Improvisationstheater. Dan Richter

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Improvisationstheater - Dan Richter

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„Oh nein, nicht schon wieder. Das ist jetzt schon das vierte Mal in diesem Jahr.“

      Indem B jammert, vermeidet er, dass sich seine Figur auf eine emotionale Konfrontation einlässt. Jammern ist hier eine Form, das Risiko zu minimieren. Denn solange man in der Routine des Jammerns bleibt, werden sich weder die Figuren noch die Szene verändern.

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      Man sagt, Wasser finde immer seinen Weg. Ähnlich ist es mit der Angst. Wir meinen unsere Angst bezwungen zu haben, die wir in einem bestimmten Punkt erkannt haben, und schon bahnt sie sich einen neuen Weg. Deshalb ist diese Liste der Kanäle der Angst naturgemäß unvollständig. Letztlich gilt es, der Angst selbst auf den Leib zu rücken, sie durch Mut, Heiterkeit und Spielfreude zu ersetzen. Wie kann uns das gelingen?

       2.8Wie überwinden wir unsere Angst?

      Hier kommen nun die vier Super-Tricks, mit denen du innerhalb einer Woche all deine Ängste für immer besiegen wirst.

      April-April!

      Wenn es nur so schnell ginge! Angstabbau will gelernt sein. Mancher Impro-Spieler trägt zu Beginn seiner Impro-Karriere einen riesigen Sack Angst mit sich herum. Andere stürzen sich schon als Anfänger begeistert in unbekannte Szenen. Aber ich habe kaum jemanden gesehen, der immer und überall völlig angstfrei war. Die Wege, die ich hier beschreibe, brauchen Zeit und Übung. Und also auch Geduld.

       2.8.1Pfeifen im Walde

      Der Boxer Muhammad Ali pflegte seine Gegner mit frechen Sprüchen und Beleidigungen einzuschüchtern, wodurch er die psychologische Kriegsführung ins Boxen einführte. Aber viele vermuten, dass der wichtigste Gegner, den er durch seine Großmäuligkeit zu bezwingen suchte, seine eigene Furcht war.

      Tu so, als seist du mutig. Spring mutig in die Szene. Wenn du in einem angenehmen Umfeld trainierst, wirst du sehen, dass das Scheitern im Improtheater sehr lustig sein kann. Je herzlicher du das Scheitern umarmst, umso leichter wird es dir sein, die Szene leichten Herzens zu betreten. Und je leichter du die Szene betrittst, umso unwahrscheinlicher wird es sein, dass sie scheitert.

      Wenn du als Anfänger an einem Impro-Kurs teilnimmst, in dem Scheitern dauerhaft negativ belegt ist, solltest du das ansprechen oder dir einen anderen Trainer suchen.

      Als Gruppe wiederum ist es wichtig, im Training und auf der Bühne nicht den Humor zu verlieren. Auch bei anspruchsvollen Szenen und Formaten vergesse man nicht, mit dem Scheitern heiter umzugehen.

       2.8.2Folge der Furcht

      Auf der Bühne kann Angst ein guter Kompass sein. Das klingt paradox? Schon möglich. Aber es ergibt Sinn, wenn wir es uns umgekehrt vorstellen: Szenen, bei denen die Improvisierer auf größtmögliche Sicherheit oder auf größtmögliche Planbarkeit setzen, sind steif, vorhersehbar und öde.

      Wie kann das konkret aussehen? Angenommen, deine Angst ist, dass man sich über dich lustig macht. Wenn du nun auf der Bühne alles tust, um zu vermeiden, lächerlich zu wirken oder deine Figur lächerlich erscheinen zu lassen, wirst du dich eines riesigen Spektrums an Charakter-Optionen berauben. Mach dich verletzlich, gerade, wenn du weißt, wie es ist, verletzt zu werden!

      Trainiere Spieler, bei denen du das Gefühl hast, alle anderen sind darin lustiger, schneller, schlauer, irgendwie „besser“ als du. Spiele Charaktere, die du sonst meidest. (Wenn du nicht weißt, was für Charaktere das sind, frage deine Kollegen.)

       2.8.3Sich dem Moment hingeben

      Die Zukunft zu planen ist eine wesentlich menschliche Fähigkeit. Sie spielt uns aber einen Streich, wenn sie uns davon abhält, das zu erfassen, was gerade stattfindet.

      Angst führt bei vielen Spielern dazu, dass sie in Panik verfallen und sich überlegen, was sie als nächstes sagen sollen, in welche Richtung sie die Story steuern wollen, wie man die Szene möglichst schlau beendet. Aber während du planst und überlegst und sinnierst, findet gerade eine Szene statt, in der dein Zuhören gefragt ist, deine Intelligenz, deine emotionale Beteiligung.

      Wenn Vorausdenken das Problem ist, dann hilft es nicht, noch mehr vorauszudenken!

      Versuchen wir, es mal so zu sehen: Wenn die Szene ohnehin dabei ist zu scheitern, kannst du genauso gut zuhören, was gerade passiert, darauf achten, was dein Szenenpartner tut, was er sagt und wie dich das emotional berührt. Wenn wir uns einfach damit abfinden, dass die Szene vielleicht scheitern kann, dann sind wir in der Lage, diesem Scheitern wenigstens noch etwas Wahrhaftiges mit auf den Weg zu geben. Und vielleicht scheitert die Szene dann eben doch nicht, sondern wird zu einer der besten, die du je gespielt hast.

      Diese Umstellung der geistigen Tätigkeit vom Planen aufs Hier-im-Moment-Sein ist für die Meisten eine Zumutung und Herausforderung. Aber sie ist auch ein Weg, um die Angst zu verlieren. Wenn ich mich dem Hier und Jetzt wirklich emotional hingebe, den Moment erlausche und erspüre, was von mir gefragt ist, verliert die Angst ihre Bedeutung. Sie hat schlicht keinen Platz im Bedeutungsraum der Szene.

      Wenn wir dieses Wagnis eingehen, kann es geschehen, dass wir den Teufelskreis verlassen und einen anderen Kreis betreten – den der positiven Rückkopplung. Dann lernen wir nämlich, damit leben zu können. Wenn Szenen, Storys und ganze Shows scheitern können, wenn wir lernen, damit leben zu können, dass wir selber als Impro-Spieler scheitern können, dann lohnt es sich nicht, über die Konsequenzen zu sinnieren, dann lohnt es sich nicht, zu planen und vorauszudenken, dann können wir genauso gut dem Moment vertrauen, dann können wir die vermeintlichen Sicherheiten, die Sprüche und Gags hinter uns lassen und uns dem zuwenden, was gerade von uns gefordert wird.

       Übung: Rund/Kantig und Assoziieren

      Drei Spieler. Spieler A bewegt sich pausenlos mit runden, weichen Bewegungen durch den Raum. Sobald der in seiner Nähe laufende Spieler B „Wechsel!“ ruft, bewegt sich A hart und kantig. Ruft B wieder „Wechsel!“ geht es wieder zurück in den Rund-und-weich-Modus. Gleichzeitig sagt Spieler C Wörter, auf die A sofort assoziieren muss.

      Zu beachten: Spieler B sollte die Wechsel unvorhersehbar machen, in einem Abstand von 10-30 Sekunden. Spieler C soll nicht selber auf A assoziieren, sondern diesem dissoziativ neue Begriffe anbieten. Um hier Nachdenk-Lücken zu vermeiden, nimmt man dafür am besten Wörter, die mit dem letzten Buchstaben des zuletzt genannten Wortes beginnen, zum Beispiel:

      C: Tiger

      A: Dschungel

      C: Lüge

      A: Gericht

      C: Trümmer …

       2.8.4Training

      Im Kinderbuch Der kleine Angsthase von Elizabeth Shaw rät Onkel Heinrich dem ängstlichen Hasen-Protagonisten: „Du musst deine Angst überwinden. Sei einfach nicht mehr ängstlich.“

      So wenig wie der Hasen-Onkel kann

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