Sealed. Stephan Kesper
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Hendrik merkte, wie sein vom Schweiß leicht feuchtes T-Shirt blitzartig kalt wurde und er erschauerte etwas.
»Mom!«, rief Rachel, »Warum hast du es wieder so kalt gemacht? Wir brauchen doch nur die Fenster aufzumachen!«, das blieb allerdings ohne Reaktion. Hendrik bemerkte auf Rachels Armen Gänsehaut.
Sie setzten sich gemeinsam an den Esstisch. Hendrik bemerkte erfreut, dass sie kein Gebet sprachen.
»Gib mir deinen Teller, Hendrik«, sagte Mrs. Manchester und hielt ihre Hand in seine Richtung. Er gab ihn ihr und sie häufte gedünstetes Gemüse, einen Getreide-Bratling und ein paar Kartoffeln auf den Teller. Hendrik wollte protestieren, dass es zu viel sei - zu spät.
»Wir essen vegetarisch. Daran musst du dich gewöhnen, solltest du öfters herkommen«, sagte sie, als sie ihm den Teller zurückreichte. Rachel verdrehte die Augen.
Sie begannen wortlos zu essen. Dann plötzlich durchbrach Mr. Manchester die Stille: »Hat jemand mitbekommen, dass in Nordkorea ein Putsch stattgefunden hat? Kim-Jong-Un wurde getötet und ein großer Teil seiner Leibgarde. Die Chinesen sind nicht gerade begeistert.«
Keine Reaktion von Rachel oder ihrer Mutter – Hendrik begann, sich unwohl zu fühlen.
Rachels Vater schnaubte laut durch seine Nase, dann wandte er sich an Hendrik: »Hendrik, was möchtest du einmal werden?«
»Ich möchte Physik studieren. Ich interessiere mich sehr für Astrophysik.«
Manchester hob die Augenbrauen und deutete mit der Hand auf ihn und sah triumphierend seine Frau an.
Als niemand mehr ein Wort sagte, ergriff Hendrik die Initiative: »Sie haben da ein paar ziemlich komplizierte Gleichungen an Ihrem Whiteboard. Worum geht es da?«
Manchester lächelte, dann überlegte er kurz: »Weißt du, wo die Kometen herkommen?«
»Aus der Oortschen Wolke?«
»Genau. Weißt du auch, wie die Oortsche Wolke geformt ist?«
»Mehr oder weniger kugelförmig?«
»Kann man so durchgehen lassen. Bei einer Kugelform ist es wahrscheinlich, dass die Objekte der Wolke sich in einer Umlaufbahn um die Sonne befinden. Sehr langsam zwar, aber trotzdem sind sie gravitativ an die Sonne gebunden. Trotzdem gibt es aber immer wieder Ausreißer. Und die häufen sich sogar. Etwa alle 26 bis 30 Millionen Jahre gibt es eine Häufung von Meteoriteneinschlägen auf der Erde, die statistisch mit diversen Massensterben in der erdgeschichtlichen Urzeit korrelieren. Natürlich gibt es zu wenig Daten, um verlässliche Aussagen zu treffen, aber es gibt Hinweise. Und aus Hinweisen erwachsen Theorien.«
»Nemesis ...«, platzte es aus Hendrik heraus.
Wieder lächelte Manchester: »Genau, nur glaube ich nicht, dass Nemesis ein Stern ist – was die landläufige Meinung darstellt. Ich tippe auf einen großen Gesteinsbrocken, oder ein sehr kleines schwarzes Loch. Auf jeden Fall ist Nemesis schon seit sehr langer Zeit in der Oortschen Wolke und möglicherweise verdanken wir ihr unsere Existenz, indem ein von Nemesis aus seiner Bahn geworfener Meteor auf die Erde knallte und die Dinosaurier umbrachte.«
»Gehts noch?«, rief Rachel plötzlich in den Raum, sprang auf und rannte hinaus.
Hendrik und Mr. Manchester sahen verwirrt Rachel hinterher.
»Wow, ich bin begeistert. Zwei Genies bei der Arbeit zu sehen ist ...«, der Kommentar von Mrs. Manchester troff vor Sarkasmus. Sie schüttelte resigniert den Kopf, stand ebenfalls auf und verschwand irgendwo im Haus.
Manchester lächelte wieder, diesmal aber ohne jegliche Freude.
»Wie du siehst, kann ich nicht besonders gut mit Frauen umgehen.«
»Was ist passiert?«, fragte Hendrik verwirrt.
Er zog die Mundwinkel nach unten: »Meine Tochter glaubt, dass ich mich nicht für sie interessiere. Und meine Frau glaubt, dass, weil sie den Unterhalt der Familie bestreitet und ich nur ein kleiner College-Professor bin, sie bestimmen kann, wo die Familie leben soll. Ginge es nach ihr, wären wir schon lange nach San Francisco gezogen. Dort könnte sie sich viel besser um ihre Firma kümmern und ich hätte – nach ihrer Meinung – eine bessere Position in Berkeley.«
»Stimmt das denn nicht?«
»Berkeley ist eine sehr renommierte Universität. Wenn ich dort arbeitete, müsste ich meine Forschung an der Strategie des Fachbereiches orientieren. Das heißt, ich müsste mich mit Dingen beschäftigen, die in das Konzept der Uni oder des Fachbereichs passen. Hier an dem kleinen College, die froh sind, mich zu haben, kann ich alle Freiheiten genießen.«
Er wischte sich mit der Servierte seinen kurz getrimmten Bart ab.
»Soll ich dir erklären, womit sich mein Computer gerade beschäftigt?«
»Klar!«
Sie gingen in den Arbeitsbereich, den ein niedriges Regal vom Wohnzimmer trennte. Der Rechner unter dem Tisch rauschte immer noch.
»Der ist aber ziemlich laut«, sagte Hendrik, obwohl die Maschine nur ein kaum wahrnehmbares Ventilationsgeräusch von sich gab. Computer, die man hören konnte, gab es schon eine lange Zeit nicht mehr.
»Ja, aber er befindet sich gerade unter Volllast. Das bedeutet, seine 32 2K-Prozessoren arbeiten auf 100 % Leistung.«
»2K ...?«
»... Prozessoren sind eine Neuentwicklung und haben 2048 Kerne auf einem Die.«
»Das sind 65536 Cores?«
Manchester brummte anerkennend, da Hendrik keinen Taschenrechner gebraucht hatte, um die Zahlen zu multiplizieren, wie das sonst vermutlich bei allen anderen Jugendlichen seines Alters der Fall gewesen wäre.
»Das Ding kostet ein Vermögen!«, sagte Hendrik.
»Kein Vermögen, aber ich bin froh, dass die Universität dafür aufkam«, Manchester lachte leise.
Dann fuchtelte er mit der Hand vor den 3D Sensoren herum und das Bild eines Würfels kam zum Vorschein. In diesem Würfel befanden sich farblich codierte Bereiche. Das Diagramm mochte nur Manchester verständlich vorkommen, denn er erklärte sofort: »Das ist eine quantengravimetrisch korrekte Simulation des Sonnensystems inklusive Oortscher Wolke. Das Modell berechnet in jeder Minute eine Million Jahre. Das bedeutet, alle zwanzig bis dreißig Minuten erzeugt es einen Meteoriten-Schauer.«
Dann tippte er auf eine rot codierte Stelle: »Und das ist Nemesis.«
»Ich dachte, Nemesis sei nur Theorie? Und die Vereinigung von Quantentheorie und Relativitätstheorie ist doch auch noch nicht gelungen.«
Manchester lachte freundlich.
»Ja, du hast natürlich recht. Aber dies ist kein Modell der Wirklichkeit, sondern ein Test meiner eigenen Theorie«, dabei zeigte er vage hinter sich auf das Whiteboard.
Hendrik riss die Augen auf vor Erstaunen und Ehrfurcht: »Sie haben die Vereinigung geschafft?«
»Oh, so weit würde ich nicht gehen! Mir ist ein kleiner