So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred Bekker

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So viele Killer: Vier Kriminalromane - Alfred Bekker Extra Spannung

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wie gebannt die vom Landescheinwerfer nur vage beleuchtete Startfläche an, die schon für die Landung fast zu knapp gewesen war, zum Start aber — seiner Meinung nach — ganz bestimmt nicht ausreichte.

      Die ersten fünfzig Meter führten rechts so dicht an einem ausgedehnten Erlengebüsch vorbei, dass die Tragfläche die Ranken schier zu streifen schien. Wild schlingerte die Maschine auf der unebenen Scholle hin und her, das Motorengeräusch erschlug jeden anderen Ton, und die Beklemmung, die Taggart während des Starts empfand, machte ihn für jede andere Wahrnehmung unzugänglich, sodass ihm die ganze Serie zuckender blauer Flämmchen erst viel später zu Bewusstsein kamen und zu denken gaben.

      Natürlich waren die Bedenken des Inspectors ungerechtfertigt. Porter, der Pilot, wusste ganz genau, was er seiner Maschine und sich selbst zumuten durfte, und so gelang der Start ohne Zwischenfall, wenn das Fahrgestell der Maschine auch im Hochziehen verdächtig knapp über den Weiden- und Birkenwipfeln hinwegzog, die den Sturzacker an der nordostwärtigen Seite begrenzten.

      „Einundzwanzig Uhr“, sagte der Pilot befriedigt, während die De Havilland im Steigflug auf Höhe Tausend stieg. „Wir werden voraussichtlich noch vor zweiundzwanzig Uhr dreißig in Croydon landen. Für heute steht's mir wieder einmal bis zum Hals.“

      Während der folgenden zwanzig Minuten beschäftigte sich Inspector Taggart eingehend mit den Aufzeichnungen in seinem Tagebuch. Danach klappte er es zu, steckte es befriedigt aufseufzend ein und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Als er den Kopf wandte, konnte er das massige Profil des gelassen hinter dem Knüppel sitzenden Piloten erkennen.

      „Für Sie auch eine, Porter?“, fragte er.

      „Gern, Taggart — wenn es auch verboten ist. Nanu ...?“

      Der Motor begann unrund zu laufen, zu kotzen und zu stottern.

      Porter griff blitzschnell zum Instrumentenbrett und legte zwei Hebel um. Sofort beruhigte sich der Drehzahlmesser und der brausende Orgelton des Motors nahm wieder normale Klangfarbe an.

      „Was war los?“, fragte Taggart interessiert.

      „Kein Druck mehr auf der Benzin-Hauptleitung“, erklärte Porter verbissen. „Man möchte fast an Hexenspuk glauben!

      Ich verstehe das gar nicht!“, fuhr er besorgt fort. „Ich habe die Maschine eine Stunde vor dem Start persönlich bis zur Eichmarke vollgetankt!“

      Taggart begann plötzlich hemmungslos und wenig vornehm zu fluchen. Als er sich von seinem Anfall wieder erholt hatte, sagte er bitterböse: „Ich weiß schon Bescheid, Porter. Wir beide haben heute Geburtstag.“

      „Geburtstag ...?“ Der Ausdruck in Porters Gesicht war für den Inspector wenig schmeichelhaft.

      „Jawohl! Leider war ich während des Startes viel zu sehr mit meinen Ängsten beschäftigt, um einem verdächtigen Umstand die gebührende Beachtung zu schenken. Ich sah nämlich rechts im Erlengebüsch zuckende Flämmchen. Jetzt erinnere ich mich wieder daran. Ich kann es eigentlich nur so deuten, dass ich das Mündungsfeuer einer MP-Salve gesehen habe ...“

      „Sie sind ja komplett verrückt! Wenn uns jemand den Tank zerschossen hätte, hätten wir doch die Aufschläge hören müssen!“

      „Oh, keineswegs. Auf dem unebenen Boden rollte, stampfte und krachte die Maschine so sehr, dass sie jeden Augenblick aus den Fugen zu gehen schien. Mit anderen Worten: Etwaige Aufschläge gingen in dem allgemeinen Rütteln und Schütteln unter, und die Abschussdetonationen wurden vom Motorengeräusch übertönt.“

      „Meinen Sie allen Ernstes, dass jemand bei Nacht ein so sicheres Ziel hätte, um sich eine Chance auszurechnen, den Tank einer startenden Maschine zu zerschießen?“

      „Unsinn!“, widersprach der Inspector grob. „Der Kerl hatte es nicht auf den Tank, sondern auf die Kanzel abgesehen. Mit anderen Worten: Er wollte uns nach Strich und Faden umlegen! Goddam — der Mörder kam aus Dunster Castle!“

      „Es kann sich überhaupt nur um einen Verrückten gehandelt haben, denn man hätte hinterher in unseren Leichen ...“ Porter schüttelte sich entsetzt, er mochte an Weib und Kinder denken „... Schussverletzungen gefunden und ...“

      „Keineswegs! Die startende Maschine wäre in das Kusselgelände hinter dem Sturzacker gestürzt und mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit in Flammen aufgegangen. Was man von unseren Kadavern hinterher gefunden hätte, hätte sich ganz bestimmt nicht mehr für eine eingehende kriminalistische Autopsie geeignet. Wollen froh sein ...“

      Nein, sie hatten keine Veranlassung, froh zu sein, denn jetzt begann der Motor abermals unrund zu laufen, und man konnte deutlich hören, dass die Vergaser nur mehr ab und zu einige Spritzer Benzin bekamen, im Wesentlichen aber leere Luft ansaugten.

      Nur wenige Sekunden hörte sich Porter das mit an. Dann sperrte er mit einem entschlossenen Griff den Reservetank ebenfalls und schaltete die Zündung aus.

      Ohne eine Erklärung abzugeben, schaltete er das Funkgerät ein, ging auf Senden und rief unaufhörlich mit monotoner Stimme den Fliegerhorst Wells an.

      Kaum fünfundvierzig Sekunden vergingen, bis sich der Kontrollturm des Militärflugplatzes meldete. Der Sinn des weiteren Funksprechverkehrs war Taggart im Wesentlichen unklar.

      „Kontrollstation Wells verstanden!“, quäkte eine Stimme im Lautsprecher. „Bitte kommen.“

      „Polizeimaschine De Havilland G Dora Anton Zeppelin ohne Benzin in Gleitflug Höhe Tausend im Raum Glastonbury. Glaube im Gleitflug Ihren Flughafen erreichen zu können. Bitte Platzfeuer einzuschalten sowie Feuerwehr und Rettungswagen zu alarmieren!“

      Die letzte Bemerkung verursachte Taggart ganz besonderes Unbehagen.

      „Hallo, G-DAZ“, fragte die Lautsprecherstimme interessiert, „verfügen Sie über NDB oder FM?“

      „Weder, noch!“, erwiderte Porter ungerührt. „Bestimmung des eigenen Standortes nach Standlinie.“

      „Also so ungenau wie möglich!“, kommentierte der Offizier der R.A.F. gelassen. „Befehl für Sie, G-DAZ: Gehen Sie auf Kurs drei-sechs-null und schalten Sie Landescheinwerfer ein. Schicke Ihnen einen Seenottrainer entgegen, der Sie einweisen wird. Bitte bestätigen.“

      „Kurs drei-sechs-null liegt an, Landescheinwerfer eingeschaltet.“

      Weitere vier Minuten vergingen, ehe die beiden Yard-Beamten eine neue Stimme im Lautsprecher hörten.

      „Lieutenant Evans an G-DAZ. Neuer Kurs: drei-fünf-acht. Entfernung zwoeinhalb.“

      „Danke!“, bestätigte Porter trocken. „Kann den Platz bereits sehen.“

      „Schätze, dass Sie es gerade noch schaffen werden ...“

      Langsam bildeten sich auf Porters Stirn Schweißperlen. Von seinen Bedienungsgriffen verstand Taggart so gut wie nichts — aber soweit er überhaupt erkennen konnte, schien sich der Gleitflug mehr und mehr zu verlangsamen.

      „Ich schaffe es gerade noch!“, murmelte Porter verbissen. „Aber ich riskiere, dass wir zu langsam werden und ...“ Er verstummte erschrocken, weil sich die De Havilland über die rechte Tragfläche zu neigen begann. Im nächsten Augenblick drückte er sie. Die Nase senkte sich unendlich langsam, der Eindecker verlor rapid die Höhe. An die nun folgenden neunzig Sekunden

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