Rondaria. Alisha Mc Shaw
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Читать онлайн книгу Rondaria - Alisha Mc Shaw страница 12
»Sie ist ein Mischling«, flüsterte sie.
Abermals hielt er mitten in der Bewegung inne und starrte sie an. »Du meinst ...«, stammelte er und Palina nickte.
»Ja. Ihr Vater ist einer von uns, ihre Mutter ein Mensch. Und sie hat keine Ahnung, wer oder was sie ist.« Angesichts dieser Offenbarung wusste er zunächst nicht, wie er reagieren sollte. Daher legte er den Kopf in den Nacken und fing an, zu lachen.
Ein lautes Knurren ertönte. Palina stand mit gesträubtem Fell vor ihm und bleckte die Zähne. »Sehe ich aus, als fände ich das witzig?«, fauchte sie ihn an.
Schlagartig wurde er ernst, zog den Kopf zwischen die Schultern und streckte seine Pfoten von sich. »Nein«, murmelte er. Die Leopardin legte das Fell wieder an und setzte sich auf die Hinterpfoten. Noch immer musterte sie ihn finster. »Ich nehme an, du hast einen Plan?« Seine Stimme klang sachlich, was sie mit einem zufriedenen Grollen quittierte.
»Noyan wird sich darum kümmern.« Sie drehte ihren Kopf und leckte sich über das Fell. Unvermittelt hielt sie inne. »Das rate ich ihm jedenfalls. Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben. Scheitert er ...«
»Eine Woche? So viel? Warum kann ich mich nicht darum kümmern? Du weißt, ich habe sie in null Komma nichts nach Rondaria geholt. Das entbehrt jeglicher Logik, Palina!« Ein Anflug brennender Wut machte sich in ihm breit. Ständig war dieser Wolf in ihrer Nähe, scharwenzelte um sie herum, durfte sie auf den Reisen zur Erde begleiten, während er dazu verdammt war, hierzubleiben und das Volk zu beschützen. »Warum muss es dieser vermaledeite Wolf sein?«
Ihre braunen Augen richteten sich auf ihn, diesmal allerdings funkelten sie belustigt. »Du bist so süß, wenn du eifersüchtig bist.« Sie erhob sich und kam auf ihn zu. Schnurrend rieb sie ihren Kopf an ihm. Sein Körper reagierte sofort auf ihre Nähe und er beruhigte sich. Ihm entwich ein zufriedenes Brummen. Sie war hier, bei ihm und nicht bei Noyan. Das musste reichen.
»Noyans Fähigkeiten sind bei ihr fehlgeschlagen«, erklärte Palina. »Ich weiß im Moment nicht, warum das so ist, aber wir werden es herausfinden. Er scheint die Kleine zu mögen. Ich bin sicher, dass es auf paar Tage mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr ankommt. Wohingegen für das Mädchen«, sie legte ihre Pfote auf seine Brust, »diese Zeit entscheidend dafür sein könnte, ob sie freiwillig zu uns kommt oder nicht.« Sie seufzte. »Solange wir nicht wissen, warum sie diese Aura besitzt und was es damit auf sich hat müssen wir vorsichtig sein. Bedenke, der Traum ist noch immer nicht vollständig entschlüsselt. Ich habe dem Zirkel bereits mitgeteilt, was ich zu tun gedenke, sollte Noyan scheitern.«
Chiron spitzte die Ohren, jetzt kam der Teil, der für ihn interessant war, dessen war er sicher. »Und was wirst du tun?« Die Leopardin löste schnurrend ihre Gestalt und schmiegte sich, nunmehr in ihrer menschlichen Form, an ihn. Er reagierte sofort, und noch in der Verwandlung zog er seine nackte Gefährtin mit sich auf das Lager.
»Was ich tun werde? Ich werde dich zu ihr schicken!«
Der Zirkel
Shae lief unruhig auf und ab. »Das gefällt mir alles nicht!«, sagte die Tigerin, blieb stehen und sah zu Romonix. »Glaubst du, dass Noyan der Sache gewachsen ist? Es steht eine Menge auf dem Spiel!« Der Adler saß am Fenster und hielt seinen Blick auf den Boden gerichtet.
Hinter ihr schnaubte Ashron. »Ich glaube, das Noyan allemal besser geeignet ist als Chiron. So viel steht fest!« Der Gorilla trat an ihre Seite. »Noyan mag verglichen mit uns neu im Zirkel sein, aber mit Sicherheit wird er nicht Krieg und Tod schreien, wenn das Mädchen nicht spurt.«
Shae knurrte leise. »Unser Vagabund kann seine Fähigkeit nicht einsetzen, hast du Palina nicht zugehört?«
Romonix breitete die Flügel aus und flog hinab. »In einem gebe ich Ashron Recht. Mir ist lieber, das Noyan versucht, das Mädchen nach Rondaria zu bringen, als die gebotene Alternative. Palina will das Beste für das Volk, und Chiron wird tun, was immer sie von ihm verlangt, sei es auch noch so absurd. Dennoch glaube ich, dass wir ein Auge auf den Wolf haben sollten.« Er landete vor den beiden. »Es ist an uns, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir müssen das Ganze neutral betrachten.«
Während Ashron zufrieden nickte, entwich Shae ein weiterer Seufzer. »Romonix, ich wollte mitnichten sagen, dass Chiron die Sache in die Hand nehmen sollte. Seit Daerons Verschwinden sind viele Dinge in Rondaria nicht mehr so, wie sie sein sollten. Und dazu zählt in meinen Augen auch die Tatsache, dass wir nicht neutral sind!«
Romonix kniff ein Auge zu, sah Shae aber weiterhin stumm an. Die Tigerdame wertete sein Schweigen als Zeichen zum Weitersprechen. »Der Zirkel war immer die letzte Instanz. Wir trafen Entscheidungen, wenn kein anderer dazu fähig war. Mit dem Verschwinden unseres rechtmäßigen Königs haben wir das wichtigste Gut verloren. Die Neutralität!« Sie hob den Kopf an und blickte zu Ashron. Man sah dem Gorilla an, dass ihm Shaes Worte nicht passten. Wahrscheinlich umso mehr, weil er wusste, dass sie Recht hatte. »Es hat nie sein sollen, dass ein Mitglied des Zirkels gleichzeitig über das Volk herrscht.«
»Was hätte sein sollen, und was nicht liegt nicht in unserem Ermessen, Shae ...« Romonix räusperte sich. »Aber wir haben in der Hand, was die Zukunft bringen könnte. Und das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Wenigstens so weit sind wir uns doch einig?« Er sah von einem zum anderen. Beide nickten. »Gut. Dann sollten wir unsere Zeit sinnvoller nutzen. Lasst uns überlegen, was der innere Zirkel tun wird!«
Aufbruch
»Weil du uns retten kannst!«
Noyan
Schoßhund.
Dieses Wort hatte ihn die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen, hallte immer wieder in seinem Kopf nach. Er konnte verstehen, wie überrumpelt sie von all den Dingen war, die er ihr offenbart hatte. Zugegeben, ziemlich plump. Aber sie das in ihm sah, verletzte ihn mehr, als er zugeben wollte. In seinen Augen war ihre Sicht der Dinge falsch.
Seit Stunden saß er nun auf dem Friedhof. Nachdem er ihr Haus so fluchtartig verlassen hatte, war er hierher gekommen und starrte seitdem nachdenklich auf das Grab ihrer Eltern. Ein einfacher, grauer Stein, der nach oben rund zulief und in einem gemeißelten Kreuz endete. Zu dem schon etwas verwitterten Namen ihrer Mutter hatte Aleyna den ihres Vaters hinzufügen lassen. Maria & Taledon stand in der Mitte des Steines mit zierlichen, golden eingefassten Lettern, mehr nicht.
Zwei Kisten mit Blumen und ein kleiner Engel mit der Inschrift Nur vorangegangen standen an der Seite bereit, um verarbeitet zu werden, wenn der Friedhofsgärtner die frisch zugeschüttete Grabstätte mit Gras bedeckt hatte. Aleyna würde sich hier einen schönen Ort schaffen, um für Erinnerungen zu verweilen.
Noyans eigentliche Aufgabe war bereits erfüllt - er hatte die Aura des Wandlers überprüft. Sie war nur noch schwach vorhanden, aber was er sehen konnte, reichte ihm. Wo verblassendes, sterbendes Rot sein sollte, waren nur graue Überreste gewesen. Aleynas Vater war definitiv an der Krankheit gestorben. Noyan schnaubte bitter und sein Nackenfell richtete sich auf. Er wusste, was andere sahen, wenn sie seine Aura betrachteten. Eben jenes Grau, auf das er seit Stunden herabblickte. Die Seuche machte vor niemandem Halt. Auch vor ihm nicht.
Den