Frauenvolle Morde. Martin Cordemann

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Frauenvolle Morde - Martin Cordemann Harry Rhode

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als immenser Fehler herausstellte, denn im Wagen war es saukalt und die erste Viertelstunde fror ich mir einen ab. Praktischerweise war ich gerade dann, als sich mein Wagen zu einer halbwegs angenehmen Innentemperatur herabgelassen hatte, am Ziel und ich konnte wieder meinen Mantel anziehen und den Kragen hochschlagen. Was ich aus purer Destruktivität einfach nicht tat. Abgesehen davon, dass ich auch einfach mit ihm hätte mitfahren können. Was so gesehen auch besser gewesen wäre, da ich mir in meinem Büro-das-wie-Sie-wissen-keins-ist das eine und/oder andere Bier gegönnt hatte, um diesen Jahreswechsel, den ich ja so sehr mochte, zu feiern.

      Ich kam ins Wohnzimmer und da war er, bzw. sie, die Leiche. Ein halbwegs junger Mann, halbwegs gut aussehend, halbwegs tot. Ich rümpfte die Nase und sah diesen komischen Hauptkommissar an. Mein Blick wanderte durch den Raum und langsam übertraf ich mich selbst, denn meine ohnehin miese Stimmung verschlechterte sich noch.

      „Sagen Sie mal“, meinte ich, „was soll das eigentlich?“

      „Das ist mein Schwiegersohn“, meinte er.

      „Hab ich mir fast gedacht. Bin ich hier, um diese Sache zu vertuschen oder aufzuklären?“

      „Was für eine Sache?“

      „Nun, vielleicht die, dass Sie ihn umgelegt haben, diese Sache?“

      „Ich habe ihn nicht getötet.“

      „Das bleibt abzuwarten. Jedenfalls wäre das eine ziemlich bescheuerte Masche, mich dann hierhin zu rufen. Oder eine ziemlich geniale Masche. Oder einfach nur eine ziemlich nervige Masche. Was soll sich hier abgespielt haben?“

      „Sagen Sie es mir.“

      „Nein, Sie sind der Hauptkommissar, sagen Sie mir Ihre fachkundige Meinung zu diesem Fall.“

      „Also schön. So wie das für mich aussieht, hat jemand eingebrochen und dann meinen Schwiegersohn ermordet.“

      „Ist das so?“

      „Ich würde sagen, so hat es sich abgespielt.“

      „Ist irgendetwas gestohlen worden?“

      „Nicht dass ich wüsste.“

      „Jemand bricht ein, bringt Ihren Schwiegersohn um, nimmt aber nichts mit. Ziemlich gute Geschichte.“

      „Erzählen Sie eine bessere!“

      Ich sah mich um. „Aaaaalso“, murmelte ich, „die Verandatür ist offen, richtig?“

      „Richtig.“

      „Und so wie ich das sehe, ist sie sogar von außen eingeschlagen worden.“ Worauf die Glasspuren auf dem Teppich hindeuteten.

      „So sehe ich das auch.“

      „Wunderbar. Ähm, wann, sagten Sie, ist die Leiche gefunden worden?“

      „Vor einer guten Stunde.“

      „Nuuuuuun...“ Ich deutete auf die Schneespuren, Fußabdrücke, die sich von der Tür bis zur Leiche hinzogen, es hatte vorgestern geschneit und es war kalt genug, dass noch immer genug Schnee liegen geblieben war, wenn auch der Reiz des Neuschnees, der eh nur kurz nach dem Schneien erhalten bleibt, inzwischen verschwunden war. „...erklären Sie mir eins.“

      „Was?“

      „Naja, selbst ich weiß, dass Schnee mit der Zeit schmilzt und wenn diese Fußspuren da vom Mörder sein sollten und Sie die Leiche vor einer Stunde gefunden haben, dann muss er inzwischen noch mal reingeschaut haben, denn dafür, dass der Schnee hier vor einer Stunde rein getragen worden sein soll, ist es hier entschieden zu warm! Will sagen: er wäre inzwischen geschmolzen und wir hätten da ein paar hässliche Flecken auf dem Teppich.“

      „Da haben Sie Recht.“

      Ich sah ihn mit seufzendem Blick an. „Also?“

      „Tja“, meinte er. „Sie sind wirklich gut.“ Er zog eine Pistole aus der Manteltasche. „Kronzucker sagte schon so etwas.“ Das war eine wirklich unangenehme Situation für mich, da ich meine Dienstwaffe sicher in meinem Schreibtisch eingeschlossen hatte. Ich saß also in der Falle und konnte mich mit dem Gedanken vertraut machen, innerhalb der nächsten paar Minuten erschossen zu werden – welche Überraschung zum Jahreswechsel. „Dann muss ich wohl mit der Wahrheit rausrücken.“

      Dass die einem immer alles erzählen mussten, bevor sie einen umlegten. D.h., dann hatte ich noch eine Chance, weil, normalerweise erzählten sie einem alles, damit man dann am Ende doch als Sieger dastehen konnte – was es natürlich irgendwie unlogisch machte, dass sie einem vorher alles erzählten, aber wer war ich, dass ich die bewährten Schemata des Krimis kritisierte?

      „Zigarre?“

      Warum nicht, was hatte ich zu verlieren – außer meinem Leben, versteht sich? Ich nahm sie, biss ein Ende ab, spuckte es in den Raum... und stellte fest, dass es sich um Zigarren handelte, deren Ende bereits abgeschnitten war.

      „Hmmmm“, meinte ich. Und: „Also... was...?“

      „Sie haben sich mit den falschen Leuten eingelassen, Rhode. Haben den falschen Leuten ein paar Mal zu oft auf die Füße getreten.“

      „Und?“

      „Diese Leute wollen sich bei Ihnen dafür revanchieren.“

      „Wollen sie das?“ Ich muss gestehen, dass ich angesichts meiner bevorstehenden Exekution vielleicht ein wenig wortkarg war. „Hmmmm.“ Mehr fiel mit im Moment nicht ein.

      „Nehmen wir doch Platz.“ Er deutete auf die Sessel und wir schlenderten hinüber und machten es uns bequem, naja, jedenfalls so bequem wie man es sich machen kann, wenn man in eine 45er guckt. Oder eine 38er. Oder eine 32er? Ich kannte mich da nicht so aus. „Vielleicht einen Cognac?“

      „Warum nicht?“ Dies war nicht eben die Zeit, mir das Saufen abzugewöhnen. Andererseits... „Muss ich damit rechnen, dass er vergiftet ist?“

      Der Hauptkommissar, der mit Sicherheit keiner war, lachte. „Oh, selbstverständlich. Aber... warum sollte ich Sie vergiften?“

      „Weil’s wahrscheinlich weniger Flecken hinterlässt als Ihre Kanone da.“

      „Da haben Sie allerdings Recht. Es ist nur so: ich habe etwas anderes mit Ihnen vor. Da wäre Gift... störend.“

      „Aha.“

      Er reichte mir mit der einen Hand den Cognacschwenker, während die andere Hand unverändert seine Wumme auf mich richtete. Dann nahm er sein eigenes Glas, hob es und prostete mir zu: „Auf Ihr Wohl“, meinte er grinsend. „Sie scheinen langsam Ihren Humor zu verlieren.“

      „Der hat heut dienstfrei.“ Ich deutete auf die Leiche. „Also was sollte diese Geschichte. Wollen Sie mir etwa den Mord an ihm in die Schuhe schieben? Und wo wir schon mal dabei sind, wie hat er eigentlich den Löffel gereicht?“

      „Er wurde erschossen.“ Die Mündung der Pistole grinste mich an.

      „Liegt nahe. Aus welchem Grund?“

      „Wie Sie schon sagten, um

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