenden Blick bedenkend, der wohl heißen soll: „Red du nur, Kleiner. Ich habe alle, die etwas zu sagen haben, auf meiner Seite.“ Dass ich an ihr vorbeistürme und hinter mir die Badezimmertür zuschmeiße und abschließe, lässt sie wütend gegen die Tür schlagen. „Joel, mach auf. Ich muss mich fertigmachen!“
„Ich mich auch!“, schreie ich zurück und stelle schon mal das Wasser der Dusche an. Ich habe zwar noch Zeit, werde aber so lange hier verbringen, wie ich kann.
Mit einem seltsamen Gefühl der Überlegenheit stelle ich mich ewig lange unter das heiße Wasser. Das muss Katja wirklich auf die Palme bringen. Sie klopft immer wieder wütend an die Tür. „Mensch, beeil dich mal!“
Ich ignoriere sie und hoffe, sie heult sich bei Manuel aus. Vielleicht fragt sie ihn, wem die Wohnung wirklich gehört. Ich höre ihn schon antworten: „Joel!“
Wie gerne würde ich dann ihr Gesicht sehen. Denn mir glaubt sie das offensichtlich nicht und befürchtet nicht, dass sie einen Rauswurf riskiert.
Natürlich ist mir klar, dass ich sie sowieso nicht vor die Tür setze. Ihre Tränen vom letzten Streit reichen für Wochen. Das will ich nicht noch mal ertragen. Aber es ist gut, dass sie endlich weiß, welche Rolle ich hier spiele.
In meinem Kopf kriecht doch tatsächlich ein Bild hoch. Ich sehe mich in meinem Zimmer und Katja vor mir auf dem Boden knieend …
Okay. Das ist verrückt.
Ich rasiere mich gründlich und trockne mir vorsichtig mit dem Fön die Haare, damit ich nicht gleich aussehe wie ein Löwe. Mein enges schwarzes T-Shirt zeigt,