Bambis Kinder. Felix Salten

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Bambis Kinder - Felix Salten

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so, als kümmerte er sich nicht um die kleinen Rehe. Er lachte nur vernehmlich und schadenfroh; saß aufgeplustert da, glich einer braunen, weißfleckigen Wollkugel und rollte ergötzt seine klugen dunkel glänzenden Augen. Dennoch beobachtete er die Kinder.

      »Da müssen andere kommen«, dachte er, »andere als du, mein keckes Bürschchen, wenn mein Spaß gestört werden soll.«

      Dagegen zeigten sich die Wächter, Elster, Häher und die übrigen, doppelt aufmerksam.

      Der selbständige, musterhaft brave Wandel der beiden Geschwister dauerte drei Nächte und drei Tage. Nicht länger.

      Der Wald dunstete vor Hitze, und ganze Schwärme von Mücken tanzten wieder in der Luft. Schmetterlinge taumelten wie trunken umher, Hummern und Bienen brausten durch die Büsche.

      Da erwachten die Kinder aus dem Schlaf.

      Nah über ihnen im Gezweig der jungen Buche hockte das Eichhörnchen und rief: »Eben habe ich eure Eltern gesehen!«

      Gurri fuhr hoch: »Wo? Sag schnell, wo?«

      »Nicht weit von hier. Kaum hundert Gänge.«

      »Wie geht es ihnen?« erkundigte sich Geno.

      »Ich glaube vortrefflich«, gab das Eichhörnchen Auskunft, »der Vater liegt und ruht; die Mutter steht daneben; sie knabbert Blätter von der Silberpappel.«

      Da Gurri von der Mutter hörte, überwältigte sie plötzliche Sehnsucht, daß sie ausrief: »Mutter! Mutter!«

Zeichnung: Hans Bertle

      Auch Geno empfand starke Sehnsucht; doch er bezwang sich, stieß die Schwester an und raunte: »Still!«

      Und als Gurri ihre Stimme wieder erheben wollte, fügte er rasch hinzu: »Denk an den Vater! Wenn dich der Vater hört!«

      Gurri verstummte und schämte sich. »Wann kommt die Mutter wieder, wann endlich?« flüsterte sie, »so lange ist sie schon fort. Ich habe Sehnsucht nach ihr.«

      »Sie wird noch lange fort bleiben«, meinte Geno, »noch viel länger! Der Vater hat das ja vorausgesagt.«

      »Schwer für uns«, flüsterte Gurri, »sehr schwer! Ich hab die Mutter furchtbar lieb.«

      »Jetzt erst, seit sie nicht mehr bei uns ist, fühle ich, wie ich sie liebe«, antwortete Geno, »wie arg sie mir fehlt. Es ist hart, ohne Mutter zu sein. Doch Jammern hilft uns nicht. Wir müssen warten; wir müssen!«

      »Warten ist das Schlimmste, das ich kenne«, Gurri gefiel sich in altklugen Worten.

      Gerührt lauschte das Eichhörnchen, hatte seine buschige Fahne aufgepflanzt, steckte den kleinen Kopf mit den feingespitzten, von schmucken Schöpfen überragten Ohren hervor und versuchte zu trösten: »Ich werde euch immer Nachricht über eure Eltern bringen, liebe Kinder. Seid ruhig. Das kürzt euer Warten.«

      Ein wildes Rauschen durchdrang das Gebüsch, fegte im Kreis und entfernte sich.

      Flink war das Eichhörnchen den Baum emporgeturnt, hielt Umschau und sauste wieder herunter, um anzukündigen: »Sie sind es, eure Eltern.«

      »Was tun sie denn?« wollte Gurri wissen.

      »Sie spielen Haschen«, sagte das Eichhörnchen.

      »Mit solchem Lärm«, staunte Geno, »zieht der Vater sonst nie durch das Strauchwerk.«

      »Der Vater ist es nicht, der lärmt«, stellte das Eichhörnchen fest, »das macht die Mutter, die rennt voraus.«

      Einen Tag hatte sich das Eichhörnchen nicht blicken lassen; des Nachts schlief es immer in seiner Wohnung.

      Gurri hielt es nicht aus: »Mutter! Mutter!«

      »Du sollst still sein!« mahnte Geno sofort, »du weißt, es ist verboten!«

      »Ich habe ja nicht gerufen«, entgegnete Gurri naiv.

      »So?« widersprach Geno, »ganz deutlich war es doch zu hören.«

      »Ich habe nicht gerufen«, beharrte Gurri, »wie werde ich denn rufen, da es ja streng verboten ist?«

      »Aber«, Geno wunderte sich, »wenn ich es doch selbst gehört ...«

      »Nun«, gestand Gurri, und mehr gestand sie keineswegs, »so vor mich hin habe ich ›Mutter‹ gesagt, nur für mich, weil ich immerzu an die Mutter denke. Ganz leise werde ich wohl ›Mutter‹ sagen dürfen.«

      »So leise«, entgegnete Geno, »daß man es weit in der Runde vernommen hat. Behalte deine Gedanken für dich! Ich denke dasselbe wie du, aber ich kann schweigen.«

      »Du, du fürchtest dich zu reden«, maulte Gurri, »aber ich bin nicht so furchtsam wie du!«

      »Ich wollte, du hättest mehr Furcht«, sprach Geno voll Sorge.

      Es war, als ahnte er das Unglück, das Gurri treffen sollte.

      Der Abend begann niederzugleiten. Amsellieder klangen von den höchsten Zweigen, Fledermäuse wurden vereinzelt sichtbar, wie sie die Luft durchzuckten. Enten flogen quarrend feldwärts; der Reiher schwamm mit ausgebreitetem Fittich dahin, ein stolzer Anblick. Und noch hämmerte der Specht.

      Gurri strebte zur Wiese hinaus.

      »Zu früh!« warnte Geno, »zu früh!«

      »Mich hungert so sehr«, rechtfertigte sie ihre Eile.

      »Du mußt bleiben«, mahnte er, »es kann Gefahr sein!«

      »Ach«, widersetzte sich Gurri, »ohne Mutter, dazu hungern und wer weiß wie lange noch hierbleiben! Du! Immer mit deiner Gefahr!«

      »Die müssen wir immer im Sinn haben!« rief Geno.

      Doch Gurri wurde ungeduldig. »Es gibt jetzt keine Gefahr!«

      Sie stürmte los.

      Zögernd folgte Geno.

      In diesem Augenblick schwiegen die Amseln.

      Der Häher kreischte laut.

      Die Elster schakerte heftig.

      Fern über die Wiese rannte wie ein Gehetzter Freund Hase.

      »Hörst du, Gurri, hörst du!« flehte Geno und barg sich im Dickicht.

      Aber Gurri war schon draußen.

      »Zurück!« geckerte das Eichhörnchen, »zurück!«

      Doch da sprang wie ein roter Blitz der Fuchs Gurri in den Nacken.

      Unter seinem Gewicht knickte sie zusammen. Entsetzen und der scharfe Fuchsgeruch betäubten sie beinahe.

      Gurri wäre ohnmächtig geworden, hätte sie nicht ein durchdringender Schmerz geweckt. Das kam vom ersten Biß, den der Fuchs ihr zufügte.

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