Franz Kafka – Das Schloss. Franz Kafka

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Franz Kafka – Das Schloss - Franz Kafka

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      Vorwort

      Die Veröffentlichungs- und Editionsgeschichte der Werke Kafkas dürfte einer breiteren Leserschaft bekannt sein: Vornehmlich Max Brod ist es zu verdanken, dass der vorliegende Text entgegen dem Willen von Franz Kafka publiziert wurde. „Das Schloß“ steht dabei neben den weiteren postum erschienen Romanfragmenten „Der Process“ und „Der Verschollene“.

      Das Romanfragment „Das Schloß“ erschien in verschiedenen Formen und Längen. Die hier vorliegende Ausgabe versucht die sukzessive Komplementierung des Endtextes (der immer noch ein Fragment ist) nachzuvollziehen. Der Text bis einschließlich Kapitel 18 ist der der Erstausgabe von 1926. Ausgabe 2 aus dem Jahre 1935 wurde dann um die Kapitel 19 und 20 ergänzt. Erst seit dem Jahr 1951 liegt die hier veröffentliche Version in dieser Form endgültig vor, indem ein Absatz am Romanende hinzugefügt wurde. Die entsprechenden Stellen sind im folgenden Text kenntlich gemacht worden.

      Dieser Text zeigt, dass Kafka ein Meister der wörtlichen Rede ist. Das, was er seine Figuren über sich selbst sagen lässt, während sie über anderes reden, bedarf keiner weiteren Prosaausführung. Kafka versteht das gesprochene Wort so zu setzen, dass Handlung, Rahmen, Inhalt und Form den Leser anspringen, ihn durchdringen und ihm klar werden – direkt und unmittelbar. Vielleicht war es das, was ihn zeitlebens am eigenen Werk hat zweifeln lassen und an den Veröffentlichungen gehindert hat – wahrscheinlich wusste er, dass er seine Texte an die Leser und Leserinnen verlieren wird, sobald er sein Werk frei ließ, sobald das Geschriebene gelesen werden konnte und wirkte – in jedem Einzelnen!

      Die Kapitelstruktur folgt der sinnvollen Strukturierung anhand der Handlung. Die Überschriften wurden der Ausgabe laut der Originalhandschrift entnommen, wie sie von Max Brod vergeben wurden. Wo nicht anders vermerkt, stimmt die Kapitelstruktur dieser Ausgabe mit der o.a. Ausgabe (im Text: Max-Brod-Ausgabe) überein.

      1.Kapitel

       [Ankunft]

      Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schlossberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloss an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.

      Dann ging er ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war man noch wach, der Wirt hatte zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte, von dem späten Gast äußerst überrascht und verwirrt, K. in der Wirtsstube auf einem Strohsack schlafen lassen. K. war damit einverstanden. Einige Bauern waren noch beim Bier, aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der Nähe des Ofens hin. Warm war es, die Bauern waren still, ein wenig prüfte er sie noch mit den müden Augen, dann schlief er ein. Aber kurze Zeit darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, städtisch angezogen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm. Die Bauern waren auch noch da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht, um besser zu sehen und zu hören. Der junge Mann entschuldigte sich sehr höflich, K. geweckt zu haben, stellte sich als Sohn des Schloss-Kastellans vor und sagte dann: „Dieses Dorf ist im Besitze des Schlosses, wer hier wohnt oder übernachtet, wohnt oder übernachtet gewissermaßen im Schloss. Niemand darf das ohne gräfliche Erlaubnis. Sie aber haben eine solche Erlaubnis nicht oder haben sie wenigstens nicht vorgezeigt.“

      K. hatte sich halb aufgerichtet, hatte die Haare zurechtgestrichen, blickte die Leute von unten her an und sagte: „In welches Dorf habe ich mich verirrt? Ist denn hier ein Schloss?“

      „Allerdings“, sagte der junge Mann langsam, während hier und dort einer den Kopf über K. schüttelte, „das Schloss des Herrn Grafen Westwest.“

      „Und man muss die Erlaubnis zum Übernachten haben?“ fragte K., als wolle er sich davon überzeugen, ob er die früheren Mitteilungen nicht vielleicht geträumt hätte.

      „Die Erlaubnis muss man haben“, war die Antwort und es lag darin ein grober Spott für K., als der junge Mann mit ausgestrecktem Arm den Wirt und die Gäste fragte: „Oder muss man etwa die Erlaubnis nicht haben?“

      „Dann werde ich mir also die Erlaubnis holen müssen“, sagte K. gähnend und schob die Decke von sich, als wolle er aufstehen.

      „Ja von wem denn?“ fragte der junge Mann.

      „Vom Herrn Grafen“, sagte K., „es wird nichts anderes übrig bleiben.“

      „Jetzt um Mitternacht die Erlaubnis vom Herrn Grafen holen?“ rief der junge Mann und trat einen Schritt zurück.

      „Ist das nicht möglich?“ fragte K. gleichmütig. „Warum haben Sie mich also geweckt?“

      Nun geriet aber der junge Mann außer sich. „Landstreichermanieren!“ rief er, „ich verlange Respekt vor der gräflichen Behörde! Ich habe Sie deshalb geweckt, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie sofort das gräfliche Gebiet verlassen müssen.“ „Genug der Komödie“, sagte K. auffallend leise, legte sich nieder und zog die Decke über sich. „Sie gehen, junger Mann, ein wenig zu weit und ich werde morgen noch auf Ihr Benehmen zurückkommen. Der Wirt und die Herren dort sind Zeugen, soweit ich überhaupt Zeugen brauche. Sonst aber lassen Sie es sich gesagt sein, dass ich der Landvermesser bin, den der Graf hat kommen lassen. Meine Gehilfen mit den Apparaten kommen morgen im Wagen nach. Ich wollte mir den Marsch durch den Schnee nicht entgehen lassen, bin aber leider einige Mal vom Weg abgeirrt und deshalb erst so spät angekommen. Dass es jetzt zu spät war, mich im Schloss zu melden, wusste ich schon aus Eigenem, noch vor Ihrer Belehrung. Deshalb habe ich mich auch mit diesem Nachtlager hier begnügt, das zu stören Sie die – gelinde gesagt – Unhöflichkeit hatten. Damit sind meine Erklärungen beendet. Gute Nacht, meine Herren.“ Und K. drehte sich zum Ofen hin.

      „Landvermesser?“ hörte er noch hinter seinem Rücken zögernd fragen, dann war allgemeine Stille. Aber der junge Mann fasste sich bald und sagte zum Wirt in einem Ton, der genug gedämpft war, um als Rücksichtnahme auf K.s Schlaf zu gelten, und laut genug, um ihm verständlich zu sein: „Ich werde telefonisch anfragen.“ Wie, auch ein Telefon war in diesem Dorfwirtshaus? Man war vorzüglich eingerichtet. Im Einzelnen überraschte es K., im Ganzen hatte er es freilich erwartet. Es zeigte sich, dass das Telefon fast über seinem Kopf angebracht war, in seiner Verschlafenheit hatte er es übersehen. Wenn nun der junge Mann telefonieren musste, dann konnte er beim besten Willen K.s Schlaf nicht schonen, es handelte sich nur darum, ob K. ihn telefonieren lassen wollte, er beschloss, es zuzulassen. Dann hatte es aber freilich auch keinen Sinn, den Schlafenden zu spielen, und er kehrte deshalb in die Rückenlage zurück. Er sah die Bauern schon zusammenrücken und sich besprechen, die Ankunft eines Landvermessers war nichts Geringes. Die Tür der Küche hatte sich geöffnet, türfüllend stand dort die mächtige Gestalt der Wirtin, auf den Fußspitzen näherte sich ihr der Wirt, um ihr zu berichten. Und nun begann das Telefongespräch. Der Kastellan schlief, aber ein Unterkastellan, einer der Unterkastellane, ein Herr Fritz, war da. Der junge Mann, der sich als Schwarzer vorstellte, erzählte wie er K. gefunden, einen Mann in den Dreißigern, recht zerlumpt, auf einem Strohsack ruhig schlafend, mit einem winzigen Rucksack als Kopfkissen, einen Knotenstock in Reichweite. Nun sei er ihm natürlich verdächtig gewesen, und da der Wirt offenbar seine Pflicht vernachlässigt hatte, sei es seine, Schwarzers, Pflicht gewesen, der Sache auf den Grund zu gehn. Das Gewecktwerden, das Verhör, die pflichtgemäße Androhung der Verweisung aus der Grafschaft habe K. sehr ungnädig

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