Frauenvolle Morde. Martin Cordemann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Frauenvolle Morde - Martin Cordemann страница 6
„Sie halten wohl nicht viel davon zu arbeiten, was?“
„Nein. Was würden Sie daraus schließen, dass man eine Napoleonbüste zerschlagen hat?“
„Keine Ahnung.“
„Gut, was nun, wenn jemand fünf Napoleonbüsten gleicher Art, die sich an fünf völlig verschiedenen Orten der Stadt befinden, sucht, findet, zerschlägt und die Überreste zurücklässt?“
Sie überlegte. „Fünf Büsten... Napoleon... Die Büsten waren identisch? Hmm, vielleicht wollte er die Firma schädigen, die die Büsten hergestellt hat?“
„Aha. Haben Sie schon mal Kriminalgeschichten gelesen oder -filme gesehen?“
„So etwas sehe ich mir nicht an, dafür ist mir meine Zeit zu schade.“
„Natürlich, Körperpflege und Make-up braucht seine Zeit. Bleiben Sie bei Ihren Akten und ich bleibe bei meiner Fachliteratur!“ Mit diesen Worten begann ich sie zu ignorieren.
„Haben Sie diese Akten nur hier, um anzugeben, wie viele Fälle Sie gelöst haben?“
„Natürlich, Sie haben doch schon bemerkt, dass ich für meine Karriere alles tue und da gehört das eben dazu.“ Eingeschnappt las sie weiter, wahrscheinlich in der Hoffnung, mich eines Fehlers überführen zu können und somit einen Kandidaten aus der Todeszelle zu befreien, was mir freilich das Genick brechen würde. Es gab zwar keine Todeszellen mehr, jedenfalls nicht in diesem Land, aber das musste sie ja nicht wissen.
„Haben Sie diese Berichte selbst geschrieben?“
„Die mit den Tippfehlern!“
„Sie scheinen diesen Beruf für eine Komödie zu halten.“
„Ich halte das Leben für eine Komödie! Frau Fischer, darf ich Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen?“
„Ja.“
„Sind Sie verheiratet?“
„Nein.“
„Ich hätte auch mehr auf geschieden getippt.“
„Falls ich Sie damit enttäusche, ich bin auch nicht geschieden. Und falls Sie das auch noch wissen wollen: Nein, ich habe keine Freund!“
„Tja, die Karriere!“
„Sehr richtig, die Karriere.“ Sie legte den Kopf schief. „Sie denken doch nicht, dass wir beide...“
„Gott behüte, meine Selbstmordphase habe ich hinter mir! Außerdem ist es nicht immer so, dass sich die beiden Partner, die sich am Anfang aufs Messer hassen, am Schluss ineinander verlieben, heiraten, zwölf Kinder kriegen und dann später bei einem Autounfall in dickem Nebel umkommen.“
„Da bin ich ja beruhigt.“
„Das sollten Sie nicht, Sie wissen ja nicht, was Ihnen dadurch entgeht.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie...“
„Ich meinte den Autounfall!“
Langsam machte es mir Spaß. Alle weiblichen Leser, die es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht getan hatten, begannen nun, mich zu hassen. „Da haben Sie also keinen Freund...“
„Und Sie? Haben Sie eine Freundin?“
„Um Gottes Willen, Sie können sich doch vorstellen, dass sich keine Frau in einen Hippie-Penner verliebt!“
„Doch, da kenne ich einige! Es verwundert mich, dass Sie keine abgekriegt haben.“
„Tja, das verwundert mich auch“, log ich. „Haben Sie heute Abend schon was vor?“
„Wollen Sie es doch versuchen, ja? Männer denken immer nur an das eine!“
„Und Frauen denken immer nur, dass Männer immer nur an das eine denken. Merken Sie, dass wir mit Vorurteilen immer nur bis zum Ende der Sackgasse kommen? Sie sind attraktiv, na und? Glauben Sie deswegen, dass alle nur mit Ihnen ins Bett wollen? Angesichts dessen, was Sie mir hier über Ihren Karrierefimmel gesagt haben, wäre das wohl auch das Beste, was man mit Ihnen anstellen kann!“
Danach hatte ich erstmal meine Ruhe.
In der Kantine traf ich Horstmann, den Chef des Vermisstendezernats, der mein erster Chef bei der Polizei gewesen war, vor vielen vielen... Tagen.
„Harry“, meinte er grinsend, schüttelte mir die Hand. „Lange nicht gesehen.“
„Ja, hmm.“
„Ähm“, sein Blick war scheinheilig. „Wie geht es so in der Mordkommission?“
„Das sollten Sie doch wohl besser wissen! Ich nehme an, in der Vermisstenabteilung geht es jetzt wieder besser.“
„Das kann ich Ihnen sagen.“ Wir setzten uns an einen Tisch und Horstmann fuhr fort: „Wir haben sie von der Polizeischule bekommen. Ziemlich hochnäsige Göre, herausgeputzt bis zum Gehtnichtmehr, karrieresüchtig, arrogant...“ Er winkte ab. „Ich bin froh, dass sie nicht mehr bei uns ist.“ Er kaute und schluckte. „Was macht sie denn bei euch so?“
„Nerven!“ Ich zog eine Grimasse. „Sie soll in Partnerarbeit in die Sache eingeführt werden.“
„Partnerarbeit?“ Horstmann verschluckte sich beinahe vor Lachen. „Wer ist denn der Arme?“
„Das bin ich!“ murmelte ich. Doch statt ihn zu Tränen zu rühren brach er in lauthalses Gelächter aus. Nach etwa drei Minuten, sein Gesicht war inzwischen blau angelaufen und alle Kollegen musterten ihn mit Misstrauen, verabschiedete ich mich dann und kehrte zurück zu meinem neuen Partner.
„Hat Ihnen das Essen geschmeckt?“ fragte ich höflich.
„Ich habe nicht gegessen, ich habe gearbeitet.“
„Schmeckt Ihnen die Arbeit?“
„Sehr witzig.“
„Keiner meiner besten Sprüche, ich geb’s zu. Aaaaalso, solange wir keinen Fall haben, kann ich Sie schwerlich in die Arbeit einweisen...“
„Ich kenne die Arbeit, ich war auf der Polizeischule. Im Gegensatz zu Ihnen“, fügte sie schnippisch hinzu.
„Bin eben Quereinsteiger!“
„Und ich habe mit Auszeichnung bestanden!“ unterstrich