Improvisationstheater. Dan Richter

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Improvisationstheater - Dan Richter

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auf den Sinn

       3.4Höre auf das Spiel-Angebot

       3.5Erinnern und Wiedereinführen

       3.1Hör deinem Partner zu

      Dem Partner zuhören? Diese Aufforderung klingt vielleicht fast ein bisschen banal. Wohl jeder Impro-Spieler glaubt, seinem Partner zuzuhören. Die wenigsten tun es wirklich. Ich weiß, viele Leser werden nun denken, das sei übertrieben. Wie kann man ein Impro-Spiel wie „Erster Satz/Letzter Satz“18 spielen, ohne zuzuhören? Wie kann man überhaupt eine sinnvolle Story spielen, ohne zuzuhören?

      Die Antwort ist: Man kann schon irgendwie improvisieren, ohne richtig zuzuhören. Man kann hübsche Spiele und Storys spielen, wenn man einigermaßen zuhört. Aber volle, reife, subtile Szenen können wir erst erschaffen, wenn es uns gelingt, mit allen Sinnen zuzuhören, wenn wir die Worte in uns aufnehmen, aber auch das, was zwischen den Zeilen schwebt – das wirklich Gemeinte, den Sinn, den emotionalen Gehalt –, wenn wir auch mit unseren Augen „zuhören“, mit unserem Körper, mit unserem Herzen.

      Aus dem Alltag kennen wir die Menschen, die uns oberflächlich zuhören, die uns in Gesprächen unterbrechen, um das zu sagen, was sie selber zu dem Thema assoziieren, bei denen man das Gefühl hat, man könnte genauso gut zu einer Tasse Kaffee reden. Und dann gibt es jene Gesprächspartner, bei denen man spürt, dass sie sich für das, was man sagt, interessieren, dass sie daran emotional beteiligt sind, dass sie nicht nur die Worte aufnehmen, sondern dass sie genau verstehen, was man sagt. Sie lassen einen ausreden, sie lassen sich Zeit mit ihrer Antwort. Im Improtheater erleben wir ebenfalls diese zwei Typen, und außerdem tausende Impro-Spieler, die sich irgendwo auf einem Skalenpunkt zwischen diesen beiden Extremen befinden.

      Viele Impro-Anfänger sind im Alltag eigentlich recht passable Zuhörer, aber auf der Bühne verlässt sie diese Tugend, weil sie ein etwas verqueres Konzept von Improvisation haben. Sie glauben, in der Improvisation ginge es darum, möglichst originelle, schlaue oder witzige Dinge auf der Bühne zu sagen. Wenn ihr Bühnenpartner spricht, beginnen sie schon zu überlegen, was sie als nächstes sagen könnten. Sie glauben, sich auf diese Weise das Improvisieren zu erleichtern, in Wirklichkeit erschweren sie es sich. Denn die Szene findet nicht im Kopf statt, sondern auf der Bühne. Die entscheidenden Informationen kommen nicht aus deinem Kopf, sondern aus dem Mund deines Partners, aus seiner Emotionalität, aus seiner Körperlichkeit.

      Lausche und reagiere naheliegend!

      Dein Spielpartner ist das Wichtigste, was sich auf der Bühne befindet. Wie willst du genuin reagieren, wenn du nachdenkst, während er spricht? Nimm alles auf:

      •was er sagt,

      •wie er es sagt,

      •wie er es meint,

      •was er dabei fühlt,

      •was er darüber hinaus kommuniziert.

      Ihr baut die Szene zusammen. Du kannst nur auf dem aufbauen, was von deinem Partner kommt. Wenn ihr gemeinsam die Szene erschafft, wirkt alles mühelos und einfach. Wenn jeder für sich selbst in der Szene herumwurschtelt, wirkt sie kompliziert, zusammenhanglos, gewollt, konstruiert und unelegant.

      Das Spielen selbst wird einfacher, wenn wir zuhören. Hör zu und reagiere natürlich auf das Gesagte! Wie entlastend! Ich brauche mir also nichts auszudenken.

      Die Antwort lautet: Zuhören ist im Prinzip einfach, aber die meisten von uns sind nicht daran gewöhnt, es mit der nötigen Intensität dauerhaft zu betreiben. Unsere Alltagsreflexe führen dazu, dass wir, während unser Partner spricht, schon überlegen, abwägen, nachdenken und bewerten. Aber aktives und offenes Zuhören lässt sich trainieren, und zwar leichter als so manch andere Fähigkeit, wie Pantomime, Singen oder Tanzen.

      Wie hören wir also unserem Partner verstehend zu?

       Nimm Blickkontakt auf.

      Die Augen sind die Pforte zur Seele, heißt es. Geschwister, Liebende und gute Freunde verstehen einander oft ohne Worte. Sie wissen, wie es dem anderen geht, was er sagen will, ohne dass er es ausgesprochen hat. Wenn mein Partner bereit ist, mit mir echt zu kommunizieren, mir also das Gemeinte emotional mitzuteilen, dann habe ich große Chancen, dem Gesagten auch das Gemeinte zu entnehmen.

       Höre auf die Worte, und verbinde das Gesagte mit eigenen Emotionen.

      Wir wissen aus der Lernpsychologie, dass man sich Gehörtes besser merkt, wenn man es mit Emotionen verbindet. Kleine Kinder bewerten alles extrem emotional und sind deshalb so gute Lerner. Erwachsenen, die eher schon in Kategorien zu denken gelernt haben, gelingt das weniger gut. Wir erhöhen also die Aufnahmefähigkeit, wenn wir uns emotional voll auf das Gesagte einlassen.

       Achte auf den Tonfall deines Partners.

      Wie spricht er seinen Satz aus? Welche emotionale Bedeutung gibt er ihm? Ist sein Satz nonchalant dahergesagt oder schwingt eine Bedrohung mit? Sagt er es liebevoll oder verzweifelt? Stammelt, flüstert oder schreit er? Welche Resonanz will er bei dir als Spieler auslösen? Welche Resonanz will er bei deiner Figur auslösen?

       Wie begleitet mein Partner das Gesagte gestisch?

      Um nicht missverstanden zu werden: Ich meine natürlich nicht, dass wir als Spieler wie kühle analytische Beobachter die Bewegungen unserer Partners im Kopf notieren sollen. Vielmehr geht es um das emotionale Aufnehmen dieser Gesten wie im alltäglichen Leben: Fährt er sich mit der Hand nervös durchs Gesicht? Stemmt er die Hände in die Hüften? Welchen sprachlichen und gestischen Status19 kommuniziert mein Partner?

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      Als idealer Mitspieler meines Partners muss ich bereit sein, alles aufzusaugen, jedes kleine Detail, vom Sprech-Tempo bis zur Bewegung durch den Raum. Nur das versetzt mich in die Lage, das Kommunizierte aufzunehmen.

       3.2Hör dir selbst zu

      Wenn ich Schülern rate, sich selbst zuzuhören, ernte ich manchmal unverständliche Blicke: „Wie kann man sich denn nicht zuhören?“

      „Wenn du dir selbst zugehört hast, wie kann es dann sein, dass du den Namen der Figur deines Mitspielers vergessen hast, die du selbst etabliert hast?“

      Gerade im Improtheater wird zu viel geredet, ohne etwas zu sagen. Die Worte bleiben Geschwätz und emotionales Wischiwaschi. Wenn ich wirklich meine, was ich sage, wird mir das nicht so schnell entfallen.

      Wir haben schon besprochen, wie wichtig der Partner für unser Spiel ist. Daher gilt auch umgekehrt: Wir sind wichtig für unseren Partner – unsere improvisierten Sätze, Gesten und Emotionen.

      Wir

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