Closing Words. Valuta Tomas
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Gekonnt ignoriert die junge Frau die Anwesenheit der Porno-Blondine. Obwohl, bei genauerem betrachten ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Jill trägt einen schwarzen Anzug, eine weiße Bluse und dunkle Schuhe. Ihre blonden Haare hat sie zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden.
Nachdem sie damals die Seelenwanderung von Neve erklärt bekam, wandelte sich ihr Leben einige Monate danach um hundertachtzig Grad. Plötzlich hatte sie keine Lust mehr sich aufzubrezeln. Sie wollte nicht mehr auf Meterhohen Schuhen laufen und ihr Gesicht jeden Tag zuspachteln. Aus ihr wurde nach einigen Wochen eine neue und völlig normale Jill.
Auch Matt beobachtete sie einige Zeit. Er verfolgte sie. Er verfolgte sie und Neve, wenn diese als Hund in der Nacht einige Dinge laufen ließ. Er sah unheimlich viel Potential in diesem Playboy-Bunny, die ihre weiblichen Vorzüge immer im richtigen Moment einzusetzen wusste. Somit war es für ihn irgendwann keine Frage mehr. Er nahm Jill mit in das Rudel auf. Sie war nun also ebenso ein Hund, wie alle anderen auch.
Sehr zum Leidwesen von Sam. Insgeheim wünschte sie sich, dass der Tätowierer damals versehentlich abrutschte und das Five Dog Tattoo zu einer grausamen Missgeburt verunstaltete. Aber der gute Mann war wie immer professionell und präsentierte nach einiger Zeit einen neuen Hund in Jills Nacken.
Dass dieses Blondchen nun aber mit einem Holster ausgestattet und einer Kette um ihren Hals, an der ihre FBI Marke baumelt, bei Sam und Neve im Haus steht, hat sie Neve zu verdanken. Ebenfalls sehr zu Sams Missfallen.
Als Neves Partner vor zweieinhalb Jahren in die Abteilung für Sexualdelikte wechselte, sah sie eine Chance Jill einen brauchbaren Job zu geben. Viel konnte sie ja nun leider nicht aufweisen. Außer einen verdammt klugen Kopf und ein gutes Gespür. Somit dauerte es nicht lange, bis Jill ihre Ausbildung bei der Polizei und danach beim FBI absolvierte und nun seit einigen Monaten als Neves Partnerin an ihrer Seite die Straßen etwas sauberer hält.
Sam kann mit diesem ganzen Theater einfach nichts anfangen. Sie ist Jill gegenüber so kalt, dass sie ihr noch nicht einmal einen Kaffee anbietet, während sie auf Neve wartet.
Ihre Frau weiß natürlich weshalb diese Antipathie zwischen den Frauen besteht. Sam geht es gar nicht darum, dass Neve damals mit Jill geschlafen hat, nein. Der Grund dafür ist erst zwei Wochen alt.
Als Neve nach Feierabend nach Hause kam, erzählte sie Sam, dass Jill am Nachmittag versucht hätte sie zu küssen. Sie wollte einfach ehrlich sein und kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil eine unausgesprochene Geschichte zwischen ihnen stand.
Voller Wut schmiss Sam damals den Kochlöffel in den Topf zurück und fegte an Neve vorbei aus der Küche und dem Haus. Als die Agentin gleich darauf den Motor von Sams Wagen hörte, wusste sie was passieren würde. Mit einer fließenden Handbewegung stellte sie den Herd aus, sprang in ihren eigenen Wagen und folgte ihrer Frau.
Ohne auch nur auf eine Verkehrsregel zu achten, raste Sam durch den frühen Abend. Neve fuhr ihr hinterher und versuchte sie immer wieder zu überholen. Es war aber ein Kampf gegen Windmühlen. Das hier war kein illegales Straßenrennen. Das hier war pure Eifersucht. Rasende und tobende Eifersucht. Neve hätte es also niemals geschafft, Sam zu überholen. Sie konnte ihr nur folgen.
Wegen einer belebten Kreuzung, verlor sie für einen Moment den Anschluss zu Sam, fuhr aber schon wenige Minuten später in Jills Straße. Ihre Augen erfassten eine tobende Sam, die aus ihrem Wagen sprang und auf Jills Haustür zuraste. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe ihren Wagen auszustellen. Auch legte sie unterwegs ihre guten Manieren ab. Ohne zu klopfen oder zu klingeln, riss sie die Haustür auf.
Weil Jill selbst erst vor einigen Minuten zuhause ankam, drehte sie sich erschrocken um, als jemand ungebeten in ihrem Haus auftauchte. Zur Verteidigung griff sie nach ihrer Waffe, ehe sie sah, dass es sich bei dem Eindringling um Sam handelte. Sie konnte allerdings nicht so schnell agieren, wie Sam plötzlich nach ihrem blonden Kopf griff und diesen mit aller Kraft gegen den Spiegel der Kommode schlug.
Neve erreichte die offenstehende Haustür erst, als etwas scheppernd zerbrach. Erschrocken blickte sie in Jills Haus. Sie sah wie ihre Kollegin zu Boden sank. Bei Bewusstsein, aber am Kopf blutend.
Schnaubend und mit geballten Fäusten stand Sam vor ihr.
»Sam!«, keifte Neve, betrat das Haus und kniete sich zu ihrer Kollegin. Besorgt schaute sie sich die Wunde an, die der zerbrochene Spiegel mit sich brachte. Wütend warf sie ihre Augen zu ihrer Frau zurück.
»Das war nicht nötig, Sam. Ich habe dir gesagt, dass nichts passiert ist und sie sich entschuldigte. Was sollte das?«
»Das ist mir scheiß egal! Diese Schlampe versucht doch schon seit Jahren an dich ranzukommen!«
»Das ist nicht wahr Sam und das weißt du.« Während sich Jill stöhnend den Kopf hielt, erhob sich Neve und trat an ihre Frau heran.
»Soll ich dir sagen was ich weiß?«, schnaubte Sam. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut.
»Ich weiß, dass sie dich ficken will. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du, dass du das auch willst.« Erschrocken riss Neve die Augen weit auf.
»Sag mal, spinnst du jetzt völlig?« Ihre Stimme bekam einen gefährlichen Unterton.
»Das ist eine unverschämte Lüge. Was unterstellst du mir?« Sam trat so dicht an Neve heran, dass diese das Parfüm ihrer Frau aufnahm. Wenn diese derzeitige Situation nicht geherrscht hätte, wüsste sie, was sie am liebsten gemacht hätte.
»Du kannst es ruhig zugeben, Neve. Du willst sie doch. Schon vor meiner Zeit hast du alles flachgelegt was du kriegen konntest. Und selbst nach unserer Rückkehr konntest du es nicht sein lassen. Bei der erstbesten Gelegenheit hast du für sie die Beine breitgemacht.« Sams zischende Worte trafen Neve hart.
»Sam!«, knurrte sie aufgebracht.
»Bist du noch ganz bei Trost? Du weißt, dass ich damals nicht ich selbst war. Du tust mir unrecht. Das ist nicht fair.« Sams Antwort auf Neves Kommentar war ein verachtendes Schnauben. Sie drehte sich um, verließ wutentbrannt das Haus, warf sich in ihren Wagen und fuhr mit qualmenden Reifen in den Abend.
Vor Wut und Enttäuschung zitternd, stand Neve noch einige Momente regungslos da, bis sie sich um ihre Kollegin kümmerte.
Der Rest des Abends war gelaufen. Sam kam nicht nach Hause. Neve stand alleine im Haus und kümmerte sich um Precious, die mit vollem Magen von Laura zu Hause abgesetzt wurde. Sie brachte die Maus ins Bett, schaute ein wenig fern, arbeitete noch etwas am Computer und kroch dann selbst irgendwann ins Bett.
Erst kurz bevor die Sonne am nächsten Tag aufging, hörte sie, wie sich die Schlafzimmertür öffnete. An Schlaf war eh nicht zu denken. Die ganze Zeit dachte sie über Sams Worte nach. Ja, sie schlief damals mit Jill, aber das war zu ganz anderen Begebenheiten. Jetzt würde ihr das niemals wieder in den Sinn kommen. Für sie gab es nur noch Sam. Sie und keine andere. Bisher glaubte sie immer, Sam dieses Gefühl auch übermittelt zu haben, dass sie die einzige Frau in ihrem Leben sei. Aber scheinbar strengte sie sich nicht genug an, oder sie war einfach zu blöd dafür.
Angespannt spürte Neve, wie Sam in das Bett kroch. Vorsichtig und zaghaft rutschte sie von hinten an ihre Frau heran. Neve wollte sich nicht umdrehen. Sie stellte sich schlafend. Sam musste auch mal spüren, dass ihr Verhalten manchmal mehr als unangebracht war.
Ihre Worte »Es tut mir leid. Entschuldige bitte« ließen diesen Vorsatz allerdings wie