Filmgenres: Horrorfilm. Группа авторов
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Augenfällig bei der Rezeption der Frankenstein-Verfilmungen ist, dass der Schwerpunkt eher auf dem ›Monster‹ und weniger auf dem namensgebenden Forscher liegt. Denn sowohl die Faszination für das personifizierte Deviante als auch die grundlegende Frage nach der Definition dessen, was menschliches Leben ausmacht, lassen sich am künstlich erschaffenen Körper eindrücklich visualisieren und emotionalisieren.
Der Forscher selbst steht – gemeinsam mit der Titelfigur aus Rouben Mamoulians Filmversion Dr. Jekyll and Mr. Hyde nach Robert L. Stevenson, die nicht zufällig im gleichen Jahr entstand – in der Ahnenkette ›verrückter Wissenschaftler‹, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in das literarische Gruselkabinett eingereiht haben, im selben Maße, wie sich im Zuge der industriellen Revolution Fortschrittsutopien entwickelten. Mit ihnen wird der Prototyp des ›Mad Scientist‹, der in seinem fanatischen Glauben an den Fortschritt nicht erkennt, welches Unheil er anrichtet, auch im Film etabliert.
Inzwischen haben sich das Frankenstein-Motiv und mit ihm das Monster als dessen ikonographischer Ausdruck zu einem Populärmythos entwickelt. Karloffs legendäre Verkörperung verselbständigte sich als Typus in etlichen nachfolgenden Filmen von Remakes über Parodien bis hin zu Werbespots für PKWs. Als Halloween-Verkleidung, Comicstrip oder Werbeträger geistern die Reinkarnationen des künstlich erschaffenen Wesens durch unsere Alltagskultur, geradezu eine ironische Wendung der Überwindung des Todes, die Frankenstein mit seiner Schöpfung anstrebte. Immer neue Varianten werden kreiert für immer neue Verfilmungen. Meist bleibt dabei die differenzierte Sichtweise von Whales Filmen auf der Strecke, wie schon bei der letzten Version mit Karloff Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn, 1939; Rowland V. Lee) oder in der erfolgreichen Hammer-Produktion The Curse of Frankenstein (Frankensteins Fluch, 1957; Terence Fisher) mit Christopher Lee als Ungeheuer und Peter Cushing als Baron. Im Unterschied zur Universal-Fassung dient das Monster mit seinen säureverbrannten Hautfetzen und dicken Narben nur der Erzeugung von Schockmomenten und stellt eine unzähmbare Bedrohung dar, seine Gewaltausbrüche sind unmotiviert, überraschend und inkonsequent.
Seit den sechziger Jahren finden auch parodistische Ansätze Verbreitung: In der Fernsehserie The Munsters, 1964–66 wöchentlich ausgestrahlt, ähneln die Mitglieder einer Familie verschiedenen Horrorfiguren, und der Vater Herrmann gleicht Karloffs Monster, was die alltäglichen Probleme verstärkt und ins Komische verschiebt, nicht zuletzt weil die Familie sich und ihr Verhalten selbst als völlig normal empfindet. Mel Brooks’ Schwarzweiß-Parodie Frankenstein junior (1974) bezieht sich nicht nur atmosphärisch auf die beiden Whale-Filme. Kenneth Strickfaden ist wie schon im ›Ur-Frankenstein‹ für die Effekte zuständig, wiederholt sie zum Teil sogar mit Original-Requisiten. Den Gegensatz des schmächtigen Schöpfers zu seinem kräftigen Geschöpf persifliert Brooks als erotischen Wunschtraum.
Diese freudianisch überspitze Deutung griff 1975 die Rocky Horror Picture Show unter der Regie von Jim Sharman wieder auf. Auf der Grundlage des von Richard O’Brien geschriebenen Bühnenstücks The Rocky Horror Show, das 1973 als erfolgreichstes Musical des Jahres gefeiert wurde, demaskiert der Kultfilm alle humanistischen Interpretationen spielerisch als Vermeidungsstrategien. An ihre Stelle tritt eine hedonistisch-rebellische Haltung. Die Utopie von der Erschaffung des Lebens entlarvt sich als männliche Allmachtsphantasie von der Überwindung der ödipalen Struktur, darauf ausgerichtet, die Gebärfähigkeit der Frau zu übertrumpfen. In der Rocky Horror Picture Show wird die erotische Beziehung Frankensteins zu seinem Geschöpf nicht länger nur angedeutet wie im ›Ur-Frankenstein‹: Der bisexuelle Transvestit Frank N. Furter erschafft sich einen Gespielen. Er ruft die Idee des neuen, der polymorphen Lust offenen Menschen aus und stellt mit seinem Geschöpf den Prototyp vor, dessen stilisierter Körperlichkeit nichts Beängstigendes mehr anhaftet: Das furchterregende Monster wird zum allseits begehrten Lustobjekt, der Schöpfungsakt zum Happening. Den in Whales Verfilmung präsenten Vorwurf der Vermessenheit deutet der Schöpfer in selbstbewusstem Stolz um: »In just seven days I can make you a man!«, ganz im Sinne des camp, der »Erlebnisweise, die das Ernste ins Frivole verwandelt« (Susan Sontag).
Nicht ins Komische, sondern ins Körperliche überzeichnet wird das Frankenstein-Thema in einem der ersten Splattermovies der Filmgeschichte: Paul Morrisseys Flesh for Frankenstein, 1973 unter der Trademark ›Andy Warhol‹ produziert, gipfelt in einer Schlusssequenz voller body horror, die die Entleiblichung des Leibes, das Zerlegen des Körpers in seine Bestandteile in all seiner blutigen Drastik zeigt. Statt in ein unabhängiges Leben zu fliehen, öffnet das Geschöpf mit bloßen Händen seinen eigenen Körper und reißt sich die Eingeweide heraus. In diesem brutalen Ausgang zeigt sich eine anthropologische Dimension des Frankenstein-Mythos, die den Leib des Menschen als die Hülle seiner Leiden begreift und ihn deshalb für unteilbar hält. Der Wunsch nach der Zeugung einer ›reinen Rasse‹, wie er auch in Mary Shelleys Roman als Allmachtsphantasie schon angelegt ist, wird in seiner faschistoiden Bedenklichkeit thematisiert. So findet das grausame Ende in einem Keller statt, der in seinem geradlinigen Monumentalismus an faschistische Architektur erinnert. Im Hintergrund streckt eine Skulptur die Hand wie zum Hitlergruß empor. Auch der unverkennbar deutsche Akzent Udo Kiers als Frankenstein ist als klarer Hinweis auf die ideologische Bedeutung seiner eugenischen Experimente zu verstehen. Als er seine Objekte zerstört vorfindet, ruft er wie eine schaurige Drohung aus: »But my work will live on!«
Das Endduell zwischen Schöpfer und Geschöpf aus der Literaturvorlage unterschlagen alle Frankenstein-Filme – bis sich Kenneth