'I'-Gene. C.-A. Rebaf
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17.04.2054
Das ‚Sternentor‘ öffnet sich am 16. März 2880.
Eine in diesem Jahrtausend nicht wiederkehrende Chance bietet sich der Menschheit:
1950 DA, ein Asteroid mit einer Umlaufzeit von 930 Jahren, nähert sich der Erde, so dass auf diesem Himmelskörper eine fliegende, 'bemenschte' Raumstation errichtet werden könnte. Das sollte von einer entsprechend zu errichtenden Mondaußen-station erfolgen. Der zügige Ausbau des ‚ES’ und die konsequente Anwendung aller ‚SPGM‘-Regeln sind dafür unumstößliche Voraussetzungen.
Damit könnte der Startschuss für die Besiedelung des Weltalls durch die Menschheit starten.
Wir haben nur noch 826 Jahre für die Vorbereitung! Die große Frage ist: Wie lösen wir das Energie-Problem?
Peter O. war höchst befriedigt, in seinem jetzt schon so langen Leben den – wie er es empfand – wichtigsten Beitrag geleistet zu haben. Er war noch so klar im Kopf, dass ihm bewusst war, dass noch nie ein Projekt über einen Zeitraum von 826 Jahren gestartet wurde. Aber er war sich auch sicher, dass die Überwindung der Ignoranz seiner Mitbewohner das größte Hindernis sein und die meiste Zeit verschlingen wird.
„War es nicht vor ziemlich genau 100 Jahren auch so, als die USA die Entwicklung ihrer Raketentechnik völlig verschlafen hatten und nur durch die Konkurrenz der Russen die Ignoranz endlich in den Sechzigern überwunden wurde?“ dachte Peter O. und schmunzelte, „vielleicht kann ich ja aus der Geschichte lernen. Sollte ich von vorne herein zwei sich streitende Gruppen initiieren? Ausgerechnet mir, dem alten 'Post-Prof', wird eine immer stärker in sich selbst verliebte Jugend keine Gefolgschaft leisten. Eine junge Generation, die die Achtung vor dem Wissen der Alten verloren hat, weil Wiki alles besser weiß! Die Alten hatten sich da selbst ein Kuckucksei gelegt. Schließlich hatten doch alle die 'Post-Profs' und emeritierten Experten das in Wiki niedergelegt, was sie wussten. Jetzt fiel es wie ein Totschläger auf sie zurück! Keiner der Jungen befragt die Alten mehr! Alle fragen Wiki!“ Peter schlief über diesem Gedanken, auf seinem Schreibtisch gebeugt, ein.
Ein Piepsen seines Computers weckte ihn wieder auf und zeigte den Eingang einer Antwort in seinem Blog an. Es meldete sich ein unbekannter Volkswirtschaftler, der sich Karl-Eugen Marx nannte. Peter O. fragte sich, ob dieser Name wohl ein Pseudonym sei und las:
17.04.2054
Der Kapitalismus ist gerettet!
Falls die Menschheit in der Lage sein wird am16. März 2880 das vorhergesagte Sternentor zu nutzen und in das Weltall vordringen sollte, wird das Dilemma des Kapitalismus Vergangenheit sein! Die Grenzen des Wachstums auf der Erde als Antriebskraft dafür gehen immer stärker zur Neige. Aber im Weltall wird die Menschheit unendliche Quellen für weiteres Wachstum finden!
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist jede Anstrengung das Sternentor zu nutzen voll und ganz zu unterstützen. Ja, ich gehe noch weiter, zu behaupten, dass sogar der Fortbestand des Kapitalismus und somit der ganzen Menschheit von einem gelungen Start ins Weltall abhängt!
Peter O. war ein Astronom. Er hatte nur in der Schule von den Erkenntnissen von Karl Marx zum Kapitalismus gehört. Auch hatte ihn auch ein kleines Büchlein damals beschäftigt mit dem Titel: 'Die Grenzen des Wachstums'.
Aber das Argument von Karl-Eugen M. schien für ihn folgerichtig.
London, 2054 n. Chr.: London Eye
„Björn, Björn, wo bist Du nur?“, rief Thor laut durch seine Abteilung, „ist der Kerl etwa immer noch nicht da? Immer diese unzuverlässigen Mitarbeiter!“ Björn kam gerade aus der Toilette, als sein Boss ihn fast umrannte. „Darf man denn hier nicht einmal zum Pinkeln?“, fragte der Mitarbeiter scharf. Etwas verdattert, aber schlagfertig, legte Thor seinen Arm um ihn und schob ihn in sein Büro. Der Chef wusste genau, dass sein Mitarbeiter mit Berührungen am ehesten zu beruhigen war. „Björn, hör zu! Setze dich bitte in den nächsten Flieger nach London und kontaktiere Mr. Fitzgerald im British Museum. Ich habe ihn schon per E-Mail verständigt, er erwartet dich. Du musst mit ihm – ich weiß er ist der beste Spezialist dafür – Du musst mit ihm heraus-finden, was es mit dem kleinen Hundeknöchelchen auf sich hat! Woher kommt das? Gibt es noch mehr Material für unsere Sequenzierungen?“ „Chef, was ist das für ein Kamikaze-Auftrag! Glauben Sie wirklich, ich kann da etwas erreichen? Das gibt doch nur eine nette Sightseeing-Tour!“ „Wenn du die Sache so angehst, natürlich! Hey Junge, ich erwarte etwas mehr Biss“, konterte der Chef. „Ich bin doch kein Vampir!“, gab Björn sehr schlagfertig zurück. „Du hockst so schnell als möglich im Flieger und siehst, was du erreichen kannst! Hugh! Ich habe gesprochen!“ Immer wenn Thor diese Floskel frei nach Karl May deklamierte, wussten seine Mitarbeiter, dass alle Diskussion vergeblich war.
Noch am gleichen Tag gegen Abend saß Björn in einem Billig-Flieger nach Stansted. Er nahm den Express-Bus nach Kings Cross und lief zu einem nahegelegenen Hostel, wo er ein Zimmer gebucht hatte. Er wollte das Reisebudget des Instituts nicht allzu sehr mit seiner Vergnügungsreise belasten und war immer noch nicht überzeugt, dass er die kleinste Chance auf einen Erfolg haben würde. Am nächsten Tag frühstückte er Toast, Margarine mit Buttergeschmack und Jam, im Keller des Hostels zu einem dünnen Kaffee und nahm ein Taxi von Kings Cross, wohl wissend, dass es nach Holborn zum Museum nicht weit war. Noch immer hatte er den muffigen, ungelüfteten Geruch der Kissen und Decken des Hostels in der Nase. Pünktlich um 10 Uhr war er da und Mr. Fitzgerald empfing ihn, wie verabredet, am Haupteingang. „Welcome Björn! I am Patrick!“, sagte Fitzgerald, gab ihm die Hand und umfasste mit seiner anderen Björns Unterarm. Dieser fragte sich sofort, ob wohl Patrick so wie er gepolt war? Auszuschließen war es nicht! Nachdem beide gemerkt hatten, dass Björns Englisch etwas holprig war, schwenkte Patrick in eine Art Schwyzerdütsch um. „Du musst wissen, ich habe eine Weile in Bern gelebt“, erklärte er. Björn war erleichtert und Patrick kam mit seinem Leipziger Dialekt gut zurecht.
Patrick zeigte ihm in einem kurzen Schnelldurchgang das Wichtigste des Museums und dann verzogen sie sich in das riesige Asservaten-Lager. „Thor hat mir schon von seiner bahnbrechenden Entdeckung berichtet.“ Patrick zog eine Schublade auf und Björn sah etwa 200 Knöchelchen dort liegen. Alle sorgfältig nummeriert. „Hier, Nummer '192837', müsste euer Goldstückchen sein. Siehst du, hier wurde die kleine Probe für Eure Sequenzierung entnommen.“ Björn war verblüfft, dass sich das alles so geordnet anließ. „Was sind das andere für Knochen?“, fragte Björn. „Nun, das müssten zunächst alle sein, die damals von Carter gefunden wurden. Ich habe das Dokument von Carters 'Servant' gelesen, das mir Andromeda von euch in Leipzig geschickt hatte. Sie hat wirklich einen tollen Fund gemacht.“ Manchmal fiel Patrick das deutsche Wort nicht ein und er beließ es beim Englischen. „Das heißt, dass wir alle diese 200 Proben sequenzieren müssten, um zuordnen zu können, welche Knochen zusammen gehören!“ Björn trat der Schweiß auf die Stirn. Er sah schon, dass diese Arbeit an ihm hängen blieb. „Das ist doch nicht alles! Hier, die nächsten Schubladen beinhalten auch Knochen aus der Ausgrabungskampagne von Carter. Diesmal waren allerdings große Ober- und Unterschenkelknochen dabei, die Björn eindeutig als ‚human‘ einordnete. „Diese kommen wohl nicht in Frage, die sind doch nicht vom Hund, oder?“, stellte er fest. „Wohl kaum!“, bestätigte Patrick.
„Habt