Little Pearl. Madlen Schaffhauser
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»Eine Woche.«
»Was, nur? Das ist schnell.«
»Nicht wirklich«, sagt er, als er sich bückt und abermals in den Schrank greift. »Ach du meine Fresse«, schnauft Dylan. »Was ist denn hier noch drin?« Er nimmt eine anscheinend schwere Kartonschachtel aus dem Kasten und stellt sie auf den Boden.
»Keine Ahnung«, sage ich und sehe mich im Raum um. »O je.« Ich rolle mit den Augen. Mittlerweile sind neun der zwölf Stühle und alle sechs Tische, die um den Kamin stehen, mit Krams aus dem Schrank belegt. »Wo sollen denn jetzt die Gäste frühstücken?«
Es ist mehr ein Pusten als ein Lachen, das durchs Esszimmer geht. Während ich mir verzweifelt Gedanken über das herrschende Chaos mache, scheint sich Dylan köstlich zu amüsieren, auch wenn in seinem Gesicht nichts von Erheiterung zu lesen ist.
Ich habe ihn noch nie wirklich lachen gehört oder ihn Lächeln sehen. Und mit einem Mal frage ich mich, warum er sich verbietet, glücklich zu sein.
Er klopft sich die Hände an der Hose ab und dreht sich zum Durchgang, der in den Flur führt. »Hab ich Glück, dass das nicht mein Problem ist«, reißt mich Dylan aus meinen Überlegungen. »Ich hole den Hubroller und werde mal das Prachtstück aufladen. Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, werde ich dir Bescheid geben.«
»Dieses Mal wirst du mich aber erst anrufen, ehe du hier auftauchst«, sage ich bevor Dylan aus dem Raum verschwinden kann.
»Klar, Prinzessin.«
Ich stemme meine Hände in die Hüfte und werfe ihm giftige Pfeile zu. »Ich. Bin. Keine. Prinzessin. Es definiert mich mit etwas, was ich nicht bin. Kapiert?«
Er hebt bloß die Augenbrauen. »Wie du meinst, Clé.«
Verdutzt über den neuen Spitznamen, der sich irgendwie wie ein Kosewort anhört, sehe ich seinem breiten Rücken nach. Normalerweise nennen mich die anderen Cee oder Céc. Na auch egal, Hauptsache er sagt mir nicht mehr Prinzessin.
Ich muss mir unbedingt überlegen, wo ich mit den Sachen aus dem Schrank hinwill. Ich kann wohl schlecht alles liegen lassen. Also hole ich ein paar Kisten aus dem Keller, stopfe sie nacheinander voll und stelle sie im Flur unter die Treppe, wo sie weniger auffallen. Sobald ich Zeit habe, werde ich sie in den Keller verfrachten. Während ich meiner Arbeit nachgehe, kommt Dylan wieder. Vor sich her stoßend einen Transportroller. Gerade als er das Möbelstück befestigt, klingelt das Telefon.
Ich renne in den Flur, wo sich das Haustelefon auf einem Tresen, das gleichzeitig mein Empfangsbereich bildet, befindet und nehme ab. »Blue House Inn, Cécile am Apparat. Was kann ich für Sie tun?« Um in Ruhe telefonieren zu können, gehe ich in die Küche. Bevor ich mich in den angrenzenden Raum begebe, schnappe ich mir noch schnell meinen Kalender.
»Hallo, ich würde gern ein Zimmer buchen«, sagt eine männliche Stimme.
»Da sind Sie bei mir genau richtig. Wann und für wie lange möchten Sie kommen?« Während ich das frage, ziehe ich den Deckel meines Schreibers ab.
»Am achten Juli. Ich weiß, ich bin etwas spät«, fügt er schnell an, »aber ich hoffe, Sie haben dann noch ein Zimmer für mich und meine Freundin.«
»Warten Sie bitte einen kurzen Moment. Ich muss in meiner Agenda nachsehen«, sage ich dem Mann am anderen Ende der Leitung und blättere währenddessen im Kalender. »Sie haben Glück. Ich habe da noch ein Zimmer. Es wird Ihnen gefallen.« Ich lächle in den Hörer, weil nun alle sechs Zimmer für den gesamten Monat vermietet sind. »Für wen darf ich also die Buchung aufnehmen?«
Nachdem mir der Mann seinen Namen und Adresse durchgegeben hat, lege ich auf und gehe grinsend ins Esszimmer, um mit Dylan meine Freude zu teilen, obwohl es ihm wahrscheinlich am Hintern vorbeigeht, dass ich mich freue.
Doch als ich in den Raum trete, ist er leer. Keine Spur von Sawyer, wie auch vom alten Holzschrank nicht.
Ich hatte so sehr damit gerechnet, ihn nochmals zu sehen, ehe er das B&B verlässt. Umso enttäuschter bin ich jetzt, dass er es nicht für nötig gehalten hat, mir tschüss zu sagen. Und weil ich weitere sieben Tage warten muss, bis ich ihn wiedersehen werde.
Und danach? Dann hat er die Arbeit gemacht und wird wieder aus meinem Leben verschwinden. Ich werde ihn nicht mehr sehen oder hören, so wie vor meinem Auftrag. Als hätten wir nie miteinander gesprochen. Dieser Gedanke stimmt mich traurig.
Mit etwas weniger Enthusiasmus räume ich noch den Rest des Durcheinanders weg, das Dylan und ich angerichtet haben. Anschließend hole ich die Wäsche rein, lege sie zusammen und verstaue sie. Ich mache einen Rundgang und sehe nach, ob alle Türen verschlossen sind, bevor ich nach Hause gehe.
Gerade als ich das Blue House Inn verlassen will, kommen meine derzeit ältesten Gäste über die Auffahrt. Mr. und Mrs. Franklin.
»Hatten Sie einen schönen Ausflug?«, frage ich die beiden und halte ihnen die Tür auf.
Mrs. Franklin lächelt mich herzlich an. »Einen schönen Ort haben Sie hier. Wir sind so viel herumgelaufen, haben Gebäude und Geschäfte angesehen, dass mir jetzt die Füße wehtun.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Ach Kindchen.« Die Frau über sechzig legt eine Hand auf meinen Arm. »Das braucht Ihnen bestimmt nicht leidtun. Ich bedauere nur, dass wir nicht schon früher hergefunden haben.« Sie lächelt mir zwinkernd zu. »Und dass Sie nicht kochen, denn dann könnten wir unsere müden Knochen etwas ausruhen. Nicht wahr, Harris?«
Der Mann nickt und gibt ein zustimmendes Brummen von sich.
»Glauben Sie mir, meine Kochkünste wollen Sie gar nicht probieren«, sage ich lachend. »Waren Sie schon im Sea Fish, gleich am Meer?«
Beide schütteln zeitgleich den Kopf.
»Ich persönlich finde das Essen da ganz fein. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen einen Tisch reservieren und ein Taxi kommen lassen.«
»Nicht nötig, Liebes, wir schaffen das schon. Sie haben schon genug für uns getan.«
»Wie Sie meinen. Wenn Sie etwas brauchen, wissen Sie ja, wie Sie mich erreichen können. Jederzeit.«
»Machen wir. Aber Sie sind noch jung, also genießen Sie endlich Ihren Feierabend.« Mrs. Franklin lächelt mich abermals an, dann geht sie hinein, gefolgt von ihrem Mann.
Ich habe noch eine gute halbe Stunde, dann erwartet mich Emily im Hometown Diner. Also laufe ich schnell nach Hause und stelle mich rasch unter die Dusche. Mein Haus liegt gleich neben dem Bed and Breakfast. Nur einen kleinen Weg über den Rasen und schon bin ich da.
Ich hätte mir ein Zimmer im B&B einrichten können, aber auch wenn ich meine Gäste mag – jedenfalls die meisten – so brauche ich doch ein Stück Privatsphäre.
Mein Haus ist nichts Weltbewegendes, ein Bungalow mit zwei Zimmer und Küche. Für mich genügt es, da ich die meiste Zeit sowieso drüben bin. Vielleicht ändert sich das ja, wenn ich eine Familie habe. Denn davon träume ich. Ich wünsche mir eine Familie mit mindestens vier Kindern. Allerdings müsste ich dazu erst einmal den Richtigen finden.