Genial erfolgreich. Marcus Kutrzeba

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Genial erfolgreich - Marcus Kutrzeba

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sich über die Umstände, den Chef, ihren Partner oder die Politik und fühlen sich machtlos. Dabei sind sie, salopp gesagt, einfach nur verantwortungslos. Wer erfolgreich sein möchte, muss bereit sein, die Verantwortung für seine Ergebnisse zu übernehmen – für alle Ergebnisse. Geduld ist dafür eine zentrale Tugend, denn sie befähigt dich zu fokussiertem Handeln. Ich werde dir auch diesmal wieder keine Lösung für dein Problem, keine Anleitung für deinen Erfolg und keinen Leitfaden für ein geniales Leben liefern. Ich kann dir hier nur einen Denkanstoß für die Arbeit an deinem Mindset mitgeben. Die zwei wichtigsten Hebel dafür lauten Fokus und Geduld. Kannst du sie bedienen?

      Was bringt mir das? Was habe ich davon? Was springt für mich dabei heraus? Diese Fragen höre ich sehr regelmäßig von meinen Seminarteilnehmern und Kunden. Sie stellen sie mir im Zusammenhang mit beruflichen Themen genauso wie hinsichtlich ihrer privaten Beziehungen oder Konflikte. Die verbreitete Ansicht, wir müssten aus jeder Lebenslage einen direkten Vorteil ziehen, ist in meinen Augen eine riesige Falle. Denn in dem Moment, in dem wir uns fragen, was wir zukünftig als Gegenleistung bekommen, wird in uns immer das Gefühl wachsen, dass wir gegenwärtig zu wenig haben. Je öfter wir die Frage stellen, umso mehr werden wir uns im Mangel fühlen. Wir meinen dann, wir hätten zu wenig: Zeit, Geld, Dank, Anerkennung, Hilfe, Chancen, Möglichkeiten, was auch immer.

      Es kann einfach nichts Produktives, Schönes und Wertvolles aus einem Mangel- beziehungsweise negativen Gefühlszustand heraus entstehen. Weil die großen Dinge nur entstehen aus den Emotionen der Fülle, des Wachstums, der Zuneigung, der Liebe, der Hilfsbereitschaft und des Wohlwollens anderen gegenüber. Wenn du in diese Energie eintauchst, ändert es komplett den Ausgang jeder Situation. Dass du damit ein »Pionier der Menschlichkeit« werden könntest, weil diese Art von Gefühlen in unserer Gesellschaft mit Geringschätzung belegt sind, hast du ja schon in Kapitel 1.3 erfahren. Wichtig ist zu wissen, dass du allein entscheidest, welche Gefühle du spüren und deinem Handeln zugrunde legen möchtest. Wenn du das verstanden hast, weißt du erst, wie viel Kraft und Macht du über deinen eigenen Lebenserfolg hast.

      Unsere Gesellschaft ist aber abgestumpft. Schon als Kinder wurden wir sozialisiert mit Glaubenssätzen in der Art von »Wenn du brav bist, bekommst du ein Geschenk«, »Schau auf dich, sonst tut es keiner« oder »Den Letzten beißen die Hunde«. Die Behauptungen wurden – und werden noch immer – von Erziehungspersonen in gutem Glauben ausgesprochen. Sie dienen aber nur dem Ziel, den anderen zu lenken; sicher nicht, um ihn in seinen Lebenszielen zu fördern. Wenig verwunderlich sind die meisten Erwachsenen daher gewohnt zu fordern anstatt zu fördern, zu geizen anstatt zu gönnen und zu re-agieren anstatt zu agieren. Ohne äußere Anreize wie Belohnungen, Boni, Prämien, Rabatte, Gutschriften, eine Gehaltserhöhung, Beförderung, Sonderurlaub und andere Nützlichkeitserwägungen mag heute kaum mehr jemand einen Finger rühren. Daher nimmt auch die Bereitschaft zu geben ohne Gegenwert immer mehr ab. Dieser Punkt ist so zentral, dass ich ihm unter 2.4 ein eigenes Kapitel gewidmet habe.

      In meinen Anfangsjahren als Trainer feilte ich immer wieder an der Ausrichtung meines eigenen Unternehmens. Damals hielt ich die wirtschaftlichen Ziele wie Umsatzzahlen und Gewinne der Firmen, deren Beschäftigte ich trainierte, für meine wichtigsten Orientierungspunkte. So wurde es mir kommuniziert und ich nahm es für bare Münze, unerfahren wie ich damals war. In den Leitbildern vieler Unternehmen stand ohnehin der »Mensch im Mittelpunkt« – gemeint waren sowohl Kunden wie Mitarbeiter und sonstige Stakeholder. Was es jedoch konkret bedeutete, die Menschen in den Mittelpunkt unternehmerischer Tätigkeiten zu stellen, darüber wurde kaum gesprochen. Heute weiß ich, warum nicht.

      Mit den Jahren musste ich feststellen, dass nichts die Unternehmen härter traf als schlechte Stimmung und Konflikte am Arbeitsplatz, viele Krankenstände, eine allgemeine Job-Verdrossenheit oder hohe Mitarbeiterfluktuation. Dagegen halfen auch keine noch so genialen Incentive-Events zur Weihnachtszeit oder zum Jahresauftakt. Unterm Strich waren das alles Symptome für unternehmerischen Misserfolg. Denn wenn der »menschliche Erfolg« ausbleibt, ist es letztlich egal, was auf dem Papier oder in der Bilanz steht.

      Erfreulicherweise wandeln sich die Zeiten und Anschauungen gerade. Immer öfter wird schon abgerückt von den hochtrabenden Umsatz- und Unternehmenszielen, die, meist zu Beginn eines Geschäftsjahres, den Mitarbeitern gemeinsam mit opulenten Büffets als »Motivations-Booster« präsentiert wurden. Führungskräfte und Schlüsselpersonen in den Unternehmen wissen heute, dass dieses Vorgehen außer Druck nicht wirklich viel bringt. Die angepeilten Zahlen werden womöglich erreicht, aber um welchen Preis? Und: Geht es nicht besser?

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