USA. Hannelore Veit

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ist ein geduldiger Vater. Dass er seine Kinder liebt, ist augenscheinlich.

      Ganz klein hat John angefangen, erzählt er. Mit sehr, sehr wenig Geld hat er nach der Highschool und während seiner College-Jahre seine Autowerkstatt gegründet. Er war in den ersten Monaten nicht sicher, ob er finanziell überleben wird oder den Traum von der Selbstständigkeit wieder aufgeben und sich einen Job suchen muss. »Aber ich habe hart gearbeitet, habe die richtigen Entscheidungen getroffen – und habe im Lauf der Zeit ein Business aufgebaut, mit dem ich meine Familie erhalten kann.« Er zitiert seine Regeln des Erfolgs, die der Ökonom Walter E. Williams aufgestellt hat: die Highschool abschließen, einen Job annehmen, erst Kinder kriegen, wenn man verheiratet ist, und nicht in die Kriminalität abrutschen. An diese Regeln hat er sich gehalten, sagt John stolz.

      Johns konservative Welteinstellung hat sich erst im Erwachsenenalter gefestigt. In seinen Highschool-Jahren war er eher liberal, erzählt er mir, das war die überwiegende Stimmung an den Schulen und Universitäten in den 1980er, 1990er Jahren, er wollte nicht gegen den Strom schwimmen. »Wie die meisten jungen Menschen in meinem Umfeld war ich ein bisschen links.« Aber nach und nach hat er seine Meinung geändert, ganz besonders, als er begonnen hat, für die Republikanische Partei zu arbeiten, anfangs nur des Geldes wegen, aber dann immer mehr auch wegen deren Ideologie. »Da gehöre ich hin, zu dieser Überzeugung bin ich gekommen. Das sind die Ideale, an die ich glaube und die ich eigentlich immer schon hatte.«

      Weniger Staat, mehr privat, das ist Johns Credo. »Zu viele erwarten, dass der Staat alles für uns tut, uns alles gibt. In den letzten zehn Jahren haben wir begonnen, vieles als unser Recht zu sehen, was gar nicht in der Verfassung steht, was die Gründerväter der Republik gar nicht so wollten.« Es ist ein klarer Seitenhieb auf die Demokraten und »die Linken« mit ihrer Vorsorgementalität, wie er sagt. Eine Regierung, die den Menschen alles gibt, macht sie abhängig, so seine Philosophie: »Großzügige Unterstützungsprogramme halten viele davon ab, Arbeit zu suchen und Eigeninitiative zu ergreifen. Die Machthabenden schaffen sich damit einen großen Wählerblock, der ihnen den Machterhalt garantiert. Selbstlos ist daran gar nichts, im Gegenteil.«

      Hart arbeiten, das ist Johns Motto. Business – das ist für ihn die Essenz des amerikanischen Traums. Er bedauert, dass das protestantische Arbeitsethos verlorengegangen sei. »Die Menschen müssen wieder Initiative zeigen, Ambitionen haben, müssen sich mehr im Job engagieren. Sie müssen den Dollar wieder schätzen lernen, harte Arbeit schätzen lernen. Ich glaube, diese Mentalität existiert nicht mehr in Amerika.«

      Es sind republikanische Werte, die John hochhält.

      Neben seiner Autowerkstatt betreibt John noch ein kleines Zusatzgeschäft, das mehr Hobby ist als Geldbringer. Es ist ein kleines, aber feines Hobby. Er führt mich in eine Halle hinter der Werkstatt: An die 20 amerikanische Schlitten aus den 1960er und 1970er Jahren stehen da, alle liebevoll restauriert. John ist auf Lincolns spezialisiert. »Das ist ein 1978er Lincoln Continental Mark 5, Diamond Jubilee Edition, in lindgrüner Speziallackierung«, erklärt er mir und hebt die Stoffhülle, die das Auto vor Staub schützt. Manche der Autos tragen die Initialen der Erstbesitzer, es sind Spezialanfertigungen, wunderschön, aber für Reisen durch das Land ungeeignet. »Sie sind Benzinfresser, das geht ins Geld«, muss John eingestehen. Er nützt seine Sammlung für Ausflüge mit gleichgesinnten Freunden. »Cruise nights« nennen sie das. Wenn ein Kunde sich in einen seiner Oldtimer verliebt, dann verkauft John sie auch – zwischen 3000 und 10 000 Dollar kosten die meisten Autos, an einer kleinen Tafel in der Werkstatt sind die Kaufpreise angeschrieben. Aus gutem Grund fast versteckt: Am liebsten behält John die Autos selbst.

       Delegierter 1237

      Kommen wir noch einmal zurück zu Donald Trump. John ist Republikaner, und nicht nur das: Er ist in der Republikanischen Partei in North Dakota engagiert.

      »Haben Sie gewusst, dass ich Mister 1237 bin?«, fragt er mich. Als ich ihn fragend anschaue, lächelt er verschmitzt. »Ich war der Delegierte, der Trump 2016 die Nominierung sichergestellt hat«, sagt er stolz und erzählt mir die Geschichte.

      Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) wollte wie viele andere amerikanische Medien die erste sein, die ankündigt, dass Trump die für die Nominierung nötige Zahl der Delegierten hinter sich hat. 1237 Delegiertenstimmen musste Trump erreichen, um in den Vorwahlen von keinem anderen republikanischen Kandidaten mehr übertrumpft werden zu können. Also startete die AP Ende Mai 2016 einen Telefon-Rundruf und landete bei John, der gerade mit einem anderen Delegierten auf dem Weg zu einer Veranstaltung war. »Wie viele Stimmen haben sie schon?, habe ich den Reporter gefragt. 1235 war seine Antwort. Fragen Sie doch zuerst Ben Koppleman, er ist mein Beifahrer«, erzählt John. Der AP-Reporter tut es, Koppleman bestätigt: Er wird für Trump stimmen. »Haben Sie jetzt 1236 Stimmen für Trump? Dann fragen Sie mich nochmal! Now I’m your guy!« Johns Stimme war damit die 1237ste für Donald Trump, die Stimme, die ihm auf dem Parteitag die Kür zum Präsidentschaftskandidaten garantiert hat. Für die Medien war John ab diesem Zeitpunkt Mister 1237. Beim Parteikonvent in Cleveland ein paar Monate später, im Sommer 2016, war John dann auch Mitglied der Delegation aus North Dakota – die Delegation aus dem kleinen und eher unwichtigen Bundesstaat hatte einen Ehrenplatz in der Versammlung, weil, wie es im US-Politjargon heißt, »they carried Trump over the top«, sie haben ihm die Nominierung gesichert.

       Trump-Fan auch drei Jahre später

      John ist ein Trumper der ersten Stunde. Aber hat Trump in seiner Amtszeit gehalten, was er versprochen hat? Im Vorwahlkampf 2020 fliege ich noch einmal nach Fargo. Drei Jahre Trump, drei Jahre Populismus mit erratischer Außenpolitik, mit nicht eingehaltenen Versprechen und einem Image im Ausland, das zwischen Showman auf Ego-Trip und gefährlichem starkem Mann schwankt.

      Es ist Jänner und ich erfahre, was Winter im nördlichen Mittleren Westen wirklich heißt. Der Tag ist sonnig und strahlend schön, aber klirrend kalt – minus 29 Grad Celsius zeigt das Thermometer. Der Red River ist zugefroren, im Landeanflug auf Fargo als Fluss nur zu erkennen, weil sich ein weißes Band in Mäandern durch die Stadt schlingt. Schneefahrbahnen gibt es auch im Stadtzentrum. Fußgänger sieht man kaum – wenn, dann gleichen sie dick vermummten Michelin-Männchen. Ihre Autos lassen die Fargoans laufen, wenn sie Besorgungen erledigen – und sie parken möglichst direkt vor der Tür. Jeder Schritt weniger zählt.

      In Johns Werkstatt warten mehrere Kunden auf ihre Autos. Winter ist Hochsaison. Zeit für ein Gespräch über Politik hat John Trandem aber immer.

      Wenig überraschend fällt die Bilanz nach drei Jahren Trump für John positiv aus. »Trump hat eine Steuerreform durchgesetzt, die hat fast allen etwas gebracht. Und ich bin sehr zufrieden, dass er Obamacare weitgehend entschärft hat«, sagt John und bringt Beispiele, warum Obamacare schlecht war: »Wir hatten eine Krankenversicherung, bevor Obamacare Gesetz wurde, wir haben etwas mehr als 400 Dollar Prämie im Monat gezahlt, der Selbstbehalt lag bei 6000 Dollar. Obama hat versprochen, dass jede Familie 2500 Dollar im Jahr sparen würde, dass wir unsere Ärzte und auch unsere Krankenversicherung behalten könnten. Eine Lüge. Es hat nicht lange gedauert, dann gab es unsere Krankenversicherung nicht mehr. Sie haben uns eine andere angeboten: Die Prämie war dreimal so hoch, der Selbstbehalt war viermal so hoch. Also waren wir acht Jahre lang gar nicht versichert. Wir haben uns dann einer christlichen Selbstversicherungsgruppe angeschlossen. Ich hatte eine Operation, die war gedeckt, die Hebamme für meine Frau ebenfalls. Das funktioniert für uns und unsere Selbstversicherung ist auch staatlich anerkannt. Aber bei Verwandten von mir ist das anders. Sie waren früher versichert. Die Prämien waren mit Obamacare plötzlich sehr viel höher, sie konnten sich die Versicherung nicht mehr leisten. Um einen Zuschuss zu erhalten, haben sie ein bisschen zu viel verdient. Weil sie keine Versicherung hatten und sich keine leisten konnten, mussten sie – weil Obamacare das so vorschrieb – fast 2000 Dollar im Jahr Strafe zahlen. Das ist unfair. Damit hätten sie Arztrechnungen

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