So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу So viele Killer: Vier Kriminalromane - Alfred Bekker страница 16
„Hell and damnation! Heute haben wir mehr Glück als Verstand gehabt!“, murmelte der Pilot erschüttert.
*
Am Mittwochmorgen erschien Inspector Taggart nach einer zweiten nahezu durchwachten Nacht um neun Uhr dreißig in seinem Yard-Büro, wo Sergeant Hulbert schon emsig tätig war.
Hulbert stürmte seinem Vorgesetzten förmlich entgegen und schüttelte ihm die Hand. „Gratuliere!“, sagte er herzlich. Nur das eine Wort.
„Danke, Chris!“ Ray Taggart ließ sich müde in seinen Sessel fallen. „Die Untersuchung der De Havilland durch den technischen Offizier in Wells hat alle meine Überlegungen bestätigt. Die rechte Tankseite der Maschine war von Einschlägen förmlich zersiebt. Von Schüssen, die eigentlich Porters und meinem Kopf zugedacht waren. Haben Sie schon Nachricht aus Dunster?“
„Eine Stunde nach Ihrem Anruf, Sir, ist das Untersuchungskommando losgefahren. Es hat sich aber noch nicht gemeldet. Würden Sie mich bitte ins Bild setzen ...?“
Mit nervösen, fahrigen Bewegungen zündete sich Taggart eine Zigarette an und begann zu berichten. Je weiter er kam, desto ruhiger wurde er, und am Ende meinte er vollkommen unbewegt:
„Es besteht wohl kein Zweifel, dass Waynal das Karnickel war, das uns den Scharfschützen auf den Hals hetzte. Ich halte es für dringend erforderlich, über Waynal Nachforschungen anzustellen.“
„... was ich bereits bei der Zentralkartei veranlasst habe, Sir.“
Taggart blinzelte seinem Adlatus befriedigt zu. „Es ist eine Freude, Sie als Mitarbeiter zu haben, Chris!“, sagte er herzlich, und der Sergeant brachte es tatsächlich fertig zu erröten.
„Ich bin ebenfalls etwas weitergekommen“, meldete er schnell. „Die vollständige Adresse, unter der Mrs. Ashburton am Fünfzehnten jeden Monats einen dicken Brief absandte, lautet:
J.T., Worcester, hauptpostlagernd, Sir, Claire ist ziemlich sicher.“
Taggart nickte seinem Mitarbeiter freundlich zu. „Gut gemacht, Chris!“
J.T., Worcester, hauptpostlagernd, wiederholte er nachdenklich. „Wer mag sich hinter dieser Anschrift verbergen? — Wir müssen dem Betreffenden eine Falle stellen.“
„... in die er kaum gehen wird, sofern er Mrs. Elgas Verschwinden auf dem Gewissen hat. Hm — die Odds stehen fünfzig zu fünfzig ...“
„Ich kann Sie nicht recht verstehen, Chris!“ Taggart sah erstaunt auf.
„Und warum denn nicht, Sir? Addieren wir wieder einmal die Tatsachen: Jeden Zehnten hebt Mrs. Elga Ashburton einhundertvierzig Pfund von ihrem — sagen wir 'mal: Taschengeldkonto — ab. Jeden Fünfzehnten schickte sie einen dicken Brief nach Worcester. Was macht den Brief so dick? Zeitungsausschnitte? Seitenlange Liebesschwüre? Das wohl kaum.“
„Natürlich nicht, old guy ...“ — der Inspector sprang wie elektrisiert auf — „... sondern Geld, Money, Pinkepinke! — Halt, sagen Sie jetzt nichts. Die Akte bitte ...“
Hulbert reichte ihm den Schnellhefter über den Tisch. Taggart schlug ihn auf, überflog den zusammenfassenden Bericht seines Kollegen Strush und sagte echauffiert:
„Hören Sie, was hier steht, Chris:
Elga Todd ..., ... Tochter des Ingenieurs Juro Todd ... — ... der Vater verschwand im März 1935 spurlos … Goddam, man könnte auf die dümmsten Gedanken kommen.“
„Zumindest auf den Gedanken, dass sich hinter der Postlageranschrift J .T. Elgas Vater Juro Todd verbirgt“, bestätigte der Sergeant trocken. Trotzdem kann ich nicht glauben, dass J.T. — wer sich auch immer hinter diesem Monogramm verbergen möge — die goldene Gans geschlachtet hat, die für ihn, oder für sie, Monat für Monat ein goldenes Ei legte.“
Der Inspector setzte sich an die Schreibmaschine. Während er einen neutralen Briefbogen einspannte, sagte er:
„Das ist mir ganz egal. Auf jeden Fall werde ich J.T. auf die Pelle rücken!“
Er schrieb — und Chris Hulbert sah ihm dabei über die Achsel:
August 31
My dear J.T.,
man ist Ihnen auf die Schliche gekommen, und die Sache sieht bös' für Sie aus. Eigentlich sollte ich die Fallentür hinter Ihnen verriegeln, aber ich gebe Ihnen vorher eine Chance, sich mit mir zu arrangieren, weil ich ein reizender Mensch bin. Falls Sie dazu bereit sind, m.a.W., falls Sie die Katastrophe vermeiden wollen, müssen Sie unverzüglich eine Anzeige folgenden Inhalts im „Worcester Mirror“ unter Vermischtes aufgeben:
„ Bill!
Das goldene Ei ist verkäuflich. Setz' Dich mit mir unter der alten Postlager-Anschrift sofort in Verbindung.
J.T.“
Sie können es natürlich auch bleiben lassen.
Bill
„Raffiniert!“, hauchte Chris Hulbert ehrfürchtig, während der Inspector einen Briefumschlag einspannte und die Adresse schrieb.
*
Sergeant Hulbert verließ das Büro, um den Brief sofort einzuwerfen, und gab einem Boten des Zentrallaboratoriums die Türklinke in die Hand.
Taggart sah auf. „Von Mister Logan? Geben Sie her!“ Er nahm dem Boten ein Formblatt und sein eigenes silbernes Zigarettenetui aus der Hand und unterschrieb dafür im Quittungsbuch. Dann vertiefte er sich in den Inhalt der Expertise:
„... fanden sich, über Vorder- und Rückseite des Etuis gleichmäßig verteilt, diverse Fingerabdrücke Inspector Taggarts. Außerdem wurde an fremden Abdrücken festgestellt:
a) auf der Vorderseite: Zeige-, Mittel- und Ringfinger
sowie
b) auf der Rückseite: Daumenabdruck,
also insgesamt vier Fingerspuren, die von der gleichen Hand stammen. Diese konnten agnosziert werden und sind unter der Nummer 1359/4344/5 109a der Abgelegten-Kartei registriert. Personalangaben:
Hermione Lorna Chilten-Adams, geboren am 6.3.20 in Glasgow, Schottland, derzeitiger Aufenthalt nicht bekannt. Lorna Chilten heiratete am 14.3.43 den US-Major (U.S. Air Force) George Adams. A. fiel am 4.1.44 im Luftkampf. Seine Witwe nahm ihren Dienst beim Weiblichen Hilfscorps wieder auf — letzter Dienstgrad: Lieutenant — und wurde am 13.2.43 zur Außenstelle Glasgow der Admiralität versetzt. Am 14.8.44 wurde sie unter dem Verdacht verhaftet, Mitschuldige der sogenannten Spionageaffäre Roget zu sein (Näheres hier nicht bekannt), musste aber nach dem am 16.8.44 erfolgten