Sealed. Stephan Kesper

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Sealed - Stephan Kesper

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hilft mir, die Änderungen in der Raumzeit-Geometrie zu verstehen.«

      Hendrik konnte nichts mehr sagen, Manchester wurde in wenigen Minuten zu seinem Vorbild, Hero und Superhelden in einer Person. Er beschäftigte sich genau mit den Dingen, die Hendrik am meisten interessierten – abgesehen von Rachel natürlich.

      »So, ich denke, ich muss hier noch einige Wellen glätten«, Manchester stand auf und ging ins Wohnzimmer.

      »Vielen Dank, dass Sie mir das gezeigt haben. Es ist sehr interessant. Ich wünschte, ich wäre schon weiter mit Mathe, dass ich etwas davon verstehen könnte.«

      »Das kommt noch, und wenn du in diesem Sommer etwas Zeit aufbringen kannst, die nicht von Rachel in Beschlag genommen wird, kann ich dir noch ein paar Dinge erklären. Wenn du möchtest?«

      Hendrik konnte nicht verhindern, dass ein breites Grinsen sein Gesicht verzerrte. Daraufhin gab ihm Manchester einen verabschiedenden Klaps auf die Schulter.

      Hendrik hüpfte die Treppe mit einem Sprung hinunter und in einer Bewegung auf sein Fahrrad. Jagte die Idaho Road entlang, bog links in die North Lake Road ab und hätte beinahe Rachel übersehen, die auf dem Bordstein saß. Sie hatte sich dort in ihrem grünen Sommerkleid vor einem im Sonnenlicht rot leuchtenden Hydranten zusammen gekauert. Sie trug dünne, weiße Turnschuhe an den Füßen, hatte ihre Beine angezogen, die sie mit ihren Armen umschlungen hielt und sah nach unten auf den heißen Asphalt.

      Hendrik brachte sein Fahrrad im letzten Moment zum Stehen.

      »Hier bist du!«, rief er, als ob er sie schon eine ganze Weile gesucht hätte. Eine Notlüge, da er sie in der Tat über seine Begeisterung für ihren Vater ganz vergessen hatte.

      Sie sah zu ihm auf. In dem Moment erkannte er erst, dass ihr Tränen die Wangen herunter liefen.

      »Was ist los?«, er ließ sein Fahrrad an Ort und Stelle umfallen und setzte sich neben sie.

      Sie stieß ihn der Vollständigkeit halber einmal von sich weg, lehnte sich dann aber an ihn. Er legte ihr seinen Arm um die Schultern. Er fühlte, wie die Sonne seine linke Gesichtshälfte aufgeheizt hatte, trotzdem sie fast am Horizont kratzte, brannte sie mit der vollen Kraft des frühen Sommers.

      Rachel schniefte kurz: »Er hat mit mir im letzten Monat weniger geredet, als mit dir an einem Abend.«

      Hendrik kam sich vor, als hätte er Rachel etwas Wichtiges gestohlen, aber er konnte natürlich nichts dafür.

      »Er hat mich gerade rausgeworfen, damit er sich um Euch kümmern kann. Deinem Vater gehen sicher sehr viele Dinge durch den Kopf, für die du dich nicht interessierst. Vielleicht will er dich nicht damit langweilen?«

      »Vielleicht sollte er sich dann einfach mehr um diese Welt kümmern, als um andere.«

      Sie blieben noch eine Weile dort sitzen, bis sich Rachel schließlich verabschiedete, um nach Hause zu gehen. Hendrik sah ihr hinterher und sprang dann wieder auf sein Rad. Er bog in die Cedar Road ab – das dritte Haus auf der rechten Seite gehörte seinen Eltern.

      Er wusste, dass sein Vater noch in der Garage sitzen und an der Modell-Eisenbahn arbeiten würde. Er schob das Fahrrad hinein und sah im Schein der alten Schreibtischlampe Theodore P. Prescott, der erwartungsgemäß ein blaues Hemd mit hochgekrempelten Armen trug, das er vermutlich auch im Büro angehabt hatte. Sein Vater untersuchte durch eine Lupe das Modell einer schwarzen Dampflokomotive. Als er Hendrik hörte, sah er auf und lächelte.

      »Hallo, Sohn.«

      Hendrik hob die Hand zur Begrüßung und ging ins Haus. Genau wie bei seinem Vater wusste er, wo sich seine Mutter befinden würde, nämlich vor dem Fernseher. Seine Eltern hatten stark ritualisierte Tagesabläufe. Sie wussten immer, was der andere gerade machte und hatten ihre Freiräume exakt aufeinander abgestimmt. Hendrik kam das fürchterlich langweilig vor, aber es hatte etwas sehr Verlässliches.

      Ihr Haus konnte man sicher keine arme Hütte nennen, doch im Vergleich zum Anwesen der Manchesters zeigten sich dann doch deutliche Unterschiede. Hendrik nahm sie nicht wahr. Er wusste, dass seine Eltern sich als Steuerberater und Inhaberin eines Friseursalons gut schlugen. Sie mussten viel arbeiten und kamen zu einem moderaten Wohlstand. Sie zahlten ihre Steuern, hatten ein Kind und wenn Hendriks Vater nicht gegen Haustiere allergisch gewesen wäre, besäßen sie wohl auch einen Hund.

      »Wie war es?«, fragte seine Mutter aus dem Wohnzimmer heraus, als er ins Haus kam.

      Hendrik nahm sich aus dem Kühlschrank eine Cola und lehnte sich gegen den Rahmen des Durchgangs, der vom Essbereich ins Wohnzimmer führte.

      »Sie haben ein schönes Haus.«

      Das Telefon klingelte. Hendriks Mutter hob die dünne, durchsichtige Scheibe hoch, die auf der Lehne lag und drückte auf das grün blinkende Hörer-Symbol.

      Sie sprach freundlich mit jemandem. Nach dem kurzen Gespräch hob sie das Kinn und sah Hendrik über ihre Schulter an: »Mrs. Manchester, sie haben uns für Sonntag zum Grillen eingeladen«, in diesem Moment hörte Hendrik den niederländischen Akzent deutlich, den seine Mutter in den vielen Jahren nicht hatte loswerden können.

      * * *

      Das Grillen ähnelte eher einer Groß-Veranstaltung. Kleine Gruppen von Gästen bevölkerten den Garten. Neuankömmlinge bildeten entweder eine eigene Gruppe oder schlossen sich einer bestehenden an, je nach Vorliebe.

      Am Grill stand ein in weiß gekleideter Koch, der unter seiner Kochmütze elend schwitzte. Das ganze Wochenende über herrschten beinahe unerträgliche Temperaturen.

      Es gab ein Buffet und eine Bar. Ein junger Mann mit langer Schürze mixte verschiedenste Cocktails in der Abend-Sonne.

      Es grenzt an Fehlplanung die Party nachmittags zu beginnen, dachte Hendrik.

      Er fühlte, wie sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Seine Mutter hatte ihn gezwungen, ein Hemd zu tragen, das gerade damit begann, an seinem Rücken festzukleben.

      Rachel in diesem Rahmen wiederzusehen kam ihm seltsam vor. Auch sie trug Kleidung, die Hendrik an ihr noch nie gesehen hatte. Die Prescotts entschlossen sich, mit Nachbarn von ihnen – den McDougals – eine weitere Gruppe nahe des rechteckigen Pools aufzumachen. Dort standen sie im Schatten der Bäume im hinteren Teil des Gartens. Sie befanden sich damit zwar weiter von der Bar entfernt, aber das Wasser des Schwimmbeckens schien die Luft etwas abzukühlen und unter den Bäumen fühlte es sich wesentlich angenehmer an als auf der Terrasse.

      Rachel fand sie nach einer Weile.

      »Willst du was essen?«, fragte sie Hendrik nach der Vorstellungsrunde.

      »Ja, geht nur«, platzte es aus Hendriks Mutter heraus, »wir reden hier nur langweiliges Zeug.«

      Als sie sich außer Hörweite aufhielten, sagte Hendrik: »Ich glaube, meine Mutter ist schon blau von zwei Cocktails.«

      Rachel grinste breit, »Das macht das Wetter. Ich schätze, dass heute viele Leute blau sein werden, bevor die Sonne untergeht. Sie redet komisch.«

      »Sie stammt aus Holland.«

      Sie bestellten beim Koch zwei Hamburger, belegten sie ordentlich am Buffet und zogen sich in einen schattigen Bereich neben dem Haus zurück. Dort stand eine kleine Sitzecke, am Durchgang

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