Final Game. Valuta Tomas

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Final Game - Valuta Tomas Five Dogs

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dessen, dass nur einige Schritte von ihr entfernt ihre Frau von Maschinen am Leben erhalten wird, schafft sie es dennoch ihre Wut zu nähren. Wut und Enttäuschung. Wut die eigentlich unbegründet ist.

      Langsam dreht Sam den Kopf zu Jessica zurück. Die presst sich noch immer wie eine Flunder gegen die Wand.

      »Ich vertraue dir, Jessica. Ich vertraue dir wirklich. Seit ich mich für dich entschieden habe, gab es nie auch nur eine Sekunde die ich an dir gezweifelt habe.« Sams Worte erreichen Jessica zwar, beruhigen sie aber nicht wirklich, weil sie weiß, dass Sam noch nicht fertig ist.

      »Aber wenn ich dir schon das Leben meiner Frau überlasse, dann … .« Wortlos streckt Sam eine Hand aus. Jessica braucht nicht eine Sekunde zu überlegen. Ohne zu zögern reicht sie Sam den Pager.

      Kommentarlos und ohne Dank dreht sich Sam um und tritt wieder an das Fenster. Sie weiß, dass sie das Zimmer betreten könnte - dass sie neben ihrer Frau stehen könnte. Aber im Augenblick fühlt sie sich nicht stark genug, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Von daher stützt sie sich an dem kleinen Fensterbrettchen ab und legt die Stirn wieder gegen die Scheibe.

      »Was soll ich den Kindern erzählen, weshalb ihre Mutter nicht da ist? Wie kann ich ihnen erklären, dass ihre Mutter vielleicht für Monate nicht nach Hause kommen wird? Dass ihre Mutter für Monate schläft?« Verzweifelt schüttelt sie den Kopf.

      »Das ist Wahnsinn. Das ist absoluter Wahnsinn. Wie kann man einem Menschen so etwas nur antun?«

      »Und genau aus diesem Grund hat Neve angegeben, dass sie das nicht will. Sie wollte einen Abschluss.« Am liebsten würde Sam Laura die Zähne ausschlagen. Sie soll still sein. Sie soll einfach still sein. Allerdings weiß sie auch, dass ihre Freundin Recht hat.

      »Verdammt.« In einem gleichmäßigen Rhythmus beginnt Sam ihre Stirn gegen die Scheibe zu schlagen.

      »Ich habe einen Fehler gemacht, richtig?« Ihre Augen liegen auf Neve, die die egoistische Entscheidung ihrer Frau nun ausbaden darf.

      »So leid es mir tut, Sam, aber ja.« Muss Laura so schonungslos ehrlich sein? Kann sie nicht einfach mal die Schnauze halten?

      Sam schnauft laut aus, nimmt die Stirn von der Scheibe, dreht sich um und rutscht kraftlos zu Boden. Sie beginnt zu weinen.

      »Ich kann sie doch aber nicht gehen lassen«, schluchzt sie verzweifelt.

      »Sie kann mich doch nicht einfach so alleine lassen, das geht doch nicht. Wir haben so viele Jahre um unser Leben gekämpft … . So viele Jahre … .« Weinend vergräbt Sam ihr Gesicht in den Händen.

      ***

      Erst am nächsten Tag schafft es Sam die Kinder von Matt und Jill abzuholen. Die beiden Hunde wurden schon von Laura und Jessica über Neves Zustand informiert. Sam wäre eh nicht in der Lage gewesen auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen. Jetzt sieht sie sich allerdings dazu gezwungen Precious zu erklären was mit ihrer Mutter geschehen ist. Warum sie nicht nach Hause kommt. Warum Sam noch nicht einmal weiß wann ihre Mutter überhaupt nach Hause kommen wird.

      Am Ende ihrer Kräfte und eigentlich gar nicht mehr im Stande irgendetwas richtig auf die Reihe zu bekommen, sitzt Sam benommen am Esstisch. Jean im Kinderstuhl neben sich, Precious ihr direkt gegenüber. Sie hat schon gefragt wo ihre Mutter ist und wie es ihr geht, aber Sam schaffte es einer Antwort gekonnt auszuweichen. Jetzt hat sie aber keine andere Möglichkeit, als ihrem Kind die Wahrheit zu sagen.

      Sam schaut Precious an und sieht in ihren Augen, dass die Maus ganz genau weiß, dass es um ihre Mutter nicht so gut steht. Nur woher sie das weiß, ist ihr ein Rätsel. Matt und Jill versicherten ihr, dass sie ihr nichts erzählt haben. Precious ist aber nicht blöd. Sie hat gestern Abend selbst miterleben müssen, was mit ihrer Mutter geschah. Irgendwann konnte sie zwar nicht mehr sehen was für Neve getan wurde, aber sie ist alt genug um zu wissen, dass ein umkippen ihrer Mutter nichts Gutes heißt.

      Nur zögernd beginnt Sam von der Operation zu erzählen. Davon, dass die Ärzte nun wissen was Neve vergiftet hat. Dass sie dieses komische Teil entfernen konnten. Langsam beginnt sie sich zum Kernpunkt heran zu tasten. Sie will Precious weder überfallen, noch überfordern. Oder traut sie sich selbst einfach nicht das zu akzeptieren was mit ihrer geliebten Frau im Augenblick geschieht?

      Precious hört ihr gebannt zu. Sie sagt kein Wort. Sie stellt keine Fragen, nichts. Sie sitzt Sam am Tisch gegenüber und lauscht den Worten, die nur zögernd Sams Mund verlassen.

      Irgendwann nickt Precious, sagt ganz leise »Ok« und steht vom Tisch auf. Verwundert blickt Sam ihr hinterher, als ihre Tochter leise und zaghaft die Treppe hinaufgeht. Oben verschließt sie ebenso leise ihre Zimmertür und dann wird es mit einem Mal still. Eine erdrückende Stille kehrt in das Haus ein. Selbst Marley liegt auf seiner Decke und bewegt sich keinen Zentimeter. Er miekst nicht, überhaupt nichts.

      Erschlagen von dieser Stille blickt Sam benommen zu Jean hinüber. Die Maus sitzt in ihrem Stuhl und spielt mit ihrem Trinkbecher herum. Übermütig schwenkt sie das kleine Ding in sämtliche Himmelsrichtungen. Sam kann froh sein, dass sie und Neve bei der Kinderausstattung nie auf das Geld geachtet haben und immer das Beste oder funktionalste gekauft haben. Denn wenn sie tatsächlich auf das Geld geachtet hätten, würde der Fencheltee nun durch den ganzen Raum geschleudert werden. Aber nein, der Becher hält Jeans Schleudergang stand und lässt nicht einen Tropfen entweichen.

      Als wenn Jean ganz genau wüsste, dass es ihrer Mutter nicht gut geht und sie seit ein paar Momenten schweigend beobachtet, beendet Jean ihre Spielerei. Langsam stellt sie den Becher auf das kleine Tischchen und blickt zu ihrer Mutter. Sie ist wieder so ruhig und besonnen, dass es Sam wie eine schmerzhafte Ohrfeige vorkommt. Jean kann so unfassbar ruhig sein, dass man es tatsächlich mit der Angst bekommen kann.

      Dass sie ihre Mutter allerdings mit ihren braunen Augen so intensiv anschaut, dass Sam sich selbst in den Augen ihrer Tochter sieht, macht ihr wieder einmal deutlich, dass dieser Hosenscheißer zu hundert Prozent von ihr kommt. Den Blick den sie ihrer Mutter zuwirft, könnte fast die Hölle gefrieren lassen. Auch wenn Jean nicht weiß welches Gefühl sie in diesem Augenblick ausstrahlt, sprühen ihre Augen eine unermessliche Wut aus. Wut, die Sam in ihrem Herzen spürt. Wut, die von ihr selbst ausgeht. Wut über das, was ihrer Familie angetan wird. Diese Wut spiegelt sich in Jeans Augen wieder. Sam kann es nicht glauben. Sämtliche Verzweiflung die sich in den letzten Stunden in ihr aufgestaut hat, entlädt sich in diesem Augenblick, als sie ihrer Tochter in die Augen schaut. Sie beginnt heftig zu weinen, zieht Jean aus dem Stuhl und presst sie an sich.

      Sam weiß, dass es trotz eines Spenderherzens sein könnte, dass Neve nicht mehr aufwacht. Die Medizin ist in ihrer ganzen Zeit schon weit gekommen, aber alles schafft auch sie nicht. Neves Körper braucht das Herz nur abzustoßen und sie wäre verloren.

      Diese und tausend andere Gedanken preschen durch Sams Kopf, während sie sich hilflos an Jean klammert. Wenn Neve das alles wirklich nicht überleben würde, wäre sie alleine. Dann wäre sie das erste Mal in ihrem Leben alleine. Dann wäre sie mit den Kindern alleine. Die Kinder, die sie immer wieder an Neve erinnern würden. Precious alleine schon deshalb, weil sie ihre Tochter ist. Auch wenn ihr Aussehen keineswegs mehr etwas mit dem jetzigen Körper ihrer Frau zu tun hat, würde Sam ihre Frau immer und immer wieder in Precious erkennen. Sie würde Neve ununterbrochen in Precious sehen. Sie weiß nicht, ob sie das aushalten würde – ob sie den Schmerz, den Verlust ertragen könnte. Neve wäre verloren und dennoch würde sie in Form von Precious vor Sam stehen.

      Jean würde ihren ganz eigenen Teil dazu beitragen. Jean hat Sams Augen, ihre Lippen, ihren Geruch. Alles Dinge die Neve so sehr an Sam liebt. Sam würde Jean sehen und wissen, dass ihre

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