Rondaria. Alisha Mc Shaw

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Rondaria - Alisha Mc Shaw

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noch sterben nennen? In seinen Augen war es ein qualvolles Dahinsiechen, ein stückweises Zerfallen von Wesen, die am Ende nur noch ein Schatten ihrer Selbst waren.

      So weit würde er es nicht kommen lassen. Er konnte jeden in Rondaria verstehen, der seinem Leben selbstbestimmt ein Ende gemacht hatte.

      Schon seit langer Zeit war ihm bewusst, dass er krank war. Noch gab es keine weiteren Auswirkungen, aber die Blicke der anderen Wandler, des Zirkels und nicht zuletzt der von Palina reichten ihm.

      Er spürte Aleynas Anwesenheit, noch bevor er sie hören konnte.

      Mit leisen Schritten trat sie hinter ihn und blieb in der schwindenden Dunkelheit stehen. »Ich glaube, mein Vater war auf eine neue Art glücklich, auch nachdem sie gestorben war«, sagte sie leise. »Wir haben am Waldrand gelebt und waren viel draußen. Er liebte den Wald, und ich tat es auch. Es veränderte sich erst, als wir umzogen.«

      Langsam drehte sich Noyan zu ihr um, musterte sie schweigend. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und klammerte sich an einem Seesack fest, als sei er ihr einziger Halt.

      »Eines Tages packte er unsere Sachen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was geschah, aber wir ließen alles hinter uns, was wir kannten. Den Wald, unsere Freunde, die Vergangenheit. Er kaufte das Haus, in dem ich heute lebe und verlegte ihre letzte Ruhestätte hierher. Er war nie wieder mit mir im Wald.« Aleyna ging an ihm vorbei und kniete sich vor dem Grab auf den Boden. Sanft berührte sie den Stein, ihre Traurigkeit wehte zu ihm herüber und wieder wallte das Verlangen in ihm auf, sie vor all dem zu schützen.

      »Ich glaube, das hier war sein einziges Zugeständnis an die alte Zeit. Meine Mutter liegt am Waldrand, so verband er die beiden großen Lieben seines Lebens.« Ihr entwich ein tiefes Seufzen. »Ich kann mich an fast gar nichts mehr erinnern, vielleicht habe ich es schon zu lange verdrängt. Die Sache mit den sprechenden Tieren ...«, sie brach ab und drehte ihren Kopf zu ihm. »Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Der Tod meines Vaters war schlimm für mich. Dann kamst du daher mit all deinen seltsamen Geschichten. Ich weiß, das rechtfertigt meine Worte nicht, aber vielleicht macht es das einfacher, mir zu verzeihen.«

      Noyan erhob sich und trat an ihre Seite. Langsam ließ er sich neben ihr nieder und legte seinen Kopf auf die Pfoten. »Nein, ich sollte mich bei dir entschuldigen, Aleyna. Dein Vater ist gerade gestorben und ich komme hierher, präsentiere dir eine vollkommen neue Welt und erwarte, dass du dich auch noch freust«, murmelte er zerknirscht.

      »Meine alte Welt zerbricht gerade. Mein Vater war ein Tier und ich, ... ich soll ebenfalls eines sein. Das ist einfach etwas viel auf einmal, verstehst du?«

      Obwohl es ihn ziemlich kalt war und er sicher frösteln würde, löste Noyan den Wolf und verwandelte sich in seinen Menschen. Sanft griff er nach ihren Schultern und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste. Ihre Augen glänzten feucht und sie hielt den Seesack wie einen Schutzschild vor sich.

      »Falsch«, sagte er sanft und hob ihren Kopf zu sich an. »Er war kein Tier, sondern ein Gestaltwandler. Das ist ein großer Unterschied. Aber vorrangig war er einfach nur dein Vater, okay?« Er sah ihren zweifelnden Blick und lächelte. »Vielleicht verstehst du es wirklich besser, wenn du es siehst.« Er ließ sie los und machte einen Schritt nach hinten.

      »Was sehen?«, fragte sie, während sie scheinbar krampfhaft versuchte, nicht auf seinen nackten Körper zu starren. Mit zusammengekniffenen Augen hielt sie ihm den Seesack entgegen. »Nimm das!«, nuschelte sie.

      Noyan starrte den Sack einen Moment verdutzt an, dann begriff er. Aleyna hatte ihm seine Kleidung mitgebracht! Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, aber er griff nach dem Beutel. »Komm mit mir nach Rondaria«, sagte er leise, während er die Dinge herausfischte, die sie ihm schon in ihrem Haus gegeben hatte und schlüpfte hinein. Sogar an die Schuhe aus dem Flur hatte sie gedacht. »Lass mich dir die Welt zeigen, in der dein Vater einst gelebt hat. Ob du willst oder nicht, es ist auch deine Welt.«

      Sie schüttelte den Kopf und erhob sich. »Nein, Noyan. Das hier«, sie machte eine übergreifende Handbewegung, »ist meine Welt!«

      Ihre Worte trafen ihn tief, aber er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt er war. »Weißt du, warum ich eigentlich hergekommen bin?«

      »Du solltest irgendwas bei meinem Vater überprüfen, war es nicht so?« Sie warf einen Blick auf das zugeschüttete Grab und vermied es wieder, ihn anzusehen. »Und, was hast du rausgefunden?«

      »Dass mein Volk über kurz oder lang genauso elendig zugrunde gehen wird wie dein Vater«, antwortete er leise und sah, wie sie zusammenzuckte.

      Langsam drehte sie sich wieder zu ihm.

      Hinter ihr ging die Sonne gerade über den Baumwipfeln auf. Ihre Strahlen verwandelten Aleynas rötliche Haare in flüssiges Gold. »Sag mir warum«, flüsterte sie. »Warum sollte ich mich in eurer Welt mit der Krankheit meines Vaters quälen lassen, wenn sie mich doch hier schon verfolgt?«

      »Weil du uns retten kannst!«

      Sie starrte ihn fassungslos an und ihm fiel auf, dass sie zitterte. Er ging langsam auf sie zu. »Wenn du diesmal bereit bist, mir wirklich zuzuhören, erzähle ich dir alles von Anfang an und ganz in Ruhe, okay?«

      Aleyna zögerte einen Moment und nickte entschlossen. Sie deutete auf die schmale Holzbank, die einige Meter entfernt stand. Nachdem sie Platz genommen hatten, versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Noyan hatte keine Ahnung, wie sie auf all das, was er ihr berichten wollte, reagieren würde.

      »Vor gut fünfzehn Jahren verschwand unser letztes Alphatier, Daeron. Palina, seine Gefährtin, übernahm mit dem Einverständnis des inneren Zirkels seine Position, um das Volk nicht zusätzlich zu verunsichern. Normalerweise ist es beim Tod des Alphatieres nämlich so, das bald darauf ein neues geboren wird. Das passierte nach Daerons Verschwinden aber nicht.« Aleyna lauschte schweigend, lediglich bei Erwähnung Palinas hatte sie das Gesicht verzogen. Es wurde ihm immer deutlicher bewusst, dass sie die Königin nicht sonderlich mochte.

      »Nachdem etwa zwei Jahre vergangen waren, traten die ersten Symptome der Krankheit auf, an der auch dein Vater litt. Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass wir nach unserer ersten Wandlung die Aura unseres Gegenübers sehen können. Es ist eine Art Schimmer, der um die gesamte Gestalt liegt. Gestaltwandler haben eine rote Aura in verschiedenen Tönungen. Menschen dagegen sind gelb. Daraus ergibt sich, dass Mischlinge beider Rassen orangefarben sind. So, wie deine Aura es sein müsste.«

      »Aber sie ist es nicht?«

      Er nickte. »Genau. Deine Aura ist Violett. Und wir haben keine Ahnung, wieso.«

      Aleyna zuckte mit den Schultern. »Ich wusste bis vor Kurzem nicht mal, dass ich überhaupt eine Aura besitze«, entgegnete sie trocken. »Aber was hat das alles damit zu tun, dass ich euch retten kann?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an.

      »Es gibt auch Gestaltwandler mit besonderen Fähigkeiten. Diese sind sehr selten und werden seit Jahrhunderten vom Zirkel gesucht, damit sie sich ihm anschließen - und dann werden diese Fähigkeiten gefördert und ausgebildet. Palina gehört wie ich zu diesem Zirkel. Sie besitzt seherische Fähigkeiten. Kurze Zeit bevor klar wurde, dass die Krankheit unter uns weilt, hatte sie einen Traum, der damit zu tun hat.«

      »Und was kam in dem Traum vor?«

      »Du.«

      »Ich?«

      »Ja.«

      »Das

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