Anna Karenina | Krieg und Frieden. Leo Tolstoi

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Anna Karenina | Krieg und Frieden - Leo Tolstoi

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ihm statt der Worte Tränen des Glückes kommen würden. Er ergriff ihre Hand und küßte sie.

      »Ist es denn wirklich wahr?« sagte er endlich mit tonloser Stimme. »Ich kann es gar nicht glauben, daß du mich liebst!«

      Sie lächelte über dieses Du und über die Zaghaftigkeit, mit der er sie anblickte.

      »Ja!« erwiderte sie langsam und mit ruhigem Ernste. »Ich bin so glücklich!«

      Sie ließ seine Hand nicht los, als sie beide in den Salon traten. Sobald die Fürstin das Paar erblickte, ging ihr Atem schneller, und sie brach sogleich in Tränen aus, lachte dann aber unmittelbar darauf, eilte mit so energischen Schritten, wie es Ljewin von ihr gar nicht erwartet hätte, auf die beiden zu, umfaßte Ljewins Kopf, küßte ihn und benetzte seine Wangen mit ihren Tränen.

      »So ist denn alles zum guten Ende gelangt. Ich bin so froh. Habe sie nur lieb! Ich bin so froh ... Kitty!«

      »Das habt ihr ja schnell in Ordnung gebracht!« sagte der alte Fürst, der sich Mühe gab, gleichmütig zu erscheinen; aber Ljewin bemerkte, als er sich zu ihm wandte, daß ihm die Augen feucht waren. »Das habe ich schon lange gewünscht, immer gewünscht!« fuhr er fort, ergriff Ljewins Hand und zog ihn an sich. »Schon damals, als dieses flatterhafte Persönchen hier den Einfall hatte ...«

      »Papa!« rief Kitty und hielt ihm die Hände vor den Mund.

      »Na, ich bin ja schon stille!« sagte er. »Ich freue mich sehr, sehr ... Ach, wie töricht bin ich ...«

      Er umarmte Kitty, küßte ihr Gesicht und ihre Hand und wieder ihr Gesicht und bekreuzte sie.

      Und in Ljewin erwachte ein neues Gefühl der Liebe zu diesem ihm bisher so fremden Manne, dem alten Fürsten, als er sah, wie Kitty seine fleischige Hand lange und zärtlich küßte.

      16

      Die Fürstin saß schweigend und lächelnd in einem Lehnsessel; der Fürst setzte sich neben sie. Kitty stand bei dem Sessel ihres Vaters und ließ noch immer seine Hand nicht aus der ihrigen. Alle schwiegen.

      Die Fürstin war die erste, die die Dinge einfach mit ihren Namen nannte und alle Gedanken und Gefühle zu den Fragen des wirklichen Lebens hinüberleitete. Im ersten Augenblicke fühlten sich dadurch alle in gleicher Weise seltsam und sogar geradezu schmerzlich berührt.

      »Nun also, wann denn? Wir müssen die Verlobung feiern und veröffentlichen. Und wann soll denn die Hochzeit sein? Wie denkst du darüber, Alexander?«

      »Hier, der da«, erwiderte der alte Fürst, auf Ljewin zeigend, »der ist dabei die Hauptperson.«

      »Wann?« fragte Ljewin errötend. »Morgen. Wenn Sie mich fragen: meiner Ansicht nach sollte heute die Verlobungsfeier sein und morgen die Hochzeit.«

      »Nun, so mußt du nicht reden, mon cher, das ist Unsinn.«

      »Nun, dann in einer Woche.«

      »Er ist ganz von Sinnen.«

      »Ja, aber warum denn nicht?«

      »Aber ich bitte dich um alles in der Welt«, versetzte die Mutter, über seine Eile vergnügt lächelnd. »Und die Aussteuer?«

      ›Wird denn wirklich eine Aussteuer und all so etwas auch dabei sein?‹ dachte Ljewin mit Entsetzen. ›Indessen, kann denn etwa eine Aussteuer und eine Verlobungsfeier und all dergleichen, kann denn das etwa mein Glück stören? Durch nichts kann es gestört werden!‹ Er blickte Kitty an und sah, daß der Gedanke an eine Aussteuer für sie gar nichts, durchaus gar nichts Verletzendes hatte. ›Also wird das wohl so sein müssen‹, sagte er sich.

      »Ich verstehe ja nichts davon; ich habe nur gesagt, was ich wünschen würde«, entschuldigte er sich.

      »Dann wollen wir also einmal überlegen. Die Verlobung können wir gleich jetzt feiern und veröffentlichen; das ist in der Ordnung.«

      Die Fürstin trat zu ihrem Manne, küßte ihn und wollte hinausgehen; aber er hielt sie zurück und küßte sie lächelnd mehrmals, so zärtlich wie ein verliebter junger Mann. Die beiden alten Leute waren offenbar für einen Augenblick ganz irre geworden und wußten nicht recht, ob sie selbst wieder verliebt seien oder nur ihre Tochter. Als der Fürst und die Fürstin hinausgegangen waren, trat Ljewin auf seine Braut zu und faßte sie an der Hand. Er hatte jetzt die Herrschaft über sich zurückgewonnen und war wieder im stande zu reden, und er hatte ihr vieles zu sagen. Aber was er sagte, war ganz und gar nicht das, was er eigentlich sagen wollte.

      »Ich habe sicher gewußt, daß es so kommen würde! Zu hoffen habe ich es nie gewagt, aber im Grunde meines Herzens war ich doch immer davon überzeugt«, sagte er. »Ich glaube, daß es so vorherbestimmt war.«

      »Ist es mir nicht ebenso gegangen?« versetzte sie. »Selbst damals ...«, sie stockte, fuhr dann aber fort, indem sie ihn mit ihren ehrlichen Augen entschlossen anblickte, »selbst damals, als ich mein Glück von mir stieß. Ich habe immer nur Sie allein geliebt, aber ich war verblendet. Das muß ich jetzt bekennen ... Können Sie das vergessen?«

      »Vielleicht ist das gerade zu meinem Besten. Denn Sie werden mir vieles verzeihen müssen. Ich muß Ihnen bekennen ...«

      Dies war eins von den Dingen, die er ihr zu sagen beschlossen hatte. Er hatte beschlossen, ihr gleich in den ersten Tagen zweierlei mitzuteilen: erstens, daß er nicht so rein sei wie sie, und zweitens, daß er ungläubig sei. Das war eine qualvolle Aufgabe; aber er erachtete es für seine Pflicht, ihr das eine wie das andere zu sagen.

      »Nein, nicht jetzt, später!« fügte er hinzu.

      »Gut, später; aber sagen müssen Sie es mir unbedingt. Ich fürchte nichts. Ich muß alles wissen. Zwischen uns ist jetzt alles abgemacht.«

      Er suchte den Sinn ihrer letzten Wendung genauer festzustellen:

      »Ist es also abgemacht, daß Sie mich nehmen, wie auch immer ich sein mag, und mich nicht doch noch zurückweisen? Ja?«

      »Ja, ja.«

      Ihr Gespräch wurde durch Mademoiselle Linon unterbrochen, die mit einem zwar gekünstelten, aber doch wahrhaft zärtlichen Lächeln kam, um ihrem lieben Zöglinge Kitty Glück zu wünschen. Sie war noch nicht hinausgegangen, als die Dienerschaft mit ihren Glückwünschen erschien. Dann kamen die Verwandten, und nun begann jener glückselige Trubel, aus dem Ljewin bis zum Tage nach seiner Hochzeit nicht mehr herauskam. Es war ihm davon beständig unbehaglich und öde zumute; aber die starke Glücksempfindung hielt an und steigerte sich noch immer mehr. Er hatte beständig das Gefühl, daß von ihm vieles verlangt wurde, worauf er sich nicht verstand; aber er tat alles, was man ihm sagte, und all dies machte ihn nur noch glücklicher. Er meinte, daß sein Bräutigamsstand keine Ähnlichkeit mit dem anderer Leute habe und daß ein Bräutigamsstand von der gewöhnlichen Art sein ganz eigenartiges Glück stören würde; aber es kam schließlich so heraus, daß er genau dasselbe tat wie andere Bräutigame; und sein Glück wuchs dadurch nur noch mehr und gestaltete sich seiner Ansicht nach immer mehr zu einem ganz besonderen und eigenartigen, das seinesgleichen weder in der Vergangenheit gehabt habe, noch in Zukunft jemals haben werde.

      »Jetzt werden wir aber einmal Konfekt zu essen bekommen!« äußerte Mademoiselle Linon, und Ljewin fuhr hin, um Konfekt zu kaufen.

      »Na,

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