Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel
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Ich glaube, abschreckende Wirkung hat das dennoch, und sicherlich nicht nur für Inder.
Nach einem Spaziergang über den Mainbazar, wieder zurück im Hotel, gehen wir schon halb acht zu Bett. Die Zeitumstellung macht uns doch zu schaffen. Immerhin sind es viereinhalb Stunden. Von einem ungestörten Schlaf kann aber keine Rede sein, denn es ist laut.
Irgendwann in der Nacht gibt es, wie so oft, Stromausfall.
Leider steht das Notstromaggregat dieses Hotels direkt über unserem Hotelzimmer auf dem Dach. Ein schöner vier - Zylinder - Dieselveteran, mit dem Klangbild gemeinsam schaffender Preßlufthämmer, treibt den Generator an. Die Entfernung zu dem Aggregat ist keine vier Meter und dazwischen etwa zwanzig Zentimeter Beton.
Anderer Lärm ist somit nicht mehr zu hören. Ich schlafe dann auch wieder ein. Nicht mal das Geschnarche von Lutz stört mich in dieser ersten Nacht. Ich hörte ihn ja nicht! Das dies allerdings nicht an diesem Aggregat lag, erfuhr ich erst am nächsten Morgen: Lutz hatte kaum ein Auge zugetan. Es hatte ihn das große Zittern gepackt. Dank der Gespräche vor der Reise über Indien, wußten wir wenigstens was in ihm vorging: Er hatte einen Kulturschock erlitten.
Nun sprach er das bisher unbekannte Wort ständig aus, um sich selber zu beruhigen.
Freitag,19.Januar, 3. Tag.
Wohl heute noch und morgen, verweile ich noch hier.
Kommt aber dann der dritte Tag, so muß ich fort von hier.
„Kulturschock“, furchtbares Wort, jedoch es gewinnt an Bedeutung, wenn man diesen Zustand am eigenen Leib verspürt. Vorgewarnt waren wir ja, zum Glück… Und trotzdem, die Zustände hier selbst zu sehen, ist etwas ganz anderes, als die Sprüche und Beschreibungen zu der Thematik von anderen.
Der Flug, Die Zeitumstellung, gut. Aber dann der Lärm und Dreck, die Menschenmassen, die Not und das Elend. Kinder, Krüppel, die nur etwas essen wollen…
Daraus ergibt sich eine gehörige Anspannung, eine permanente Aufregung.
Und dann noch, wenn man glaubt, endlich erst mal angekommen zu sein, die Tür hinter sich schließen zu können, ein bißchen Ruhe vor all dem haben zu können, dann, endlich liecht man ins Bette (Buch entfällt wegen des funzligen Lichtes) dann: - Der Generator...
Nachts klinkt noch jemand erfolglos an unserer Türe und man hört ihn danach sofort hastig die Treppen herunter rennen. Hatte wohl geglaubt, daß das Schloß noch kaputt sei…
Diese erste Nacht hatte es in sich gehabt.
Erst um 11.30 Uhr stehen wir auf. Zu lange gelegen - mein Rücken tut weh. Wir wechseln das Hotel. Gehen zum "Roxy", das nur wenige hundert Meter entfernt ist. Gestern war es komplett belegt. Dies allerdings spricht für die relativ gute Qualität dieses preislich doch erschwinglichen Etablissements.
Der Portier vom „Roxy“ versprach uns gestern, daß wir am nächsten Tag ein Zimmer bekommen würden. Und so ist es auch tatsächlich.
Ein deutlich höherer Standard. Und das Beste: Tee und „Kaffee“ Tag und Nacht frei! Na ja.., vom Trinkgeld für die Beus mal abgesehen.
Ach so, die Rolle Klopapier ist nicht mit im Preis. Jedoch wird eine solche dann von den diensteifrigen Jungs prompt für schlappe Marksiebzig offeriert.
Gut, daß wir das Fehlen dieses Utensils vor Eintreten einer negativen Ausgangsposition für Verhandlungen zur Problematik bemerkten.
Naja, die solln ja auch leben. Und wenns den hygienischen Gepflogenheiten des Abendlandes zu verdanken ist.
Es ist kurz vor halb acht abends, ich liege auf dem Bett und bin groggy.
Wir sind den ganzen Tag durch die Stadt gelaufen und es geht mir so durch den Kopf, daß diese Erfahrungen hier für jeden Bundesbürger zur Pflicht gemacht werden müßten.
Unsere lieben Mitmenschen leiden ja so unter ihren Unzufriedenheiten...
Die vielen nörgeligen Kinderchen der Heimat, auch die ewig von ihren eigenen, hochgreifenden Wünschen geplagten Eltern, und, im Großen, die Legionen deutscher Mitbürger, denen es ja wahrhaft schlecht gehen muß, sieht man sie nur mit ihren angestrengten Gesichtern durch die Gegend rennen. Oder in verkrampfter Verschlossenheit hinter den Windschutzscheiben ihrer Großraumlimousinen durch den Tag hetzen.
Aus Deutschland hatten wir auch die Befürchtung mitgebracht, daß unsere Verdauung hierzulande arg gefährdet sein würde.
Doch der Magen ist noch fit. Wir haben uns bisher auch sehr zurückgehalten und nur unsere eigenen mitgebrachten Lebensmittel gegessen.
Nur frisch gepreßten Orangensaft wurde mal riskiert (natürlich nur aus unserem eigenen Becherchen).
Das Januar-Wetter ist wie bei uns in Deutschland der Frühsommer.
Kurzärmeligkeit ist angebracht.
Obwohl wir zwei Stullen mit Speck und Knoblauch mithatten, haben wir jetzt, nach sechs Stunden doch etwas Appetit.
Ich muß Füße und Strümpfe waschen und Lutz ist losgegangen, um Postkarten zu besorgen.
Als es plötzlich unten auf der nächtlichen Straße sehr laut wird, und ich aus dem Fenster sehe, bietet sich mir ein ziemlich seltsames Bild.
Ein Hochzeitszug drängt sich langsam durchs Gewühle und ist hell beleuchtet.
Da schieben sie doch tatsächlich einen ausgewachsenen Diesel-Generator der Marke Mitternachtsglück, von der Größe einer 700 Liter fassenden Gefriertruhe und dem Gewicht eines Mittelklassewagens, hinter diesem Hochzeitszuge her.
Der Generator versorgt über freihängende, spillrige Kabel so zwanzigdreißig flankierende Lampenträger mit Strom. Ich glaub es kaum.
Bin mit der Videokamera sofort runter, um das festzuhalten. Später sollten wir dann mitbekommen, daß da gar nichts Besonderes dabei ist.
Um halb neun abends rufe ich Radjeev an und er lädt uns zum Dinner ein. Es gibt wohl Neuigkeiten.
Er führt uns dann in ein ziemlich sauberes Restaurant, wo das Essen auch recht gut ist. Und er bezahlt, das ist noch besser!
Aber mit den Motorrädern soll es dauern und dauern. Wir müssen Geduld haben! Hätten wir ihm von Deutschland aus das Geld überwiesen, dann ständen die Maschinen schon bereit.
Wer überweist schon siebentausend Mark von Deutschland nach Indien an einen Fremden? Wir jedenfalls nicht. Solche Sachen überlassen wir anderen.
Naja, müssen wir warten. Wir sind auf Radjeev angewiesen.
Vielleicht fahren wir übermorgen in Richtung Himalaja, sind nur 500 Kilometer.
Es soll da sehr schön sein, in Kaschmir.
Allerdings dauert die Fahrt etwa 16 bis 18 Stunden.