Little Pearl. Madlen Schaffhauser
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Little Pearl - Madlen Schaffhauser страница 3
Ich habe mich bereits seit längerer Zeit auf dieses Treffen vorbereitet, bin meine Begrüßung immer und immer wieder durchgegangen. Doch jetzt wo ich den Mann, der in meinem Alter sein muss und mich ansieht, als wäre ich ein Eindringling, fällt mir nichts Besseres ein, wie ihn zu fragen: »Sind Sie Mr. Sawyer? Dylan Sawyer?«
Er zieht seine dicken Brauen hoch. »Willst du mich verarschen?«
»N... nein«, stammle ich verlegen und verlagere mein Gewicht von einem Bein aufs andere.
Als ich nichts weiter anfüge, legt er sein Schleifpapier aus der Hand und klopft den Staub von seinen Fingern, ehe er sie in seine Hüfte stemmt. Er hat eine beeindruckende Statur. Mir sollte sowas nicht auffallen, dennoch gleitet mein Blick auf seine breiten Schultern und wie sich sein eng anliegendes Oberteil über der Brust spannt.
»Was willst du hier?«
Sofort laufe ich rot an und fühle mich ertappt. Ich schlage die Augen nieder und starre auf den grauen Betonboden. »Ich ... ich.« Herrgott nochmal, dieser Typ bringt mich mit seiner schroffen Art ganz durcheinander und katapultiert mich ins Schulzimmer zurück. Mir ist, als wäre ich wieder ein kleines Mädchen, das vor ihrer Klasse einen Vortrag halten muss. Ich habe es gehasst. »Nun ... ich habe Sie gesucht.«
»Könntest du dich klarer ausdrücken?«
Ich hebe den Kopf und halte seinem kalten Blick stand.
Nach wie vor steht er mit seinen Händen in die Seite gestemmt vor mir und sieht mich mit missbilligender Miene an.
Ich frage mich, wie er zu seinen Aufträgen kommt. So mürrisch kann er doch nichts an Land ziehen. Oder ist er nur zu mir so?
»Verhältst du dich immer so unfreundlich?« Ich verschränke meine Arme vor der Brust, die Fotos dazwischen geklemmt. Endlich habe ich meine Stimme wieder. Auch kann er meine Höflichkeit vergessen.
Ein amüsierter Ausdruck huscht über sein Gesicht. Aber so schnell, dass ich glaube, es mir nur eingebildet zu haben.
Er zieht seine Augen zu schmalen Schlitzen. »Du nennst das unfreundlich? Du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich das wirklich bin.« Sawyer zieht seine Mundwinkel hoch und grinst mir hämisch zu. »Na, sag schon, Blondchen, was willst du hier?«
Auch wenn er sich aufführt wie ein arroganter Mistkerl, kann ich seinem Blick nicht ausweichen. Seine Augen rauben mir den Atem.
Die Papiere in meinen Armen rascheln und erinnern mich daran, aus welchem Grund ich in seiner Werkstatt stehe. »Ich wollte dich fragen, ob du mir einen Kasten auffrischen könntest.« Es ist besser, ich komme schnell auf den Punkt und verschwinde wieder, ehe er noch mehr Gemeinheiten von sich schleudert. »Er stammt von meiner Urgroßmutter und steht seit Jahren im Esszimmer ohne einmal geölt worden zu sein, oder was auch immer nötig ist, um ihm seinen Glanz zurückzugeben. Das möchte ich ändern lassen. Nur verstehe ich nichts davon. Mr. Moore ...«
»Der gute alte Mr. Moore, war ja klar«, unterbricht er mich. »Was hat er denn so schönes gesagt?«
Ich bin schockiert über seinen Sarkasmus, aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Wusste ich doch, dass dieses Gespräch nicht einfach werden würde. »Du wärst ein richtiges Genie. Etwas ungehobelt im Umgang mit Menschen, doch sonst ein unschlagbarer Künstler in diesem Metier.«
Für eine winzige Sekunde glaube ich so etwas wie Verblüffung in seinen Augen zu lesen. Aber bei seinem kalten Blick, der wieder seine Mimik beherrscht, schüttle ich innerlich den Kopf und sage mir, dass meine Brüder mit ihren Annahmen vielleicht doch recht hatten. Dieser Mr. Eisig ist auf jeden Fall schwierig.
»Dylan, richtig?« Als er nickt, frage ich: »Würdest du dir eventuell mal die Fotos ansehen?«
Einen Augenblick lang starrt er mich bloß an und als ich schon denke, er setze mich vor die Tür, obwohl ich gar nichts getan habe, winkt er mich zu sich. »Klar.«
Ich breite die Fotos vor uns auf der Holzplatte aus, die er vorhin bearbeitet hat. Ich habe den Schrank von drei Seiten fotografiert, damit sich Sawyer ein Bild machen kann.
Dylan hat eine Hand an seinem Kinn, mit der anderen nimmt er ein Blatt nach dem anderen und betrachtet es eingehend.
Ich sollte mich auf etwas anderes konzentrieren als auf seine langen Finger und seinen männlichen Duft, der leicht nach einem Aftershave und Zigarette riecht. Ich schließe die Augen und atme tief ein. Diese Mischung ist betörend. Sie macht mich benommen.
»... genügen die Fotos nicht.«
Erschrocken reiße ich die Lider auf, um gleich ins schönste Kaffeebraun zu blicken, das ich je gesehen habe - und das sofort ein Kribbeln durch meinen Körper jagt.
Was hat er gesagt? Ich suche in meinem Hirn nach Dylans Worten, die er in den letzten Sekunden zu mir gesagt hat, aber mir entzieht sich alles, bis auf seine gepflegten Hände und dass er einen ganzen Kopf größer ist als ich.
O Gott, O Gott, ich schäme mich. Warum hat dieser Kerl solch eine Wirkung auf mich?
»Wie?«, frage ich nach. Dabei bin ich selbst überrascht, wie gelassen ich klinge.
»Hättest du womöglich die Güte, mir zuzuhören?« Sein Mundwinkel zuckt, als müsse er ein Lächeln zurückhalten. Aber wahrscheinlich täusche ich mich bloß. Denn nach wie vor wirkt seine Mimik grimmig.
Ich spüre, wie mir die Röte in die Wange steigt. Schon das zweite Mal, seit ich mich in dieser Werkstatt befinde. »Sicher, sicher«, sage ich und streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Und, was habe ich gesagt?« Er hört sich wie ein Lehrer an. Als er dann noch seine Arme vor der Brust verschränkt, vervollständigt er mein Bild.
»Könntest du es möglicherweise wiederholen?«, bitte ich ihn mit einem schwachen Lächeln.
»Ihn zu restaurieren ist im Grunde keine große Sache. Wenn du aber eine genaue Offerte haben möchtest, muss ich ihn mir ansehen.«
Oh, oh. Da kommen wir zum ersten meiner Probleme. Wenn meine Familie Dylan im Bed and Breakfast sieht, macht sie mir die Hölle heiß.
Ich denke einen Augenblick nach und entscheide mich dann für den einfacheren Weg. »Das geht schon. Wann kannst du ihn abholen?« Ich sollte ihm eine Zeit vorschlagen, dann wenn alle in der Arbeit sind oder ihre Einkäufe machen, und ich nicht dem Risiko ausgesetzt bin, dass sie ihm im B&B über den Weg laufen. Stattdessen überlasse ich ihm die Planung.
»In den nächsten zwei Wochen habe ich noch zu tun.« Er zeigt auf die rotweiße Couch, die ich schon gesehen habe, als ich reingekommen bin. »Danach könnte ich mich um deinen Schrank kümmern.«
Ich nicke und lächle ihn an. »Okay, danke«, meine ich, wende den Blick ab und sammle die Blätter ein.
»Sag erst danke, wenn ich meine Arbeit gemacht habe.«
Warum habe ich geglaubt, er würde mir ebenfalls ein Lächeln oder wenigstens eine Andeutung davon schenken? Oder mir für den Auftrag danken? Und warum überrascht mich seine letzte Bemerkung noch? Habe ich wirklich gedacht, die Auftragserteilung würde ihn